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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Boss persönlich. Nach dem alle Welt in Mittelamerika suchte. Den man schon für tot hielt, und hier stand er, direkt vor dem Fenster! Der Pförtner winkte ihm zu, dass er ihm aufmachen werde, selbstverständlich, sofort, eilte um das Pult herum, zur Außentür, steckte seine Schlüsselkarte in die innere Entriegelung und zog die Türe auf, um ihn einzulassen, zusammen mit einem Schwall nasser Kälte.
    »Mister Fontanelli, was für eine Freude… Ich wusste nicht… Ich dachte, Sie…«
    »Ja, danke«, erwiderte John Fontanelli. »Es geht mir gut.«
    Der Pförtner war noch ganz außer Atem. »Es tut mir leid wegen des Zugangscodes«, versicherte er. »Mister McCaine hat Ihren Code sperren lassen, sicherheitshalber…«
    »Aktivieren Sie ihn bitte wieder.«
    »Ich… also, er ist heute gar nicht im Haus, Mister McCaine, meine ich…«
    »Ich weiß«, sagte Fontanelli.
    »Er ist in Kopenhagen, wissen Sie, wegen der Verleihung…«
    »… des Gäa -Preises«, nickte Fontanelli, »ich weiß. Sagen Sie, wie viele Sicherheitsleute sind heute da?«
    Der Pförtner blinzelte. »Oh«, machte er, überrascht von der Frage, »ich denke… ich nehme an, die normale Wochenendschicht. Zwölf Männer, denke ich.«
    »Rufen Sie sie«, befahl Fontanelli. Er deutete auf das rote Telefon auf dem Pförtnerpult. »Zehn von ihnen sollen mit mir kommen. Und sie sollen mitnehmen, was sie an Nachschlüsseln, Werkzeug und Brecheisen haben.«
     
    Die Streicher trugen Fräcke und stimmten ihre Instrumente. Ein alter Mann in Livree ging durch den Saal und rückte Stühle, bis sie wie mit dem Lineal ausgerichtet dastanden. Die Männer von der Beleuchtung schraubten an Kabeln und Stativen herum und berieten sich mit den Leuten von den Fernsehteams. Zwei Bühnenbildnerinnen legten letzte Hand an die Dekoration, ein kunstvoll drapiertes Banner mit dem Signet des Gäa -Preises. Inmitten dieses Treibens standen drei Afrikanerinnen in ihren prachtvollen Festkostümen und versuchten zu verstehen, was der Zeremonienmeister von ihnen wollte. Die drei Frauen waren die Vertreter der diesjährigen Preisträger, einer Fraueninitiative, die am Rand der Sahel-Zone ein erstaunliches Wiederaufforstungsprojekt gestartet hatte und in Eigeninitiative durchführte.
    McCaine saß in einem Sessel in der hintersten Reihe und beobachtete die Vorbereitungen für den festlichen Abend. Mit Schloss Christiansborg, einem ausladenden, ehrfurchtgebietenden grauen Bauwerk in Sichtweite des Hafens, war ein angemessener Veranstaltungsort gefunden worden: Immerhin war hier sowohl der Sitz des Folketing, des dänischen Parlaments, wie auch des Obersten Gerichts, und die königlichen Repräsentationsräume ließen an Pracht und Prunk nichts zu wünschen übrig. Leider war es nicht gelungen, ihre königliche Hoheit, Margarete II., von Gottes Gnaden Königin von Dänemark, dazu zu bewegen, den Preis zu überreichen; diese Aufgabe fiel nun dem Ältesten der Juroren zu. Immerhin würden Königin und Prinzgemahl dem Festakt beiwohnen, und McCaine hatte die Fernsehteams eindringlich ermahnt, sie bei der Übertragung so oft wie möglich ins Bild zu bringen. Man hatte Einladungen an Umweltverbände in aller Welt verschickt, von denen die meisten sich nicht lange hatten bitten lassen; in den besten Hotels von Kopenhagen waren vermutlich noch nie so viel über Umweltschutz debattierende Gäste gesehen worden wie an diesem Wochenende. Fontanelli Enterprises hatte sich, auf die Wirkung der vorangegangenen Öffentlichkeitsarbeit vertrauend, bei der Ausgestaltung des Festaktes äußerste Zurückhaltung auferlegt; wer das dunkelrote f sehen wollte, musste regelrecht danach suchen. McCaine würde, in Vertretung des bedauerlicherweise verhinderten John Fontanelli, lediglich eine kurze Begrüßungsansprache halten.
    Alles war also bestens, als eine der Sekretärinnen neben McCaine auftauchte. »Ein Anruf aus London«, sagte sie und reichte ihm einen Zettel.
    Es war ungefähr der Moment, in dem John Fontanelli vor der mit einem Codeschloss gesicherten Tür von McCaines Büros zu den zehn Sicherheitsmännern mit den Brechstangen sagte: »Aufbrechen.«
    McCaine las die Notiz. »Fontanelli?«, zischte er und sah die Frau ungläubig an.
    Sie nickte. »Das hat er gesagt.«
    »In London?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Es war ungefähr der Moment, in dem in London die schwere Tür nachgab und splitternd aufsprang. John Fontanelli marschierte in den Raum dahinter, deutete auf die Schubladen und Fächer des

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