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Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Titel: Eine dunkle Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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er ein paar Befehle, dann kehrte er nach Paris zurück. Alle Gendarmeriebrigaden erhielten einen Auftrag und geheime Weisungen. Während der Monate Dezember, Januar und Februar wurde in den kleinsten Dörfern emsig und anhaltend nachgeforscht. Man horchte in allen Schenken. Corentin erfuhr drei wichtige Dinge: ein Pferd, dem Michus ähnlich, wurde in der Gegend von Lagny tot aufgefunden. Die fünf im Walde von Nodesme verscharrten Pferde waren für je fünfhundert Franken von Pächtern und Müllern an einen Mann verkauft worden, dessen Personenbeschreibung auf Michu paßte. Als das Gesetz über die Hehler und Mitschuldigen von Georges veröffentlicht wurde, beschränkte Corentin seine Überwachung auf den Wald von Nodesme. Dann, als Moreau, die Royalisten und Pichegru verhaftet wurden, sah man keine fremden Gesichter mehr in der Gegend. Michu verlor damals seine Stellung; der Notar aus Arcis überbrachte ihm das Schreiben, worin der Staatsrat, der jetzt Senator geworden war, Grevin bat, die Abrechnung des Verwalters entgegenzunehmen und ihn zu entlassen. Binnen drei Tagen ließ Michu sich eine Entlassung in aller Form geben und wurde frei. Zur großen Verwunderung der Gegend zog er nach Cinq-Cygne, wo Laurence ihn zum Pächter aller Vorbehaltsgüter des Schlosses machte. Der Tag seiner Einsetzung traf schicksalsvoll mit der Hinrichtung des Herzogs von Enghien zusammen. Fast ganz Frankreich erfuhr gleichzeitig die Verhaftung, die Verurteilung und den Tod des Fürsten: eine furchtbare Vergeltung, die dem Prozeß gegen Polignac, Rivière und Moreau vorausging.
Corentins Rache
    Einstweilen, bis der für Michu bestimmte Pachthof erbaut war, wohnte der falsche Judas in den Gesindewohnungen über den Ställen auf der Seite der berühmten Bresche. Michu verschaffte sich zwei Pferde, eins für sich, das andre für seinen Sohn, denn beide begleiteten jetzt Fräulein von Cinq-Cygne und Gotthard auf allen ihren Ritten, die, wie man sich denken kann, den Zweck hatten, die vier Edelleute zu ernähren und dafür zu sorgen, daß ihnen nichts abging. Franz und Gotthard, von Couraud und den Hunden der Gräfin unterstützt, kundschafteten die Umgegend des Versteckes aus und versicherten sich, ob niemand in der Nähe war. Laurence und Michu brachten ihnen die Speisen, die Martha, deren Mutter und Katharina zubereiteten, ohne daß die Dienstboten etwas merkten, so daß das Geheimnis ganz unter ihnen blieb, denn keiner von ihnen zweifelte, daß im Dorfe Spione waren. Deshalb fand dies Unternehmen auch nur zweimal in der Woche und stets zu verschiedenen Stunden statt, bald bei Tage und bald bei Nacht. Diese Vorsichtsmaßregeln dauerten so lange wie der Prozeß gegen Rivière, Polignac und Moreau. Als der Senatsbeschluß, der die Familie Bonaparte zur Kaiserwürde berief und Napoleon zum Kaiser ernannte, dem französischen Volke zum Entscheid vorgelegt wurde, unterschrieb Herr von Hauteserre sich in der Liste, die Herr Goulard ihm vorlegte. Schließlich erfuhr man, daß der Papst Napoleon die Weihe geben würde. Seitdem war Fräulein von Cinq-Cygne nicht mehr dagegen, daß die beiden jungen Leute und ihre Vettern einen Antrag stellten, um von der Liste der Emigranten gestrichen zu werden und ihre bürgerlichen Rechte zurückzuerhalten. Der Biedermann reiste alsbald nach Paris und suchte dort den früheren Marquis von Chargeboeuf auf, der Herrn von Talleyrand kannte. Dieser Minister, der damals in Gunst stand, schickte die Bittschrift an Josephine, und diese gab sie ihrem Gatten, den man schon Kaiser, Majestät und Sire nannte, bevor das Ergebnis der Volksabstimmung bekannt war. Herr von Chargeboeuf, Herr von Hauteserre und der Abbé Goujet, der gleichfalls nach Paris kam, erhielten eine Audienz bei Talleyrand, und der Minister versprach seine Unterstützung. Schon hatte Napoleon die Haupturheber der großen, gegen ihn gerichteten royalistischen Verschwörung begnadigt; aber obwohl die vier Edelleute nur verdächtig waren, berief der Kaiser nach Verlassen einer Sitzung des Staatsrats doch den Senator Malin, Fouché, Talleyrand, Cambacérès, Lebrun und den Polizeipräfekten Lebrun in sein Kabinett.
    »Meine Herren,« sagte der künftige Kaiser, der noch seine Uniform als Erster Konsul trug, »wir haben von den Herren von Simeuse und von Hauteserre, Offizieren in der Armee des Prinzen von Condé, eine Bitte um Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich erhalten.«
    »Sie sind schon da«, sagte Fouche.
    »Wie tausend andre, denen ich in Paris

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