Eine Braut fuer Lord Sandiford
ihn an eine andere zu verlieren.
Erst als er ihr so freundlich angeboten hatte, doch ein Bad zu nehmen, wurde ihr plötzlich klar, dass dies die einzige Gelegenheit sein würde, sich ihm hinzugeben. Ihr schwindelte fast bei dem Gedanken. Sosehr sie sich danach sehnte, seinen Körper zu spüren und zu fühlen, wie seine Hände und sein Mund ihre nackte Haut erkundeten, so schreckte sie doch davor zurück. Wie sollte sie sich verhalten, wenn er ihr nur das Handtuch zuwerfen und dann voll Abscheu und Widerwillen aus dem Raum stürzen würde?
Doch nach der ersten Berührung verschwanden Clarissas Befürchtungen. Sie und Sandiford mochten zwar überhaupt nicht zueinander passen; doch in puncto Leidenschaft stellten sie ein vollkommenes Paar dar. Seine Lippen schienen geradezu geschaffen für ihren Mund; und sein Körper passte sich dem ihren an, als ob er die andere Hälfte wäre, die noch gefehlt hatte, um ein Ganzes entstehen zu lassen. Sie genoss eine Nacht lang all die Leidenschaft mit Sandiford, nach der sie sich so gesehnt hatte. Nun musste sie von der Erinnerung an diese erfüllten Stunden während der einsamen Tage und Nächte ihres restlichen Lebens zehren. Erst jedoch war es nötig, die Kraft zu sammeln, das zu tun, was als Nächstes nötig war.
Sie musste so rasch wie möglich sein Haus verlassen. Sie musste gehen, ehe er wieder seiner Pflicht als ehrenvoller Soldat nachkam und ein weiteres Mal um ihre Hand anhielt.
Eine Träne lief ihr über die Wange; eilig wischte Clarissa sie fort. Schwäche war jetzt nicht erlaubt. Der Oberst würde alles daransetzen, sie zu einer Heirat mit ihm zu überreden. Sie brauchte also einen klaren Verstand, um ihm Paroli bieten zu können. Niemals würde sie es ertragen, eine Ehe mit ihm einzugehen, in der er sich gefangen fühlen müsste . Schließlich war sie nicht die Frau, die er wollte. Was für Qualen hätte sie durchzustehen, neben einem Mann zu leben, den sie mit ganzem Herzen liebte und der sie zwar begehrte, sie aber nicht lieben konnte …
"Michael – ach, Michael!" Immer wieder flüsterte sie seinen Namen voll Trauer und Verlangen. Sie wollte ihn ganz besitzen, seinen Körper, seine Seele, sein Herz und seinen Verstand. Doch das sollte nicht sein. Daran ließ sich nichts ändern.
Wenn sie sofort ginge, bevor die Londoner Gesellschaft erwachte, würde niemand außer ihren engen Vertrauten, die sie gerettet hatten, von ihrem Besuch bei Lord Sandiford erfahren. Der Oberst war selbst zu sehr Gentleman, um jemals damit zu prahlen, Clarissa Beaumont in eine kompromittierende Lage gebracht zu haben. Sie musste jetzt stark bleiben und ihm mit einem entschlossenen "Nein" antworten.
Clarissa schlang die Arme um den Oberkörper und dachte an Sandifords wunderbare Küsse, an seine Berührungen und seinen Duft. Trotz der bevorstehenden Jahre der Einsamkeit und der Gefahr, dass ihr diese Nacht vielleicht eines Tages doch zur Last gelegt werden könnte, bereute sie nichts. In seinen Armen hatte sie das Hochgefühl der Liebe erlebt, wie es Mann und Frau über die Jahrtausende hinweg immer wieder miteinander teilen durften und für das viele gekämpft und manche sogar gestorben waren. Das bedeutete Clarissa alles.
In diesem Augenblick kam Sandiford zurück. Er trug ein Bündel Kleidungsstücke auf dem Arm und lächelte. "Ich habe deine Schuhe und deine Unterwäsche gefunden. Aber dein Kleid ist zerrissen und sehr schmutzig. Warum trägst du nicht eine meiner Morgenroben, während ich Jeffers zur Curzon Street schicke und ein Kleid von Sarah holen lasse?"
Er trug seinen Morgenmantel lose zusammengebunden, so dass sie seine kraftvolle Brust sehen konnte. Es war ihr unmöglich, den Blick abzuwenden.
"Ich ziehe das zerrissene Kleid an. Je früher ich von hier weggehe, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ich jemand Bekannten treffe und meinen Ruf ruiniere."
Sandiford warf die Kleider auf einen Stuhl und kam zu ihr, um sich neben sie auf das Bett zu setzen. Sofort schien sich ihr ganzer Körper wieder zu erhitzen und sich an all die Höhepunkte zu erinnern, die sie heute Nacht miteinander erlebt hatten.
Er nahm ihre Hand und drückte einen zärtlichen Kuss darauf. Clarissa war so überrascht, dass sie fast die Decke, die sie noch immer an sich presste, fallen ließ. "Du weißt genau, dass es nun zu spät ist, dir noch Gedanken um deinen Ruf zu machen", sagte er ruhig. "Du wirst mich heiraten müssen, Clarissa."
Sie wandte sich ab. "Wir haben diese Szene schon einmal
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