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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich fügen müssen. Und einige müssen die Lektionen eher lernen als andere. Das ist die Wahrheit, auch wenn ich das vor einer Fernsehkamera natürlich nie sagen würde.«
    John nickte, sah zu, wie auf dem Schirm eine Puppe, die Donald Rash darstellte, aufgehängt und angezündet wurde. Er verstand die Leute und ihre Wut, aber er verstand genauso, dass sie nicht die großen Zusammenhänge sahen, wie auch? Es fühlte sich alles so falsch an, so hässlich, aber es gab keine Alternative.
    Immerhin, sie hatten gewonnen. Auch wenn der Sieg schal schmeckte.
     
    Kurz darauf flog John Salvatore Fontanelli, reichster Mann der Welt, immer noch, reicher sogar denn je, zu einem Gespräch mit dem Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds nach Washington. In den Zeitungen war inzwischen der Begriff Asienkrise gebräuchlich; den letzten Meldungen zufolge geriet nun auch die indische Rupie unter Druck und der südkoreanische Won ebenfalls.
    Johns Flugzeug landete mit Sonderpriorität auf dem Washingtoner Flughafen und wurde in einen weiträumig abgesperrten Bereich dirigiert, wo drei schwarze Limousinen mit abgedunkelten Scheiben warteten, von denen eine John zum Sitz des IWF fahren sollte, während die beiden anderen eventuell wartende Fotografen und Reporter ablenken würden. John erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf das IWF-Gebäude, einen klobigen Stahlbetonklotz mit eigentümlichen Fensterumrahmungen im obersten Stock, die wie Entlüftungsschächte aussahen, ehe der Wagen in eine Tiefgarage hinabtauchte, von der aus man ihn und seine Begleiter – Juristen und Volkswirtschaftler mit dicken Aktenmappen und wichtigen Mienen – durch Gänge und Aufzüge in ein weitläufiges Besprechungszimmer geleitete. Dort erwartete sie ein gut gekleideter Mann mit kurzgeschorenen, silbergrauen Haaren, dessen Hand kalt war, als John ihm die seine zur Begrüßung reichte.
    »Mein Name ist Irving«, sagte der Mann mit leiser, präziser Stimme, »Robert Irving. Mister Camdessus lässt Ihnen seine herzlichsten Grüße ausrichten und sein tiefes Bedauern, aber er ist heute leider aus persönlichen Gründen verhindert. Er hat mir jedoch Vollmacht erteilt, mit Ihnen zu sprechen.«
    John hörte, wie seine Begleiter sich ebenso vernehmlich wie unwillig räusperten. Einer beugte sich herüber und wisperte ihm ins Ohr: »Ein Vorwand, Sir. Wir sollten einen neuen Termin ausmachen und zurückfliegen.« Aber das kam ja überhaupt nicht infrage. Er war während des ganzen Fluges kaum von der Toilette gekommen vor Anspannung und Nervosität; er wollte es hinter sich bringen.
    Außerdem gab es nichts zu verhandeln – er würde sagen, was zu sagen war, und fertig. John setzte ein Lächeln auf und sagte: »Sehr gern.«
    Sie versammelten sich also um einen Tisch, John und seine Begleiter auf der einen, Irving und sein Stab auf der anderen Seite. Ein Platz auf der Seite des IWF blieb leer. »Einer meiner Mitarbeiter kommt etwas später«, sagte Irving. »Wir fangen ohne ihn an.«
    Aktengeraschel, Füllerkappen wurden abgeschraubt, Notizblöcke zurechtgeschoben. Denken Sie daran, dass Sie mindestens zehnmal so viel Geld kontrollieren wie der Währungsfonds, hatte McCaine ihm eingeschärft. Sie haben allen Grund, Sie zu fürchten. John räusperte sich und begann die kurze Ansprache, die er mit McCaine zusammen eingeübt hatte. Dass sie die Entwicklung in Asien mit Sorge beobachteten, nicht der augenblicklichen Finanzkrise wegen, sondern vor allem unter dem Aspekt langfristiger Entwicklungen. Dass es namentlich die Bevölkerungsentwicklung auf den Philippinen sei, die zu Sorge Anlass gebe.
    »Sie wissen, dass ich mich bemühe, eine alte Prophezeiung zu erfüllen«, sagte John, während er spürte, wie ihm das Herz im Leibe pochte vor Anspannung. »Worum ich Sie bitten möchte, ist, uns bei diesen Bemühungen beizustehen. Ich halte diese Bitte nicht für anmaßend, denn letztlich ist es ja das Wohl aller, auf das wir abzielen.« Sie können es sich erlauben, sanft zu sprechen und höfliche Bitten zu äußern, hatte McCaine gesagt. Sie sind so mächtig, dass Sie es nicht nötig haben, zu drohen, denken Sie daran. »Wir haben die Möglichkeit, die Krise der asiatischen Finanzmärkte zu beenden. Wir bieten an, dies zu tun, wenn der IWF den Katalog seiner regulativen Maßnahmen in dieser Region um eine bevölkerungspolitische Komponente erweitert – sprich, dafür sorgt, dass aktive Geburtenkontrolle erlaubt und durchgeführt wird.« Ein

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