Eine Braut fuer Lord Sandiford
durchgespielt. Da ich mich augenblicklich nicht kräftig genug fühle, um mit dir zu streiten, möchte ich nur mit einem klaren 'Nein' antworten und es dabei belassen. Und nun reiche mir bitte mein Kleid."
Sandiford sprang auf, nahm ihr Kleid und warf es ins Feuer, das im Kamin loderte. "Das werde ich nicht tun."
"Michael, sei doch vernünftig. Du weißt doch selbst, dass du mich gar nicht heiraten willst. Ich bin … ich bin eigensinnig, unvernünftig und daran gewöhnt, nur das zu tun, was mir gefällt."
"Du brauchst also einen Beschützer."
"Ich kann Einschränkungen nicht ertragen."
"Vielleicht schon, wenn sie von mir kommen."
Clarissa hielt es für das Beste, nicht weiter darauf einzugehen. "Ich kaufe, was mir gefällt, ganz gleich, ob ich es mir leisten kann oder nicht."
"Ich werde dir beibringen, ein wenig auf Geld zu achten."
"Ich kann schrecklich schlechte Laune haben."
"Das habe ich bemerkt."
"Männer bezichtigen mich der Lüsternheit."
Sandiford lächelte. "Da kann ich nur zustimmen."
Sie holte tief Luft. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, hielt sich aber zurück. Warum machte er es ihr nur so schwer, das Richtige zu tun? "Ich will damit sagen, dass es unmöglich ist. Du brauchst eine ruhige, bescheidene, gute Ehefrau, die dir zur Seite steht und dir hilft, wenn du deinen Besitz herrichten lässt. Du brauchst keine Frau, über die man sich den Mund zerreißt. Denn ganz gleich, was letzte Nacht geschehen ist, ich werde immer Mädchen wie Maddie von der Straße holen – ob das den Leuten nun passt oder nicht."
"Das ist auch völlig richtig so. Wenn es den Leuten nicht zusagt, dann können sie dir gestohlen bleiben."
Ihre Hände zitterten, als sie sich innerlich ihre letzte Entgegnung zurechtlegte. Auch wenn es ihr sehr schwer fallen würde, wollte sie die Worte doch aussprechen, die sie so sehr quälten. "Du darfst dich nicht für den Rest deines Lebens an eine Frau binden, nur weil es dein Ehrgefühl von dir fordert. Du verdienst eine Frau, die du dir freiwillig erwählt hast. Du verdienst jemand wie Sarah."
Mit einem Schlag verschwand der liebevolle Spott aus seiner Miene. "Clarissa, es stimmt, dass mich der Schatten einer früheren Liebe verfolgte, als ich nach England zurückkehrte. Ich war zornig auf die ganze Welt und hatte das Gefühl, dass man mir alles außer meiner Pflicht genommen hatte. Doch während der Wochen, in denen ich dich kennen gelernt habe, sind meine Verzweiflung, meine Wut und Empörung allmählich dahingeschmolzen. Übrig geblieben ist ein Feuer, das mein Leben mit einer Kraft erhellt, ohne die ich nicht mehr sein möchte. Du hast mir Freude und die Lust am Leben geschenkt, Clarissa." Sein ernster Tonfall wurde leichter, und er lächelte schelmisch. "Neben dir möchte ich am Morgen erwachen – jeden Morgen."
Ach, das war es also. "Leidenschaft ist nicht genug für eine gute Ehe …"
"Hör mir bitte zu", bat er sie und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. "Und glaube mir, was ich dir jetzt sage. Nein, du bist nicht die vorbildliche, gehorsame, in Haushaltsdingen erfahrene Ehefrau, die ich mir anfangs vorgestellt habe. Aber mir ist klar geworden, dass du all das hast, was ich brauche."
Er nahm vorsichtig ihre verletzte Hand und sah ihr tief in die Augen, so dass sie vor Anspannung reglos verharrte. "Ich liebe dich, Clarissa – nur dich. Bitte, nimm mich. Werde meine Frau."
In seiner Stimme lag ein solcher Ernst, in seinen Worten war so viel Gewicht, dass sie ihn fassungslos anstarrte. Er wollte tatsächlich sie, Clarissa Beaumont – nicht seine tugendhafte Jungfer und auch nicht eine Dame wie Sarah.
Stumm sah sie den Mann an, für den sie freiwillig ihr Leben, ihr Vermögen, ihre Seele gegeben hätte. Ein Hochgefühl ergriff sie. Er hatte ihr gerade seine Liebe gestanden.
Eine Welle des Glücks breitete sich in ihr aus, so dass sie glaubte, von Engeln getragen zu werden.
Die alte Clarissa hätte ihre Antwort vermutlich hinausgezögert, hätte ihren Verehrer warten lassen und ihn dazu gebracht, ihr immer noch mehr Komplimente zu machen. Die neue Clarissa jedoch zauderte nun keinen Moment mehr.
Dennoch würde es ihrem begehrlichen Herzen bestimmt gut tun, noch ein weiteres Mal seiner Liebe versichert zu werden. Während Sandiford sie voll Hingabe anschaute, sehnte sich Clarissa danach, ihren Bund, der ein ganzes Leben dauern sollte, durch eine neue Vereinigung zu besiegeln. Wäre das nicht der schönste Beginn ihrer Ehe?
"Wenn ich dir
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