Eine Billion Dollar
immer noch das Gefühl, zu träumen. »Aber bisher hat doch noch niemand so etwas wissen wollen.«
»Bisher haben wir es auch nur mit armen Schluckern zu tun gehabt. Das jetzt sind Bankiers, John – Männer, die zusammen über mehr Geld gebieten, als Sie besitzen. Nicht einmal wenn wir den ganzen Konzern wieder verkaufen würden, hätten Sie so viel Kapital, wie diese Leute uns zur Verfügung zu stellen bereit sind. Das Geld anderer Leute, John. Ich habe Ihnen ja erklärt, dass das der Schlüssel ist.«
John nickte. »Schon, ja – aber ich wüsste nicht, wie ich heute Nachmittag noch zu Frau und Kind kommen sollte«, sagte er und wurde die Befürchtung nicht los, McCaine könnte schon genau so etwas vorbereitet haben, eine Blitzheirat mit anschließender Adoption eines Kindes zum Beispiel.
McCaine schüttelte den Kopf. »Sie brauchen nicht Frau und Kind, Sie brauchen einen Erben. Und den zu bekommen geht schnell und einfach.« Er zog ein Blatt Papier aus der Schublade und griff nach einem Stift und schob ihm beides hin. »Setzen Sie ein Testament auf und bestimmen Sie mich zu Ihrem Erben.«
»Sie?«
»Halt«, machte McCaine und hob warnend die Hand. »Nicht dass Sie mich falsch verstehen. Es geht nur darum, dass ich den Leuten vom Bankverein etwas zeigen kann. Und da sie mich kennen, wird es am überzeugendsten sein, wenn ich als Ihr Erbe eingesetzt bin.« John starrte auf das weiße Blatt Papier, auf den Stift. »Ist das jetzt«, fragte er langsam, »wieder ein Test? Eine Lektion in Umgang mit Macht?«
»Gute Frage. Die Antwort ist nein. Sie brauchen das nicht zu tun. Ich kann versuchen, den Bankverein anders zu überzeugen. Allerdings weiß ich nicht, wie.« McCaine legte die Hände auf den Tisch vor sich, die Handflächen nach oben gerichtet, und sah ihn ernst an. »Es würde uns sehr viel helfen.«
John sah ihn an, fühlte sich schmutzig, elend, hilflos. Einen Moment hatte er McCaine im Verdacht gehabt, ihn anschließend ermorden zu wollen, jetzt schämte er sich fast für den Gedanken. Fast.
Er setzte sich, zog das Blatt zu sich heran, nahm den Stift und schraubte die Kappe herunter. »Das ist also nur, wie sagt man, pro forma ?«
»Ja.«
»Was muss ich schreiben?«
»Ich diktiere Ihnen. Zuerst die Überschrift. Mein letzter Wille.«
John setzte an, hielt inne. »Wäre es nicht besser, mit der Schreibmaschine zu schreiben?«
»Im Gegenteil, dann wäre es ungültig. Testamente müssen von Hand geschrieben sein.«
»Aber meine Handschrift ist schrecklich.«
»Darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an, dass es Ihre Handschrift ist.«
»Wenn Sie meinen.« John setzte wieder an, hielt wieder inne. »Was ist mit meinen Eltern? Kann ich hineinschreiben, dass Sie sie zeitlebens versorgen müssen?«
McCaine seufzte. »Von mir aus. Ja, schreiben Sie ‘s hin. Und erwähnen Sie Ihre Brüder auch. Aber steigern Sie sich jetzt nicht zu sehr rein. Das soll ein Papier werden, das ich bei solchen Sitzungen wie heute Abend vorzeigen kann, nichts weiter. Sobald Ihr erstes Kind das Licht der Welt erblickt, setzen Sie ein Testament zu dessen Gunsten auf, und dann hat alles seine endgültige Ordnung.«
»Hmm«, machte John. Das gefiel ihm alles trotzdem nicht. Ganz und gar nicht. Die Finger, die den Stift umklammerten, waren an den Spitzen bleich, so fest drückten sie zu. War es, weil er den Gedanken an seinen eigenen Tod immer möglichst weit von sich geschoben hatte und es geradezu ein Schock war, sich unvermittelt damit beschäftigen zu müssen? Sein Tod, der Tod der Zukunft, der Tod der Menschheit… Wie war er in all das hineingeraten? Wo waren die unbeschwerten Tage geblieben, als er weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft einen Gedanken verschwendet hatte? Alles in ihm wollte aufspringen und flüchten, wollte nicht an Tod denken, nicht an Eiszeiten, Ozonlöcher, Seuchen, Kriege.
»Schreiben Sie«, sagte McCaine.
Und John schrieb. Ich, John Salvatore Fontanelli, bestimme bei voller geistiger Gesundheit Folgendes zu meinem letzten Willen…
»Danke«, sagte McCaine, als John unterschrieben hatte und ihm das Blatt hinschob.
Den Mai und Juni hindurch erschütterten spekulative Attacken auf die thailändische Währung Baht die Finanzmärkte. Thailand und Singapur versuchten gemeinsam, den Baht zu stützen, doch Anfang Juli musste die Regierung den Kampf aufgeben und den Baht vom US-Dollar abkoppeln.
Am 8. Juli 1997 intervenierte die Zentralbank von Malaysia zugunsten der Landeswährung
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