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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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gleich, bevor wir so rüde unterbrochen wurden?»
    «Ophelia -!»
    Basil ließ sich, wie ein folgsames Kamel, auf ein Knie nieder.
    «Doktor! Schaffen Sie diesen Mann hinaus. Tod und Teufel! Er ist toll geworden - ein regelrechter Tollhäusler. Ich bedaure den Vorfall zutiefst, meine Damen und Herren, wirklich zutiefst. Dies ist eine äußerst unliebsame Störung unseres schönen Abends —»
    «Ophelia —!»
    «Los, Basil, alter Junge», zischte ich ihm ins Ohr. «Das ist ohne Zweifel das Stichwort für deinen Abgang.»
    «Ich weigere mich, diese Kabine zu verlassen, bevor ich eine zufriedenstellende Erklärung und Entschuldigung erhalten habe», fuhr Basil fort, wild um sich blickend.
    «Gut», sagte der Kapitän. «Mr. Shuttleworth! Senden Sie nach dem Maat!»
    «Hören Sie mich an -» begann Basil.
    Aber dann mußten wir den Quartiermeister und zwei Matrosen holen lassen, um den armen Kerl ohne Blutbad aus unserem Blickfeld zu befördern.
    Ich muß gestehen, der Dummkopf hatte sich seinen großen Abend gehörig verhunzt. Von allem anderen abgesehen, sah es ganz danach aus, daß er sich durch seine Aufführung um einen netten und wohligen Posten gebracht und wieder unter die Kessel verpflanzt hatte.

12

    «Das war eine Szene, die ich nie mehr wieder spielen werde», sagte Basil bitter. «Nicht um eine Spitzengage in London oder am Broadway.»
    «Kein reines Vergnügen für dich, muß ich zugeben», stimmte ich bei, «vom Publikum ganz zu schweigen.»
    Es war eine Stunde später. Ich hatte ihn direkt ins Schiffsspital expediert, wo ich ihn noch immer mit Doppelgins behandelte.
    «Ich kann’s einfach nicht verstehen! Als ich Ophelia das letzte-mal sah, war sie schrecklich süß und liebevoll.»
    «Wahrscheinlich hat’s der Schock bewirkt, so unerwartet in dich hineinzurennen. So etwas vermag schon das seelische Gleichgewicht über den Haufen zu werfen.»
    «Hast du ihr bestimmt keine Andeutung darüber gemacht?» forschte Basil.
    Ich schüttelte den Kopf. «Nicht ein Wort. Ich kenn sie doch kaum, im Grunde genommen. Begegne ihr nur ab und zu auf dem Schiff.»
    Er verfiel für eine Weile in Schweigen.
    «Ist’s nicht ein merkwürdiger Zufall, daß auch du dich an Bord befindest, Grim?»
    Ich wetzte leicht hin und her. «Solche Possen pflegt eben das Schicksal bisweilen zu spielen, weißt du.»
    «Will sagen, in London wußten weder du noch ich noch Ophelia, daß wir alle auf demselben Schiff reisen würden, wenn du verstehst, was ich meine.»
    «Es ist stets vergnüglich, unerwartet alten Freunden zu begegnen.»
    Eine neuerliche Pause.
    «Das bestätigt alles meinen dunkelsten Verdacht», sagte Basil.
    «Verdacht?»
    Er starrte in sein Glas und sah wie Othello aus, knapp vor der Erdrosselungsszene.
    «Ich fürchte, Grim, da ist... da ist etwas im Spiel, was in Ehedramen allgemein als bezeichnet wird.»
    «Oh, ah?»
    «Mein liebes Jungchen!» brach es aus Basil hervor. «Weißt du, warum ich in Wahrheit an dieser Fahrt teilnahm?»
    «Um Ophelia nahe zu sein -»
    «Das stimmt nur zur Hälfte.»
    Er griff in die Brusttasche seines weißen Jacketts und förderte die Broschüre zutage, die Ophelia damals in die Ordination mitgebracht hatte.
    «Schau dir dies an. An dem Tag, als mir Ophelia über ihren neuen Posten schrieb, entdeckte ich das Ding in einem Reisebüro in Blackport. Du kennst es wohl?»
    Ich nickte.
    «Ich bin nicht gerade das, was man einen abnorm eifersüchtigen Typ nennt», fuhr Basil fort.
    «Hoffentlich nicht - will sagen, bin davon überzeugt.»
    «Wenn man’s genau betrachtet, ist eigentlich niemand auf der Szene. Außer den Passagieren, natürlich. Und ich will nicht sagen, daß ich Ophelia mißtraue.»
    «Natürlich nicht.»
    «Aber... sie ist ein höchst anziehendes Mädel.»
    «Das ist sie», stimmte ich zu.
    «Mit einem warmherzigen und zärtlichen Wesen.»
    «Ich finde — meinst du wirklich?»
    «Ganz zu schweigen von ihrer Empfänglichkeit für eine romantische Umgebung.»
    Komisch, das war mir noch nie aufgefallen.
    «Aber wenn sie begänne, in tropischen Nächten mit Burschen in weißen Smokings ums Deck zu tanzen — so wie auf diesem Bild hier -, weiß ich nicht, wozu ich imstande wäre... wenn einer ihr nur mit dem kleinen Finger zu nahe käme...»
    Plötzlich fiel mir ins Auge, was für ein kräftiger Kerl Basil war. Nun erinnerte ich mich auch, wie er sich stets die Gunst unserer Hauwirtin dadurch erschmeichelt hatte, daß er Kohlenkübel heraufschleppte oder das

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