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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Ich vermute, dass es ihn aus dem Takt bringen würde, alle fünf Sekunden innehalten zu müssen, um seinen perfekt gebauten Körper im Spiegel über sich zu bewundern.
    Eine als Schrankfront verkleidete Tapetentür führt zum benachbarten Bad mit dem weiß gefliesten Boden und den goldenen Armaturen. Es ist sehr spartanisch eingerichtet. Auf der Glasablage unter dem großen Badezimmerspiegel steht Safari for Men in diversen Varianten: als Aftershave, Deodorant, Körperlotion und Duschgel. Diese Flaschen und einige flauschige weiße Handtücher sind die einzigen Beweise für eine menschliche Existenz in diesem Raum. Im Abfluss sind keine Haare, auf dem Boden liegen keine leeren Klopapierrollen, in der Ecke stapelt sich keine Dreckwäsche. Der Toilettendeckel ist heruntergeklappt, und die Handtücher hängen ordentlich auf den heizbaren Haltern.
    Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, benetze meine Achselhöhlen mit Richards Aftershave und schmiere mir mit einem Finger Zahnpasta auf meine Schneidezähne. Dann wische ich mir aus purer Gemeinheit meine immer noch pflaumenroten Lippen – Richard küsst selten – an dem schneeweißen, jungfräulichen Handtuch ab und hinterlasse eine lange rote Schliere; die Jungfrau ist entjungfert.
    Ich kenne Richard jetzt so lange, und noch immer sind keine Sachen von mir in seiner Wohnung. Entschuldigung, in seinem Penthouse . Er hat mir nie verboten, ihr meinen persönlichen Stempel aufzudrücken, aber er hat mich auch nie dazu ermuntert. Ich weiß, die meisten Menschen würden eine Einladung gar nicht erst abwarten, sondern dafür sorgen, dass sie wenigstens alles Notwendige zur Sicherheit dort haben. Doch aus irgendeinem Grund habe ich nie etwas hierher gebracht. Nicht mal eine Zahnbürste. Ich kehre ins Schlafzimmer zurück und ziehe mich an. Als ich mich aufs Bett setze, um meine Schuhe anzuziehen, dreht sich Richard irritiert zur Seite, wobei er die Decke mit eisernem Griff mitreißt und laut furzt.
    Inzwischen ist es drei Uhr früh. Die Straßen von Oxford sind verlassen. Meine Wohnung, mein Heim, ist das totale Gegenstück zu Richards Wohnung; sie ist klein, doch sehr persönlich. Hier herrscht das Chaos. Das ist mir eigentlich nicht recht, doch nach achtundzwanzig Jahren unter der Fuchtel einer tyrannischen Mutter ist Schlampigkeit ein willkommener Weg, um die eigene Unabhängigkeit zu betonen.
    Ich fühle mich schuldig, doch befreit, und schenke mir mein übliches Ritual des Duschens und sorgfältigen Abschminkens. Stattdessen lasse ich mich angezogen aufs Bett fallen und futtere einen Riegel Mars, den ich mir aus dem Kühlschrank geholt habe. Aus irgendeinem Grund kriege ich immer Heißhunger, wenn ich blau bin.
    Mir ist klar, dass ich am nächsten Morgen beim Aufwachen aussehen werde wie ein Panda, mit der Wimperntusche, dem pflaumenfarbenen Lidschatten und dem schwarzen Kajal um meine blutunterlaufenen Augen, aber ausnahmsweise ist mir das egal. Zum Teufel mit dem Versuch, mein Aussehen um meines Liebeslebens und meines zukünftigen, hoffentlich faltenfreien Glücks willen zu bewahren – zumindest das, was ich an Aussehen habe.
    Eine gute Seele sagte einst zu meiner Mutter: »Fliss wird nie hübsch sein, aber es gibt Augenblicke, da sieht sie schön aus.«
    Ist es nicht seltsam, wie manche Bemerkungen, ganz egal wie gedankenlos sie hingeworfen wurden, einen ein Leben lang brandmarken?
    Ich habe versucht, einen dieser seltenen Augenblicke festzuhalten, in denen ich zwar nicht hübsch bin, aber als schön bezeichnet werden könnte, um ihn dann ganz nach Belieben zu reproduzieren, doch es funktioniert nicht. Man sollte meinen, in letzter Zeit hätte ich mehr Glück gehabt, bei allen Hätscheleien, denen ich mich in Vorbereitung auf das »große Ereignis« unterworfen habe. All die Maniküren, Sauerstoffampullen, Cellulite-Massagen, die Pediküren, die Algenwickel, der grässliche Schmerz beim Epilieren … O Mann, vor ein paar Wochen wollte meine Mutter mich sogar dazu überreden, mir die Lippen aufspritzen zu lassen. Aber wahrscheinlich kann ich von Glück sagen, dass sie mir nicht gleich eine Ganzkörpermodellage mit Hilfe der plastischen Chirurgie vorgeschlagen hat.
    Sie hat mich für den Tag gedrillt – na ja, versucht zu drillen trifft es wohl eher –, an dem von jeder Frau erwartet wird, strahlend schön zu sein, nämlich ihren Hochzeitstag –  meinen Hochzeitstag –, und das seit meiner Geburt. Es war ihre Idee, mich Felicity zu nennen. Einen

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