Eine Billion Dollar
Damen und Herren«, rief er über die Menge. Er hisste ein zweites Papier mit einem Briefkopf, auf dem das Wort Labor zu erkennen war. »Dies ist das Ergebnis einer Blutgruppenuntersuchung, die die Vaterschaft bestätigt. Damit ist der Sohn meiner Mandantin, Andrew Peterson, am 23. April 1995 der jüngste männliche Nachfahre des Florentiner Kaufmanns Giacomo Fontanelli gewesen und folglich der rechtmäßige Erbe seines Vermögens. Ich fordere die Anwaltskanzlei Vacchi auf, das Fontanelli-Testament den zuständigen Behörden im Original vorzulegen, sodass dieser Anspruch geprüft werden kann.«
Gregorio Vacchi hieb mit der flachen Hand auf die Sofakissen. »Das können wir nicht ignorieren«, rief er. »Unmöglich. Eduardo – ruf das Finanzministerium an. Den Notar auch. Wir sagen alle Termine ab, bis diese Angelegenheit geklärt ist.«
Eduardo sah seinen Großvater fragend an. Der nickte müde sein Einverständnis. Dann suchte sein Blick unter schweren, faltigen Lidern hervor den Johns.
»Wir müssen jetzt über Sie diskutieren, John, das werden Sie verstehen. Aber ich glaube, Sie sollten es sich ersparen, dabei anwesend zu sein.«
Die plötzliche Stille in dem Zimmer, das womöglich bald nicht mehr seines sein würde, war erdrückend. John sah aus dem Fenster hinab auf die Männer, die mit schusssicheren Westen und umgehängten Waffen im Garten patroullierten. Bald würde er nicht mehr so wichtig sein, dass man auf ihn aufpassen musste. Die Reporter, die jetzt noch das Tor belagerten und einander traten und stießen, um ein Foto von ihm zu ergattern, würden davonziehen und über einen dreijährigen Jungen in Philadelphia herfallen. So wie der Kardinal verschwunden gewesen war, als er zurück in den Großen Salon gekommen war. Irgendwie musste er erfahren haben, was geschehen war. Er hatte sogar den Bildband mit der Widmung des Papstes wieder mitgenommen.
Zurück ins Nichts also, in die Bedeutungslosigkeit, aus der er gekommen war. Das war echt hart. Zurück zu Marvin in die WG, in irgendeinen Job, nachdem er hineingeschnuppert hatte in ein ganz anderes Leben… Allenfalls konnte er hoffen, dass sich eine Zeitung für seine Lebensgeschichte interessierte, ein paar Dollar dafür zahlte. Und er würde sein Leben lang erzählen können, wie es gewesen war, einen Ferrari zu fahren.
Er sah an sich herab. Ob sie ihm die Anzüge lassen würden? Er hatte sich richtig daran gewöhnt. Andererseits konnte er sich nicht einmal die Reinigung dafür leisten.
Ja, verdammt. Es hatte gerade angefangen, ihm zu gefallen. Vor einer Woche war er überzeugt gewesen, der falsche Erbe zu sein, und nun, da es so aussah, als habe er Recht behalten, spürte er nur grenzenlose Wut auf Lino, der ihm sein Geld wegnehmen wollte.
Meins! Es war eine wilde, trotzige Wut, die Wut eines kleinen Kindes, das sich nicht ein bisschen um die anderen schert, das einfach nur haben will. Das bereit ist, zu beißen und zu kratzen und mit den Füßen zu treten, um zu behalten, was ihm gehört. Er spürte seine Lungen arbeiten, als ginge es in einen Kampf.
Das Telefon klingelte.
John fuhr herum und spürte alle Kampfbereitschaft schwinden wie Luft aus einem zerrissenen Ballon. Sein erster Gedanke war, sich ins Bad zu verziehen und es klingeln zu lassen. Aber vielleicht waren es die Vacchis. Um ihm zu sagen, er solle schon mal seine Sachen packen. Er setzte sich aufs Bett und hob ab.
»Sie haben Probleme«, sagte die dunkle Stimme des Unbekannten. »Und man lässt Sie allein damit.«
John schluckte einen mächtigen Kloß hinab. »Kann man sagen.«
»Ich hatte Ihnen versprochen, dass ich mich wieder melde, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und ich hatte Ihnen prophezeit, dass Sie Hilfe brauchen würden, richtig?«
»Ja.« John fühlte sich auf einmal ganz schwach in den Beinen.
»Gut. Aber Sie müssen ein paar Vorbereitungen treffen. Es wäre gut, wenn Sie für alle Fälle ein Faxgerät an Ihrem Anschluss zur Verfügung hätten. Meinen Sie, Sie können eines besorgen?«
John fiel die Kreditkarte ein, die Eduardo ihm gegeben hatte. Noch hatte er sie in der Brieftasche. »Ja«, sagte er. »Ich denke schon.«
»Tun Sie es so schnell wie möglich. Ich weiß noch nicht, ob wir es brauchen werden, aber es könnte sein.«
»Sie wollen mir nicht sagen, was Sie vorhaben?«, fragte John.
»Hauptsächlich, weil ich es noch nicht weiß. Vertrauen Sie mir. Sie sind in einer äußerst heiklen Situation, aber ich habe eine ganze Reihe von Möglichkeiten, etwas
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