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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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sagen», murmelte Ophelia.
    «Aber es handelt sich nur um einen vorübergehenden Zustand, versichere ich Ihnen. Die peinliche Gewissenhaftigkeit, mit der er seiner Arbeit hier nachging, hat eine gewisse Überanstrengung hervorgerufen, Sir.»
    Captain Spratt knurrte.
    «Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Sir, möchte ich sagen, er soll wieder unten bei einer leichten Beschäftigung eingesetzt werden, die seinen beschränkten geistigen Kapazitäten angepaßt ist.»
    Der Kapitän strich sich den Bart.
    «Ach, der arme Kerl ist vollkommen harmlos», sagte Ophelia plötzlich. Es war mir nicht klar, ob es ihr leid zu tun begann, Basil so schlecht behandelt zu haben, oder ob sie bloß beschwipst war. «Geben sie ihm irgendeine nette leichte Arbeit, Captain, bei der er ruhig ein bißchen angeschlagen sein kann.»
    «Hm.»
    Pause.
    «Na, gut und schön. Mr. Shuttleworth!»
    «Sir?»
    «Sie haben dieses Gespräch mit angehört. Stecken Sie Beauchamp irgendwohin, wo er nicht viel Schaden stiften kann. Sehen Sie bloß darauf, daß er mir nicht in den Wurf kommt, das ist alles, was ich verlange. Danke, Doktor. Gute Nacht.»
    «Bye-Bye, Doktorchen», sagte Ophelia.
    Als ich hinausging, bildete ich mir ein, daß die beiden sich gegenseitig zu füttern begannen.

13

    Die Situation an Bord erschien mir nun einigermaßen gesichert. Ich hatte das Gefühl, Basil sei so kaltgestellt worden, daß es mir jetzt offenstand, mich wieder in Ophelias Zuneigung zurückzuschmeicheln. Und obgleich der arme Kerl einen unüberbietbaren Narren aus sich gemacht hatte, würde sein Ausbruch wahrscheinlich keine schlimmere Folge haben, als daß er die Waschräume der Stewards zu betreuen hatte. Das Ganze schien nach allen Seiten zufriedenstellend in Ordnung gebracht.
    Es verursachte mir daher keine geringe Erschütterung, als ich beim Lunch des nächsten Tages entdecken mußte, daß Basil mir die Suppe servierte.
    «Wie kommst du denn hierher, zum Teufel?» fragte ich.
    «Auf ausdrückliche Anweisung des Chefstewards, Sir», erwiderte Basil, sich den Daumen abwischend.
    «Auf Anweisung des Chefstewards? Ja, solltest du nicht irgendwo unten im Schiffsrumpf eingesetzt werden?»
    «Der Chefsteward war der Meinung, Sir, dieser Posten würde nicht nur mir, sondern auch allen anderen am besten konvenieren.»
    Es war ausschließlich Shuttleworths, dieses alten Narren, Schuld. Wohlüberlegt hatte er Basil zum Salonkellner an meinem Tisch gemacht, damit ich gleich bei der Hand sei, falls er sich wieder Ausschreitungen zuschulden kommen ließe.
    «Fisch und Pommes frites», bestellte ich kurz und bündig.
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich den Umständen anzupassen.
    Basil hatte sich bestimmt den ganzen Vormittag in die Rolle des Kellners hineingelebt und hineingedacht, aber entweder war sein Herz nicht bei der Sache oder hatte ihm die seelische Spannung die Sicherheit des Griffs genommen - er leistete jedenfalls schauerliche Arbeit. Das «Wie-mir-der-Chef-persönlich-anvertraut-hat-ist-das-Roastbeef-heute-ganz-ausgezeichnet» brachte er ja passabel, aber als er versuchte, die Kartoffeln mit einer Hand vorzulegen, geriet er in scheußliche Schwierigkeiten und mußte ihnen mit seiner Gabel über den ganzen Tisch nachjagen. Dann verwechselte er fortwährend die Ein- und Ausgangstür der Pantry, die Butter blieb am Ende seines Messers stecken, die Orangen ließ er wie Tennisbälle über das ganze Deck rollen - alles in allem war’s ein jämmerlicher Lunch.
    Aber nicht nur durch Mr. Shuttleworths schlechte Rollenbesetzung.
    Eine seltsame Düsternis hatte sich meiner Tischgenossen bemächtigt, abgesehen davon, daß ihre Symptome bereits voll ausgeschöpft waren. Genau genommen, hatte sich des ganzen verdammten Schiffes seltsame Düsternis bemächtigt. Schuld daran trug Jeremy mit seinem Schlapphut und seinen teuflischen Kumpanen.
    Jedermann, der inmitten des Londoner Nebels auf ein Plakat der Capricorn Line stößt, muß fast mit Brachialgewalt davon zurückgehalten werden, sein Haus auf der Stelle zu verkaufen und ein Ticket für das nächste Schiff zu erstehen. Und nach dieser kleinen Broschüre zu urteilen, nimmt sich der siebente Himmel der Mohammedaner gegen eine Vergnügungsfahrt auf einem Capricorn-Kreuzer wie ein Spaziergang im Park an einem verregneten Sonntagnachmittag aus. Aber wenn man der Sache nachgeht, sind sämtliche Passagierschiffe nichts anderes als unsere lieben trauten englischen Strandhotels, wo es Musik hinter Palmenkübeln,

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