Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Platinum-Kreditkarte und erklärt dann, dass er nur schnell Katherine und Alex auf Wiedersehen sagen will.
Ich kann sehen, wie er sein extrasauberes braunes Haar glatt streicht, als er in den goldgerahmten Spiegel an der gegenüber liegenden Wand blickt, während er sich zwischen den Tischen hindurchschlängelt.
In meinen Augen ist Richard der Inbegriff von Eitelkeit. Er hat eine lang anhaltende Liebesbeziehung zu Spiegeln und verbringt vor dem Weggehen mehr Zeit im Badezimmer, als ich es je tun würde.
Ich kann nicht umhin zuzugeben, dass er sehr attraktiv ist. Als er den Raum durchquert, folgen ihm mehrere weibliche Blicke. Das Problem ist nur, dass ich ihn in etwa so attraktiv wie Wochen alten Hüttenkäse finde. Was ich dann noch mit dem Kerl mache, fragen Sie sich? Wie kann sich eine junge Frau mit jemandem verloben, dem sie am liebsten die Visage polieren würde, weil er alles andere als unsterbliche Liebe und Hingabe in ihr hervorruft?
Tja, als ich Richard zum ersten Mal begegnet bin, hat er mich einfach umgehauen, wortwörtlich sozusagen.
Richard ist Rechtsanwalt.
Ich bin Lehrerin.
Und ich bin eine schreckliche Autofahrerin.
Er hat mich vertreten, als aus einem kleinen Unfall ein riesiger Rechtsstreit wurde. Bis die abschließende Anhörung vor Gericht stattfand, war es ihm irgendwie gelungen, nicht nur den Richter von meiner Unschuld zu überzeugen, sondern auch mich davon, dass es eine echt gute Idee sei, meine Dankbarkeit zu beweisen, indem ich schnurstracks mit ihm in die Kiste steige.
Ich muss zugeben, dass er vor Gericht wirklich beeindruckend war.
Schade, dass er im Bett nicht genauso beeindruckend ist. Doch zu diesem Zeitpunkt hat mich das ganze ritterliche Tamtam so »umgehauen«, dass ich sogar bereit war, die Tatsache zu übersehen, dass er bei unserem ersten Matratzen-Rendezvous nicht nur die Socken anbehalten hat, sondern auch seine lächerliche weiß gepuderte Lockenperücke. Nichtsdestotrotz und obwohl seine Anmache in einem reichlich derben »das Gericht mag dich für unschuldig befunden haben, doch ich befinde dich für schuldig, mein Herz gestohlen zu haben« bestand, was ich zum damaligen Zeitpunkt schrecklich romantisch fand, heute aber für den Gipfel der Peinlichkeit erachte, muss ich beschämt zugeben, dass ich verdammt leicht flachzulegen war.
Die Lässigkeit, mit der Richard mich ins Bett gekriegt hat, mag auch etwas mit der Tatsache zu tun haben, dass ich in der Schule immer diejenige war, die nie einen Jungen abgekriegt hat. Ich hatte jede Menge guter Kumpels, aber ganz entschieden keine heißen Dates.
Dass es sich um eine reine Mädchenschule handelte, hat meine Chancen auch nicht gerade erhöht. Doch wenn man bedenkt, dass ich sie mit achtzehn verlassen habe und dass Richard mit sechsundzwanzig wirklich der erste Mann war, der ein dauerhaftes Interesse an mir zeigte, dann kann man mir keinen Vorwurf daraus machen, dass ich denke, etwas an mir stimme nicht (eine Meinung, die regelmäßig von meiner heiratswütigen Mutter vertreten wird). Und ebenso wenig dafür, dass ich die Gelegenheit zu einer Beziehung mit jemandem beim Schopfe ergriffen habe, der zumindest rein äußerlich alles zu haben schien, was eine Frau sich nur wünschen kann.
Zum ersten Mal im Leben konnte ich mich in mütterlicher Anerkennung sonnen, etwas, das meine Mutter nie zuvor ausgestrahlt hatte. Zumindest nicht in meine Richtung.
Ihre übergewichtige, unterdurchschnittliche Tochter hatte sich endlich einen Kerl geangelt. Und zwar keinen x-beliebigen, sondern einen, mit dem man vor Familie und Freunden prahlen konnte.
Obwohl Richard alles zu haben scheint, was eine Frau sich nur wünschen kann – Aussehen, Charme, Geist, Erfolg und einen halbwegs guten Geschmack –, kam leider nie etwas davon mir zugute. Er gehört zu den Männern, die einen auf der Tanzfläche bei einem romantischen Slow in die Arme ziehen, um dann den ganzen Song lang über die Schulter hinweg einer anderen hinterher zu gaffen.
Vermutlich ist es nicht seine alleinige Schuld. Wie heißt es so schön: Dazu gehören immer zwei. Vielleicht habe ich ihn nicht so glücklich gemacht, wie ich es hätte tun können. Vielleicht habe ich mich auch nicht als der Mensch entpuppt, für den er mich hielt.
Vielleicht liegt es an ihm, vielleicht an mir. Geht es aber darum, ob wir füreinander bestimmt sind, gibt es kein Vielleicht mehr. Da, meine Lieben, gibt es nur noch ein klares Nein.
Er braucht eine halbe Stunde, um sich zu
Weitere Kostenlose Bücher