Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Klavier lüpfte, wenn er mit der Miete im Rückstand war.
    «Ich sollte mich freilich ein bißchen zivilisierter benehmen und mehr Verständnis aufbringen», fügte er hinzu.
    «Erweist sich am Ende oft am besten.»
    «Sollte mich einfach in würdevoller Trauer zurückziehen.»
    «Das wäre nach meiner Meinung nach riesig eindrucksvoll.»
    «Aber ich kann’s nicht. Kann’s nicht, wenn ich Zusehen muß, wie einer meiner kleinen Ophelia zu nahe kommt. Da brech ich ihm lieber das dreckige Genick.»
    Ich griff nach der Ginflasche.
    «Allerdings - weiß der Himmel, wann ich sie je wieder an Bord sehen werde.» Basil legte die Broschüre traurig aus der Hand. «Dieser Tyrann von einem Shuttleworth wird sich für mich noch etwas Schauerlicheres ausdenken als die Heizerkantine. Dort droben war’s ein recht feiner Job, sobald ich herausgefunden hatte, daß der alte Knabe abends ein Glas Meerwasser für sein Gebiß haben wollte, und noch so allerlei.»
    «Hör mal zu, Alter -»
    Ich konnte nicht umhin, der arme Kerl tat mir leid. Und ich konnte auch nicht umhin zu fühlen, es wäre nicht schlecht, ein bißchen Freundlichkeit an den Tag zu legen.
    «Überlaß alles ruhig mir, Basil», sagte ich zu ihm. «Ich werde zum Kapitän hinaufgehen und einfach erklären, du hättest eine Art Nervenzusammenbruch erlitten, der ausschließlich auf Überarbeitung in seinem Dienst zurückzuführen sei. In gewissem Sinn ist das ja auch völlig wahr, und ich kann ihm mit ein paar gelehrten Brocken Sand in die Augen streuen. Man wird dir dann vielleicht daraufhin irgendeine leichte und ruhige Arbeit zuteilen.»; «Mein liebes Jungchen!» Er griff nach meiner Hand. «Glaubst du wirklich, daß das was nützt?»
    «Bin davon vollkommen überzeugt. Schließlich bin ich der Arzt.»
    «Ich wäre dir auf ewig dankbar.»
    «Macht überhaupt keine Schwierigkeiten, versichere ich dir.»
    «Lieber guter Grim!» Schauspieler sind Gefühlsmenschen, und einen Augenblick fürchtete ich, er würde in Schluchzen ausbrechen. «Schon damals in unsrer lieben alten Bude wußte ich immerdar das eine - daß ich auf dich zählen konnte als einen wirklich treuen Kameraden.»
    «Oh, still», wehrte ich leichthin ab.
    Das alles verschärfte natürlich mein Gefühl, ein ganz gemeiner Kerl zu sein. Aber wenn man einmal zu schwindeln anfängt, ist es genauso, wie wenn man zu trinken anfängt: nach einem Weilchen ist man so mitten drin, daß einem ein Plus gar nicht mehr auffällt. So verfrachtete ich Basil ins Freudenloch, brachte meine Krawatte in Ordnung und kletterte nochmals die Treppen zur Kapitänskabine hinauf, mir im Geiste eine Geschichte zurechtlegend, mit der ich sein Geschick ein bißchen aufbessern konnte.
    Ich hatte gerechnet, daß die Party zu diesem Zeitpunkt bereits beendet sein müsse, vernahm jedoch zu meinem Erstaunen ein silberhelles Frauenlachen, als ich an die Tür klopfte.
    «Herein!»
    Da saß der alte Knabe bei Brathühnchen und Spargel, eine Flasche Champagner neben sich, bedient von Mr. Shuttleworth persönlich. Und Ophelia war die Partnerin seines Gelages.
    «Ah, Doktor! Was haben Sie mit diesem gemeingefährlichen Narren gemacht? Hoffentlich sitzt er hinter Schloß und Riegel? Hätte wissen können, daß der Kerl plemplem ist. Jetzt fällt mir ein, auf welch merkwürdige Art er mir fortwährend nachgeschnüffelt hat.»
    «Hoffentlich störe ich nicht, Sir?» bemerkte ich mit einem stechenden Seitenblick auf Ophelia.
    «Durchaus nicht, Doktor, durchaus nicht. Ich hatte bloß das Gefühl, nach den Ereignissen des heutigen Abends könnte mein Erscheinen im Salon irgendwie peinlich wirken, und beschloß daher, mein Dinner hier oben einzunehmen. Diese reizende junge Dame hat sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, mein schlichtes Mahl zu teilen.»
    «Der Kapitän hat mir geradezu sensationelle Dinge über das Schiff erzählt», sagte Ophelia. «Nicht wahr, Captain?»
    Der Kapitän war mit einemmal wieder ganz Goldtressen und Orden.
    «Der Führer des Schiffs hat die Pflicht, die Fragen seiner Passagiere zu beantworten, liebe Miss O’Brien. Aber ich kann vielleicht zum erstenmal in meinem Leben behaupten, daß es mir ausgesprochenes Vergnügen bereitet.» Er hob sein Champagnerglas. «Wenn Sie übrigens diesen Kerl von einem Beauchamp in eine Zwangsjacke stecken wollen, Doktor - meinen Segen haben Sie.»
    Ich hüstelte. «Ich stimme Ihnen bei, Sir, der Unglücksvogel ist leicht aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen -»
    «Das kann man wohl

Weitere Kostenlose Bücher