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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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das Leben ist ein ungleichgewichtiger Zustand, ein Geflecht aus sich gegenseitig verstärkenden Ungleichgewichten – deswegen die fundamentale Ungerechtigkeit, die in dieser Hierarchie des Einkommens wirkt.« Er hob den Zeigefinger, ein dunkler Mephisto vor dem hellen Häusermeer der Stadt. »Und schließlich kommen wir zur obersten Kategorie des Einkommens, zur optimalen Vervielfältigung Ihrer selbst, zur ultimativen Hebelwirkung. Dies ist die Stufe, in der Ihr Geld weiteres Geld verdient. Wir reden vom Kapitalmarkt, vom Bereich der reinen Finanzen. Ein Unternehmen zu besitzen ist einträglich, aber es wird immer schwieriger zu handhaben, je größer es ist, als gäbe es Kräfte, die unbegrenztem Wachstum entgegenwirken. Nicht so bei Geld. Ob Sie eine Million, hundert Millionen oder hundert Milliarden durch die Kanäle des weltweiten Finanzverbundes strömen lassen, der Aufwand ist derselbe. Sie, Mister Fontanelli, befinden sich in dieser obersten Stufe. Sie müssen überhaupt nicht mehr arbeiten, denn Ihr Geld arbeitet für Sie, und es bringt Ihnen jedes Jahr mehr Geld ein, als der nach Ihnen reichste Mann der Welt besitzt. Merken Sie etwas davon? Strengt es Sie an? Nicht die Spur. Es kann immer so weiter gehen. Von hier aus gibt es nach oben keine Grenze mehr.«
    McCaine verließ mit einem heftigen Ruck, der John beinahe erschreckte, seinen Platz am Fenster und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Geld«, rief er aus, »ist die größte Kraft auf diesem Planeten. Wenn Sie Geld haben, haben Sie alles andere auch. Sie haben einen Namen. Sie genießen Ansehen. Man erweist Ihnen Achtung. Man liebt Sie! Ja, ich weiß, man sagt Money Can’t Buy Me Love – aber damit ist es so wie mit den meisten Weisheiten aus Volkes Mund: absoluter Blödsinn. Natürlich können Sie eine Frau für sich gewinnen, ohne etwas zu haben oder etwas zu sein, aber dazu müssen Sie zumindest liebenswert, attraktiv und aufmerksam sein. Sie müssen sich richtig ins Zeug legen. Und Sie können so attraktiv und liebenswert sein, wie Sie wollen – wenn Sie nicht reich sind, bleiben bestimmte Frauen unerreichbar für Sie. Nennen Sie mir ein einziges Fotomodell, das mit einem Schreiner oder Kioskverkäufer verheiratet ist: Sie werden keines finden. Glauben Sie, dass Onassis Jackie Kennedy heiraten konnte, weil er so umwerfend gut aussah? Bullshit. Er konnte sie flachlegen, weil er einer der reichsten Männer der Welt war, so einfach ist das. Geld macht sexy.«
    »Mmh«, machte John und dachte an Constantina. Und an diese deutsche Journalistin, die angebliche Geschichtsstudentin, Ursula irgendwie. Bei der hatte ihn Geld alles andere als sexy erscheinen lassen.
    »Sie brauchen nicht schön zu sein, wenn Sie reich sind. Sie brauchen nicht einmal intelligent sein oder talentiert, denn Sie können Intelligenz und Talent kaufen . Es ist besser, reich zu sein als ein Künstler, denn mit Geld können Sie Kunst kaufen – ach was, Sie können sogar Künstler kaufen!« McCaine hielt inne, heftig atmend, sah ihn an. »Sie brauchen nicht einmal ein guter Händler zu sein, wenn Sie viel Geld haben; denn dann können Sie die Konkurrenten aus dem Markt drängen. Auch ein guter Unternehmer brauchen Sie nicht zu sein; denn Sie müssen ein Unternehmen nicht mühsam gründen und aufbauen in jahrelanger, entbehrungsreicher Arbeit, mit Nachtschichten und Sonntagsarbeit und Wochen panischer Angst, weil Schecks nicht kommen – Sie können es fix und fertig kaufen! Verstehen Sie, wovon ich rede? Verstehen Sie, was Geld in Wirklichkeit bedeutet, was es ist? Geld, Mister Fontanelli – ist Macht .«
    John merkte, dass sein Mund offen stand, und er klappte ihn wieder zu.
    McCaine kam langsam auf ihn zu, die Hände in beschwörender Geste vor der Brust. »Sie sind in einer unvergleichlichen Position, Mister Fontanelli. Sie können der mächtigste Mann der Welt werden. Ihr Geld, Ihre tausend Milliarden Dollar sind wirksamer als alle Atomraketen, denn Geld ist der Lebenssaft der Welt, ihr Blut, ihr bestimmendes Element. Wenn Sie das Geld beherrschen, haben Sie die Welt an den Eiern.« Er wies auf das Buch, das immer noch auf der Seite mit dem Diagramm, das den Übergang in eine Welt nachhaltiger Existenz zeigte, aufgeschlagen war. »Von selber wird das da niemals kommen. Ich weiß es, Sie wissen es, jeder weiß es. Die vergangenen zwanzig Jahre haben es über jeden vernünftigen Zweifel hinaus bewiesen. Die einzige Chance, die es noch gibt – und der Grund, warum die

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