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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Vermögen in den Sand setzen.«
    Er öffnete einen Schrank, der voller Ordner stand. »Die aktuellen Bilanzen der wichtigsten Unternehmen der Welt. Können Sie sie lesen? Können Sie herausfinden, welche davon bedeutend und welche marode sind? Werden Sie verstehen, wovon die Rede ist, wenn Sie einer Aufsichtsratssitzung beiwohnen oder einer Sitzung des Zentralbankrats? Können Sie fundiert mit dem Internationalen Währungsfonds verhandeln?« Er schloss den Schrank wieder. »Ich habe mich nicht fünfundzwanzig Jahre lang vorbereitet, nur um Ihnen zu sagen, in welcher Richtung die Lösung liegt. Ich habe es getan, um mit Ihnen zu gehen. Um die ganze Detailarbeit zu tun. Was Sie tun müssen, ist, die großen Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie mich rufen, lasse ich hier alles liegen und stehen, verkaufe meine Firma, breche alle Brücken hinter mir ab, ohne Wenn und Aber. Wenn Sie mich rufen, werde ich mich hundertprozentig engagieren. Alles, was Sie tun müssen, ist, die Entscheidung zu treffen, dass Sie das wollen.«
    John hatte unwillkürlich begonnen, seine Wangen zu massieren. Als er sich dessen bewusst wurde, hörte er auf und legte die Hände wieder auf seine Knie. Er war immer noch durstig, und er hatte immer noch Kopfschmerzen. »Aber nicht jetzt gleich, oder?«
    »Wann immer Sie rufen, stehe ich bereit. Und Sie sollten erst rufen, wenn Sie sich Ihrer Sache sicher sind.«
    »Das ist jetzt alles ein bisschen viel gewesen für einen Vormittag. Ich muss darüber nachdenken.«
    McCaine nickte. »Ja. Selbstverständlich. Ich werde einen Wagen kommen lassen, der Sie zum Flughafen zurückbringt.« Er sah auf die Uhr. »Es müsste gerade für die nächste Maschine nach Rom reichen. Bitte verstehen Sie es nicht als Unhöflichkeit, wenn ich Sie nicht zurück nach Heathrow begleite – ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte, und ich will Sie bei Ihrer Entscheidung nicht bedrängen. Bitte verstehen Sie es so. Als eine Art dezenten Rückzug.«
    »Ja, ich verstehe.« Es war ihm recht, sehr recht sogar. Noch eine Geschichtslektion mehr, und sein Kopf würde platzen. Wenn dieser McCaine so arbeitete, wie er redete – ohne Pause, ohne Rücksicht auf körperliche Bedürfnisse –, würde er mit einer Billion Dollar im Rücken die Weltwirtschaft wahrscheinlich tatsächlich niederbügeln. »Ich muss darüber in Ruhe nachdenken. Darüber schlafen.« Und am Flughafen würde er mit Marco erst einmal etwas essen gehen.
    »Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nicht an.«
    »Vielleicht wäre es sinnvoll, dass Sie mir – jetzt, da ich Ihren Namen kenne – auch Ihre Telefonnummer geben?«
    »Das hätte ich ohnehin getan.« McCaine ging zu seinem Schreibtisch und holte eine Visitenkarte, in Folie eingeschweißt wie ein Ausweis. Malcolm McCaine stand darauf und eine Telefonnummer, sonst nichts.
    »Ein Wort noch auf den Weg«, meinte McCaine, während sie zum Abschied die Hände schüttelten. »Bitte warten Sie nicht zu lange. Auch wenn es nicht auf einen Tag mehr oder weniger ankommt, läuft uns die Zeit doch davon. Ich glaube an die Menschheit, und ich möchte, dass sie eine Zukunft hat – aber ich glaube auch, dass Giacomo Fontanellis Plan die letzte Chance ist, die wir haben.«
     
    John hielt die Augen geschlossen, während die Maschine abhob, und es tat so gut, sie geschlossen zu haben, dass er sie auch nicht öffnete, als sie in der Luft waren. Er schlief nicht, und eigentlich dachte er auch nicht nach. Es war eher, als hätten die eindringlichen Reden McCaines vielfältige Echos in ihm hervorgerufen, und er verfolgte nun, wie sie in ihm widerhallten und sich schließlich verloren.
    Als das Essen kam, machte er die Augen wieder auf, und sofort beugte sich Marco zu ihm herüber, der offenbar nur daraufgewartet hatte. »Signor Fontanelli, darf ich Sie etwas fragen?«
    John nickte müde. »Sicher.«
    »Waren Ihre Verhandlungen erfolgreich?«
    John überlegte kurz. Was sollte er Marco davon erzählen? Was konnte man überhaupt davon erzählen? »Ich bin mir noch nicht sicher.«
    »Könnte es sein, dass wir künftig öfter nach London kommen?«
    »Hmm.« John horchte in sich hinein. »Ja. Doch, könnte sein.«
    Marco setzte ein breites Lächeln auf. »Mir soll’s recht sein«, meinte er. »London gefällt mir.«
    John sah verwundert hoch. »Woher wollen Sie denn das wissen? Sie haben doch praktisch nichts davon gesehen.«
    Marco lächelte. »Genug, um das zu wissen.«

20
    »Was würdest du an meiner Stelle mit dem Geld

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