Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
auch schon klar.
»Wie ex?« Ich bin nicht gereizt, nur neugierig.
»Och, ist jetzt schon ein paar Jahre her.«
»Was ist passiert?«
»Sie wollte mehr, als ich zu der Zeit zu geben bereit war.« Er sieht mich aus klaren braunen Augen an, den Mund voller Bohnen und Seezunge. »Sie war am Boden zerstört, als ich die Beziehung beendet habe«, fügt er hinzu.
Er wartet auf eine Reaktion. Ich weigere mich, ihm eine zu zeigen und schweige.
Er versucht es erneut. »Sie hat mich angebetet, weißt du.«
Wenn du so toll bist, warum hat sie dann einen anderen geheiratet?, denke ich wütend.
»Natürlich hat sie ihn nur geheiratet, um sich über mich hinwegzutrösten«, erklärt er selbstgefällig, womit er unwissentlich meine Frage beantwortet.
Ich sehe zu ihrem Tisch hinüber. Alex Christian fängt meinen Blick auf und lächelt. Er hat ein sehr nettes Lächeln. Außerdem hat er ein nettes Gesicht, einen athletischen Körper – geschmeidig und muskulös –, und trägt einen tadellos geschnittenen dunkelgrauen Anzug von Armani, der ihm extrem gut steht.
»Er sieht sehr nett aus«, sage ich herausfordernd und werfe noch einen verstohlenen Blick hinüber. Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, mich mit jemandem wie Alex Christian über Richard hinwegzutrösten. Wie hat Katherine den bloß an Land gezogen? Stimmt, sie ist schön, aber aus dem, was ich in der kurzen Zeit von ihr gesehen habe, schließe ich, dass diese Schönheit so tief reicht, wie ein hauchdünnes Blatt Papier dick ist. Ich mag mich irren, und es ist vermutlich nicht fair, Leute, die man kaum kennt, so schnell abzuurteilen. Aber ich bin seit vier Jahren Lehrerin und habe die Erfahrung gemacht, dass erste Eindrücke oft zutreffen. Obwohl auch ich mich schon getäuscht habe – ein Beispiel dafür sitzt mir gerade gegenüber. Und natürlich stimmt Richard nur widerstrebend zu, dass Alex Christian in der Tat ein sehr netter Mann ist.
»Oh, das ist er«, räumt Richard ein. »Ein anständiger Kerl, wirklich. Ziemlich erfolgreich. Hat eine kleine, aber recht gut gehende Werbeagentur.«
Er misst den Wert eines Menschen stets an seiner sozialen Stellung, aber wie üblich widerstrebt es ihm, andere als seine eigenen Leistungen anzuerkennen. Ein »ziemlich erfolgreich« aus Richards Mund ist gleichbedeutend mit dem »sehr erfolgreich« anderer.
»Warum um Himmels willen hast du sie eingeladen?«
»Warum nicht? Schließlich sind sie alte Freunde. Wenn ich genauer darüber nachdenke, hätte ich sie eigentlich längst auf die Gästeliste setzen sollen. Was ist los, Felicity? Willst du etwa nicht, dass eine Ex von mir zu unserer Hochzeit kommt? Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
Ja, das würde ihm gefallen, das dürfen Sie mir glauben. Ein bisschen Eifersucht ist Balsam für sein Ego, das sowieso schon unverhältnismäßig verhätschelt wird.
»Sie ist einfach Atem beraubend, nicht wahr?« Jetzt ist er nicht mehr zu halten. »Eine richtige Schönheit.«
»Wenn man auf so was steht«, murmele ich gelassen und fahre mit dem Finger über die stumpfe Klinge meines Buttermessers. »Auf mich hat sie eher ein bisschen künstlich gewirkt. Irgendwie falsch. Falsche Nägel, falsche Wimpern, falsches Lachen. Da fragt man sich doch, ob andere Teile ihrer …« Ich deute auf mein eigenes, durchaus echtes Dekolleté.
»Oh, ich kann dir versichern, die sind echt.« Richard grinst. »Ich habe schließlich Erfahrungen erster Güte.«
»Wohl eher Güteklasse 1A«, entgegne ich und starre ihn wütend an. Ich bin nicht sauer, weil er mich provoziert, sondern weil er glaubt , mich zu provozieren.
»Oho, sind wir also doch eifersüchtig!«, kräht er zufrieden, um dann gönnerhaft hinzuzufügen: »Mach dir nichts draus, Schätzchen. Denk einfach dran, dass ich ja trotzdem dich heirate.«
»Das denkst du«, würde ich ihm am liebsten entgegenbrüllen, doch inzwischen bin ich doch wankelmütig, und der Augenblick der Enthüllung ist somit erst einmal vorbei. Ich arbeite mich stetig bis zum Boden einer weiteren Flasche Wein vor, während ich darauf warte, dass Richard sein Mahl beendet. Er kaut jeden Bissen immer erst hundert Mal, bevor er schluckt. Er erinnert mich an ein ewig wiederkäuendes Rind.
Nach dem Dessert, das ich auslasse, und dem Kaffee, den ich nicht hätte auslassen sollen, wenn man bedenkt, wie viel Wein ich in der Zwischenzeit intus habe, verlangt Richard endlich die Rechnung. Mit einer schwungvollen Bewegung reicht er dem Ober seine
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