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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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grundanständige Person, wenn auch etwas scharf auf Männer.»
    «Findest du ihre Art, wie sie sich an die Kellner anschmeißt, nicht schrecklich ordinär?»
    «Mein Gott, nein», erwiderte ich loyal. «Die Amerikaner pflegen immer auf sehr freundschaftlichem Fuß mit ihrer Dienerschaft zu stehen, und vice versa. Und ist in einem New-Yorker Restaurant noch soviel Plüsch, tritt der Kellner mit einer tiefen Verbeugung auf dich zu und fragt dich:
    Ophelia zog ein Schmollmündchen.
    «Ich finde, wenn Basil wirklich Wert darauf legt, als Kellner durch die Welt zu gehen, sollte er lernen, sich auch als solcher zu benehmen.»
    «Zuerst sollte er lernen, wie man Kartoffeln serviert, wenn du mich fragst.»
    «Darling», sagte Ophelia, «möchtest du mich auf einen Likör in die Veranda-Bar ausführen?»
    «Wer? Ich? Na so was! Und ob! Komm, Mädel!»
    «Wie süß von dir.» Ophelia legte ihr Händchen in meine Hand. «Darling, ich bin ja so froh, daß du an Bord bist.»
    Ich hatte mich inzwischen entschieden, den Dingen ihren Lauf zu lassen, bis zumindest die Narben, die sie an meinem linken Bizeps hinterlassen, verheilt waren. Ich war noch immer in sie verliebt, klar. Wie wär’s anders möglich gewesen? Schließlich hatte sie nur zehn Minuten benötigt, um eine Persönlichkeit wie Captain Spratt dahinzubringen, sich mit erhobenen Pfoten zu ihren Füßen zu wälzen. Dies schien mir heute eine grandiose Chance, meine Attacken zu erneuern, zumal wir uns nun im Gürtel des tropischen Mondscheins befanden.
    Ophelia saß bei einer Crème de Menthe in einer Chaiselongue und plauderte so beschwingt wie in den alten Zeiten. Und ich muß gestehen, ich strahlte vor Selbstzufriedenheit, vor allem angesichts der neidvollen Männerblicke, die mich trafen.
    «Verzeih, daß ich neulich so gemein zu dir war», entschuldigte sie sich. «Basils blödsinniges Benehmen war schuld, daß ich den Kopf verlor. Du weißt ja, wie das ist.»
    «Laß uns doch den kleinen Zwischenfall vergessen, ja?»
    Ich tätschelte ihre Hand.
    «Schließlich warst du ja so schrecklich lieb zu mir in all diesen Wochen, wo ich allein in London war, Darling.»
    «Hoffentlich», sagte ich, ihre Hand noch herzhafter tätschelnd, «kann ich noch mehr lieb zu dir sein, wenn wir zurückkommen.»
    «Darling, du bist ja so süß», sagte Ophelia.
    Ich fühlte, daß ich diesen Segen nicht ungenützt vorüberziehen lassen durfte.
    «Wenn du nicht zu müde bist davon, den ganzen Tag über die Reling hängend fotografiert zu werden», schlug ich vor - ich wollte das Eisen schmieden, solange es noch heiß war -, «könnten wir vielleicht ein Tänzchen wagen?»
    «Ach, rasend gerne, Darling! Ich hab auf diesem Trip noch gar nicht mit dir getanzt, nicht wahr? Es wird wie in vergangenen Tagen sein.»
    Einen hinreißenderen Abend konnte ich mir nicht vorstellen, wußte ich doch zudem, daß sich an seinem Ende kein düsterblickender Geselle mit der Rechnung einfinden würde. Inzwischen war, wie angesagt, der Tropenmond auf gegangen, und ich konnte kaum den geeigneten Augenblick erwarten, um ihr vorzuschlagen, die Papierschlangen aus dem Haar zu kämmen und einen kleinen Bummel an Deck zu unternehmen.
    «Wie himmlisch!» hauchte Ophelia, als wir in einer Nische zwischen dem Steuerbordflügel und einem Ventilator Ruhe fanden.
    Ich schluckte ein bißchen. Das sanfte Rauschen des Wassers, die
    Sterne, das Lüftchen, das in ihrem Haar spielte - das konnte einen schon übermannen.
    «Hier kann man ungestört plaudern», murmelte ich, sie tiefer in die Nische drängend.
    Sie streichelte meine Rockaufschläge. «Gaston - du bist ja solch ein Schatz.»
    «Ophelia, mein Lieb.» Ich kitzelte ihr linkes Ohr. «Das ist der Augenblick, für den ich gelebt habe, seit ich an Bord kam.»
    «Meinetwegen kamst du an Bord, Darling», erinnerte sie mich leise.
    «Deinetwegen, Süßes.» Ich arbeitete mich kitzelnd bis zu ihrem Brustbein vor. «Allein deinetwegen hab ich das gefahrenumdrohte Dasein -»
    «Küß mich, Darling.»
    Ich beeilte mich, der Aufforderung nachzukommen. Aber in diesem Augenblick erklang eine Stimme von der anderen Seite des Ventilators: «Basil, du bist für mich der Clou dieses Trips.»
    «Und du, liebste Sybil, bist für mich der Clou dieses Jahres.»
    Ophelia schlug ihre Zähne so heftig aufeinander, daß sie mir um ein Haar die Nasenspitze abgebissen hätte.
    «Basil, Liebster!» Ein Seufzer stieg hinter dem Ventilator auf. «Du bist ein

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