Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
liebt sie, Fliss«, murmelt Alex. »Man sollte meinen, dass das ein guter Anfang für eine Beziehung ist.«
Er legt eine Hand unter mein Kinn und zwingt mich, zu ihm aufzusehen.
»Was meinst du, jetzt, wo es keine Hindernisse mehr gibt, kriegen wir wohl unser Happy End?«
Verbotene Früchte schmecken süß, hinterlassen aber den bitteren Nachgeschmack des schlechten Gewissens. Alex’ Lippen schmecken ebenfalls süß bei diesem sehnsüchtigen, zärtlichen Kuss, der nicht mehr von meinem schlechten Gewissen verdorben wird, sondern von der Tatsache, dass ich, obwohl ich das Gefühl habe, tot und im Himmel zu sein, immer noch lebe und deshalb irgendwann wieder atmen muss.
Jeder Mensch sucht nach etwas. Das Problem ist nur, dass wir meistens gar nicht wissen, wonach. Ich habe lange gebraucht, um die richtige Spur zu finden. Ich mag zwar Umwege gemacht, zurückgegangen und schließlich beinahe zusammengebrochen sein, doch als Alex und ich atemlos, widerstrebend und lachend den Kuss beenden, weiß ich, dass ich endlich gefunden habe, wonach ich gesucht habe.
Es fühlt sich ausgesprochen seltsam an, als ich Richards Wohnung betrete. Alles ist still. Die Art Stille, die man fühlen kann – kalt und leer. Sogar der unbändige Eric, der nie von meiner Seite weicht, schüttelt sich und drängt seinen haarigen Körper dichter an meine Knöchel.
Sally hat eine Wärme in Richards Leben gebracht, die nur ein Dummkopf wie er aufgeben konnte. Und er muss schon verdammt viel Glück haben, um so etwas noch einmal zu finden, insbesondere mit dieser unterkühlten Katherine Christian.
Ich gehe geradewegs ins Schlafzimmer, denn ich habe vor, Sallys Ringe an denselben Platz zu legen wie meinen Zettel und die Schlüssel in jener Nacht, als ich Richard Trevelyan sitzen gelassen habe.
Ziemlich symbolträchtig, ich weiß, doch das alles geschieht mit großer Traurigkeit über das Vorgefallene und auch mit großer Erleichterung darüber, dass ich diesen Trottel Richard endlich aus unser beider Leben verbanne.
Die Schränke, in denen Sallys Kleider hingen, stehen offen. Wo zuvor dicht an dicht ordentlich gebügelte, perfekt zueinander passende Outfits hingen, herrscht gähnende Leere. In Richards Schrank hängen noch einige Sachen, doch mein Blick bleibt an etwas auf der anderen Seite des Bettes hängen.
Richards Seite des Bettes.
Ich umrunde das Bett und entdecke einen großen Koffer auf dem Boden, aus dem der Inhalt von Richards Schubladen quillt: seidene Unterwäsche, Socken, Taschentücher, Pullover.
Richard ist dabei, aus- und weiterzuziehen. Ein unübersehbares Schild »Zu verkaufen« im Fenster versperrt den herrlichen Panoramablick über Oxfords Altstadt, das einzig wirklich Schöne, das dieser spartanischen Wohnung nach Sallys Auszug geblieben ist.
Ich hätte nicht übel Lust zu warten, bis Richard nach Hause kommt, um den Rest seiner Sachen abzuholen.
Ich denke an das schicksalhafte Abendessen und Ethelred den Ungekochten zurück. Armer, alter Hummer. Richard hätte Ethelreds Ende weit mehr verdient als Ethelred selbst. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich genussvoll Richards Kopf in einen Gasofen halten, bis er aufhört, mit seinen kurzen, stämmigen Beinen zu strampeln.
Ich schüttele den Kopf, und die Bilder verschwinden.
Es wäre nett, ihn leiden zu sehen. Doch nachdem ich die ganze letzte Woche mit Alex Christian verbracht habe, ist der Knast nicht länger eine verlockende Alternative, um dort den Rest meines Lebens zu verbringen. Außerdem habe ich so eine Ahnung, dass Kat Richard viel mehr leiden lassen wird, als ich es je könnte.
Ich beschließe, dass es an der Zeit ist für meinen endgültigen Abgang.
Alex wartet draußen im Wagen auf mich. Wir sind auf dem Weg zu einem Willkommensessen in The Beeches, mit Mutter, Sally … und James.
Doch während ich in Richtung Tür gehe, fällt mir auf, dass Eric plötzlich fehlt. Er klebt mir nicht wie üblich an den Fersen und kommt auch nicht, als ich nach ihm pfeife. Also kehre ich dahin zurück, wo ich ihn zuletzt gesehen habe.
In Richards Schlafzimmer.
Von dem Moment an, als ich Eric das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass er der richtige Hund für mich ist.
Als ich die Tür zum Schlafzimmer aufstoße, entdecke ich ihn, wie er sich zufrieden in Richards Koffer breitgemacht hat, das Gesicht vor Konzentration ganz angespannt. Ich könnte schwören, dass er mir zuzwinkert, als er die Überreste seines Mittagessens in Form einer ordentlichen, stinkenden
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