Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Nutzung zu Wohnzwecken unproblematisch wäre.« Er beugte sich wieder über die Karte. »Wir haben uns erlaubt, bereits einige Vorschläge einzuzeichnen, wie der mögliche Verlauf von Straßen und die Wasser-und Stromversorgung aussehen könnte. Ohne Sie in Ihren Vorstellungen damit in irgendeiner Weise einschränken zu wollen, selbstverständlich.«
    John blinzelte. Allmählich dämmerte ihm, was hier gespielt wurde. Die Regierung wollte ihn im Land halten. Solange er seinen Wohnsitz in Italien haben würde, würde er in Italien Steuern zahlen. Dafür war man bereit, ihm das schönste Stück Land zu überlassen, das man hatte.
    Irgendwie wollte ihm das nicht gefallen. Er hatte plötzlich das Gefühl, mit einer Prostituierten zu verhandeln. Das hatte er zwar noch nie gemacht, aber so musste sich das anfühlen.
    »Ich muss mir das überlegen, Signor Belfiore.«
    »Es ist ein wunderbares Stück Erde, Signor Fontanelli. Ein wahres Paradies.«
    »Zweifellos. Aber noch ist das Vermögen nicht auf mich überschrieben.«
    »Nur eine Formalität. Wenn Sie wollen, können wir zusammen hinfahren, damit Sie es sich ansehen.«
    »Danke, aber bis zum Notartermin werde ich das Haus nicht verlassen.«
    »Dann gleich danach?«
    »Ich muss es mir überlegen, wie gesagt.«
    »Darf ich Ihnen die Karte und die Fotos da lassen?« Er klang fast, als bettle er. Als habe man ihm Schläge angedroht, wenn er mit einer Ablehnung zurückkäme.
    John nickte. »Gern.« Er begleitete den Gast zur Tür und verabschiedete ihn, wie er es bei Signora Orsini gelernt hatte. Jenseits der Gittertore zuckten Blitzlichter dabei.
     
    Zum Glück hatten die Journalisten den Wagen mit der Standarte des Vatikans einige Zeit aufgehalten. Die Wachleute waren noch damit beschäftigt, die Fotografen zurückzudrängen, die an dem Fahrzeug vorbei durch das Hoftor schlüpfen wollten.
    »Um Himmels willen«, wandte John sich hilflos an Signora Orsini. »Wie redet man denn einen Kardinal an?«
    Die Benimmlehrerin machte große Augen. »Mit Euer Eminenz«, erwiderte sie. »Und wenn Sie ein gläubiger Katholik sind, müssen Sie seinen Ring küssen.«
    »Und wenn ich kein gläubiger Katholik bin?« John spähte aus dem Fenster hinab in den Hof.
    »Dann nicht.«
    »Gott sei Dank.«
    Eduardo empfing den hohen Gast im Hof und geleitete ihn in den Großen Salon. »Kardinal Giancarlo Genaro«, stellte er ihn vor. »Wir fühlen uns sehr geehrt.«
    »Euer Eminenz«, sagte John und senkte leicht den Kopf. Tiefe Verneigungen nur vor Staatsoberhäuptern, hatte Signora Orsini ihm beigebracht.
    Die rot gekleidete Gestalt des Kardinals, der von einem blassen jungen Mann in schwarzer Soutane begleitet wurde, war eine ehrfurchtgebietende Erscheinung. Er war groß, ein Hüne von Mann, mit eisengrauem Haar, strengen Zügen und einem schmallippigen Mund. Er schien seinerseits unsicher zu sein, wie er John ansprechen sollte, und nach ein paar peinlichen Sekunden der Annäherung und des Zögerns kam es schließlich dazu, dass sie sich einfach die Hände schüttelten.
    Begrüßungsfloskeln, Platz anbieten, Getränk anbieten, wieder das ganze Zeremoniell. Allmählich bekam er Übung.
    »John – ich darf Sie doch John nennen? –«, fragte der Kardinal, als er in einem der Sessel saß wie auf einem Thron, »ich habe erfahren, dass Sie katholisch sind. Hat man mich da richtig informiert?« Sie sahen ihn forschend an, der Kardinal und sein schweigsamer Assistent, der neben dem Sessel stehen geblieben war.
    John nickte langsam. »Zumindest bin ich katholisch getauft.«
    Es zuckte im Gesicht des Würdenträgers. »Das klingt, als wollten Sie mir sagen, dass Sie seit Ihrer Erstkommunion nicht mehr in der Kirche waren.«
    »So ungefähr«, gab John zu. »Abgesehen von der Hochzeit meines ältesten Bruders.«
    »Das bedaure ich natürlich, aber es steht mir nicht an, darüber ein Urteil zu fällen.« Ein gütiges Lächeln. »Allerdings schließe ich daraus, dass Sie der Heiligen Römischen Kirche zumindest nahe stehen. Seine Heiligkeit selbst hat mir nämlich aufgetragen, Sie zu einer Privataudienz einzuladen.«
    John bemerkte verwundert, dass Giovanna, als sie dem Kardinal das gewünschte Mineralwasser servierte, vor Ehrfurcht fast verging. Man konnte meinen, sie hätte es angemessen gefunden, auf dem Bauch durch den Raum zu robben.
    »Eine Privataudienz?« John suchte Eduardos Blick, aber der stand mit ausdrucksloser Miene abseits und betrachtete die Gemälde an den Wänden, als hätte er sie noch

Weitere Kostenlose Bücher