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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Lotterie.
    Klingeln. Atem anhalten.
    Auf der anderen Seite wurde abgehoben. »Ja?« Eine dunkle, sonore, sehr entspannte Männerstimme.
    »Mein Name ist Susan Winter«, begann Susan und hasste ihre kieksende Stimme, das zitternde Beben in ihrem Bauch, ihre ganze verdammte Angst. »Sie haben vor etwa drei Wochen von mir Informationen über John Salvatore Fontanelli und seine Familie erhalten. Ich verfolge gerade die Nachrichten auf CNN und wollte Ihnen nur sagen, dass ich weiß, was Sie vorhaben.«
    »Woher haben Sie diese Nummer?«, fragte die Stimme ausdruckslos.
    »Ich bin Detektivin«, erklärte Susan. »Es ist mein Beruf, solche Dinge herauszufinden.«
    »Ich verstehe. Und was habe ich, Ihrer Meinung nach, vor?«
    Susan sagte es ihm.
    Als sie geendet hatte, hatte sich alles in ihr verkrampft, und sie hätte nicht einmal für eine Million Dollar noch ein Wort herausgebracht. Sie schloss die Augen und wartete, was kommen würde – höhnisches Gelächter oder wütende Drohungen, je nachdem, ob sie ins Schwarze getroffen hatte oder nicht.
    Doch der Mann lachte nur leise. Es klang beinahe anerkennend. »Respekt«, meinte er, und er schien zu schmunzeln dabei. »Ich gestehe, dass ich Sie unterschätzt habe, Miss Winter. Was wollten Sie mit diesem Telefonat erreichen? Geld, nehme ich an, dafür, dass Sie Ihre Einsichten für sich behalten?«
    Susan holte Luft, schluckte, erwiderte mit bebender Stimme: »So etwas in der Art.«
    »Wir können es ruhig beim Namen nennen, wir sind ja unter uns. Schweigegeld also. Das können wir selbstverständlich so handhaben, aber ich frage mich, ob ich Ihnen nicht ein noch vorteilhafteres Angebot machen kann.«
    Das war jetzt eine Masche, sich herauszureden. Ganz klar. »Vorteilhafter für wen?«
    »Für uns beide. Miss Winter, wie viel verdienen Sie in Ihrer gegenwärtigen Stellung?«
    »Achtzigtausend.« Sie sagte es, ohne lange nachzudenken. Eigentlich waren es nur siebzigtausend, der Rest waren letztes Jahr Spesen gewesen, aber sie sagte immer achtzigtausend.
    »Ich zahle Ihnen das Zehnfache, mit der Aussicht auf Steigerung, wenn Sie diesen Job aufgeben und für mich arbeiten.«
    Das konnten ihre Ohren unmöglich richtig verstanden haben. »Wie bitte?« Sie schrie es fast. Absolut unprofessionell mal wieder.
    »Wenn Sie meine Telefonnummer herausgefunden haben«, meinte die sonore Stimme am anderen Ende der Leitung, »dann wissen Sie zweifellos noch eine Menge mehr über mich. Und Ihre Analyse meines Vorhabens zeigt mir, dass Sie gut sind. Dass Sie Ihr Talent verschwenden, wenn Sie nur untreue Ehemänner und betrügerische Angestellte verfolgen. Reden wir also nicht um den heißen Brei herum. Tatsache ist, dass ich seit Jahren eine Analystin mit Ihren Fähigkeiten suche, und ein Einstiegsgehalt von achthunderttausend Dollar ist zwar etwas höher als üblich, aber so sehr auch wieder nicht. Betrachten wir es als den Schweigegeldanteil. Um es ganz klar zu sagen: Wenn Sie mir schon früher eine Kostprobe Ihres Könnens gegeben hätten, hätte ich Sie Ihrer Detektei sofort abgeworben und jemand anderen bestochen.«
    Das ging ja nun irgendwie… also… So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte diesen Mann angerufen, um ihn zu erpressen, und nun bot er ihr eine Stelle an.
    »Miss Winter?«, fragte er. »Sind Sie noch dran?«
    »Ja. Ich, ähm – überlege noch.« Und wenn das doch ein Trick war? Analystin. Wofür? Aber ja, es konnte sein… aber sie? Dass ihre Arbeit jemandem achthunderttausend Dollar im Jahr wert sein sollte…?
    »Miss Winter, eine Frage: Lieben Sie Ihren derzeitigen Job so sehr, dass ein Wechsel für Sie ausgeschlossen ist?«
    »Ähm – nein. Nein, absolut nicht. Ich meine, doch, ich kann mir einen Wechsel durchaus… vorstellen…« Das war gelogen. Sie hatte noch nie im Leben über eine andere Stelle nachgedacht.
    »Dann möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen, Miss Winter. Ich komme nach New York, und wir treffen uns. Sagen wir, nächsten Dienstag, um sieben Uhr abends, an der Stelle der ersten Kontaktaufnahme? Der Einfachheit halber. Lässt sich das einrichten?«
    »Ja«, nickte Susan. »Sicher. Dienstag um sieben.«
    »Schön. Ich kenne dort in der Nähe ein gutes, verschwiegenes Lokal, wo wir alle Einzelheiten besprechen können. Ich werde ein paar Unterlagen mitbringen und einen fertigen Vertrag. Und Sie sollten schon einmal Ihr Kündigungsschreiben formulieren. Wenn Sie den Vertrag gelesen haben, werden Sie es brauchen, das verspreche ich Ihnen.«

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