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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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und das gesamte Warmwasser in Beschlag nimmt. Du hättest mich zuerst fragen sollen.»
    «Mach doch bitte kein solches Getue, mein Lieber. Wir sind geradezu moralisch verpflichtet, sie bei uns aufzunehmen, wo die Londoner Hotels so entsetzlich teuer sind.»
    «Sie —? Das heißt doch nicht, daß er seine verdammte Alte mitbringt?»
    «Seine ganze Familie, selbstverständlich.» Lady Spratt knipste ihr Feuerzeug an. «Ich dachte, es würde ihnen Vergnügen machen, einmal während der Weihnachtsfeiertage die Läden, die Theater und noch so allerlei anzusehen.»
    Sir Lancelot reckte sich zu voller Größe. «Dann werde ich das Wochenende im Klub verbringen.»
    «Schön, mein Lieber.»
    «Das scheint mir die beste Lösung für alle Beteiligten», fügte er in seiner würdevollsten Haltung hinzu.
    «Vielleicht doch nicht ganz, mein Lieber. Sie bleiben nämlich drei Wochen, weißt du.»
    «Drei Wochen? Großer Gott!»
    «Wohin gehst du?» fragte Lady Spratt.
    «Den Keller absperren, bevor ich’s vergesse.»
    «Also wirklich, Lancelot! Mach dich nicht lächerlich. Du weißt, wie enthaltsam mein Bruder ist.»
    «Unsinn! Er ist der reinste Blutegel, was Portwein betrifft.»
    «Da fällt mir übrigens ein, ich habe für Samstag eine kleine Dinnerparty arrangiert -»
    «Maud, das streift ans Ungeheuerliche! Du weißt seit Jahren, wie sehr mir am Wochenende Gastlichkeiten verhaßt sind —»
    «Sie kommen doch, Gaston, nicht wahr?» wandte sich Lady Spratt gelassen an mich. «Schließlich gehören Sie jetzt fast zur Familie.»
    Da Ophelia am Samstag noch immer nicht da sein würde, nahm ich an.
    «Ich habe noch Miss Gracie von der B.B.C. eingeladen, so daß ich einen Tischherrn für sie brauche. Aber du wirst doch sicher im Spital ganz leicht eine interessante Persönlichkeit auftreiben, Lancelot? Ich freue mich sehr, daß Sie kommen können, Gaston. Smoking, bitte.»
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    Samstag war einer jener Dickensschen Abende, da die Straßenlaternen einen wäßrigen Schein durch den Nebel werfen und die vorüberkriechenden Autobusse wie große Behälter voll tropischer Fische aussehen. Obgleich ich es vorgezogen hätte, mit Ophelia aus derselben Zeitungspapiertüte Kartoffelchips zu essen, warf ich mich in den Smoking und fuhr von Razzys Wohnung in die Harley Street - aber einigermaßen geschmeichelt fühlte ich mich ja doch. Es kam mir seltsam vor, das ich mich nun im Sprattschen Glanze sonnen sollte, nachdem mich Sir Lancelot jahrelang unter der Dampfwalze seiner Persönlichkeit zerquetscht hatte. Außerdem hatte es sich im St. Swithin herumgesprochen, daß der Chirurg sich’s wohl sein ließ, und obgleich Razzy eine gut beschickte Speisekammer hinterlassen hatte, war ich überraschend schnell einer Kost aus pâté de foie gras und eingedosten Litchi-Nüssen überdrüssig geworden.
    Ich läutete, und das hübsche italienische Mädchen führte mich in den Salon. Vor dem Kamin stand mit gegrätschten Beinen, sich sichtlich wie zu Hause fühlend, Sir Lancelots Schwager; er rauchte eine Pfeife, und es sah aus, als hielte er eine kleine Tuba.
    «Guten Abend, My Lord», begrüßte ich ihn.
    «Ah, guten Abend, Doktor», erwiderte der Bischof von Wincanton.
    Ich für meine Person verkehre ja nicht viel mit Bischöfen, außer während des Universitäten-Fußballmatchs in Twickenham, meines Wissens die einzige Gelegenheit, da man von ihnen umringt sein kann. Sir Lancelots Schwager gehörte der hageren, athletisch aussehenden Sorte an, seine Nase glich einem Golfschläger, sein Kinn einem Bulldozer, und ich erinnerte mich, wie seine mm wohlig in Gamaschen steckenden Beine dereinst in kurzen Höschen dem Oxforder Team zum Sieg verholfen hatten.
    «Meine Frau», sagte der Bischof.
    Sie war eines jener gebrechlich aussehenden Geschöpfe, die sich oft wie Hakenwürmer an muskulöse Männer heften.
    «Sandra, meine älteste Tochter.»
    Wie Mutti, nur noch anämischer.
    «Meine zwei Kleinen.»
    Ein abstoßendes Paar, etwa im zwölften Lebensjahr, saß in der Ecke und bohrte mit Nachdruck in der Nase.
    «Und hier Miss Gracie», schloß sich Lady Spratt an, die mit Sherrygläsern herumflatterte.
    Miss Gracie hatte ein rosa Wollkleid, fahlrotes Haar, goldgeränderte Augengläser und eine betont gepflegte Aussprache der Vokale.
    Was den armen Sir Lancelot betraf, schien er zum erstenmal gar nicht da zu sein; er saß bloß in einem Stuhl und starrte mürrisch die blankpolierten Schuhe seines Verwandten an.
    «Wie gesagt», fuhr der Bischof in seiner

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