Eine Eule kommt selten allein
möglich, zwei Kopien zu machen? Ich würde mich gern selbst ein bißchen damit beschäftigen, ich habe noch nie versucht, eine Geheimschrift zu knacken.«
»Ich auch nicht«, sagte Winifred Binks. »Eine hervorragende Idee, Knapweed. Je mehr von uns es versuchen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß es einem von uns gelingt. Glauben Sie nicht, Peter?«
Peter wußte nicht, was er glauben sollte und was nicht. Da Knapweed das Notizbuch bereits in die Pinzette genommen hatte und gerade dabei war, es zum Kopierer zu transportieren, sah er wenig Sinn darin, jetzt noch Einspruch zu erheben. Knapweed konnte es sich sowieso jederzeit nehmen und Kopien machen, nachdem Miss Binks zu Bett gegangen war. Peter hatte keine Lust, die ganze Nacht hier draußen mit den Stinktieren und Waschbären zu verbringen und den Leihwagen zu bewachen. Er bezweifelte sehr, daß Fanshaw versuchen würde, sich heimlich herzuschleichen, um damit fortzufahren. Er wäre ein ausgesprochener Dummkopf, wenn er sich noch einmal in die Nähe der Forschungsstation wagen würde, es sei denn, das Notizbuch gehörte ihm und er wollte auf keinen Fall, daß jemand die Notizen entschlüsselte.
»Ich wüßte nur zu gern, wer von den beiden dieses Ding verloren hat«, sagte er zu Miss Binks. »Wir können zwar davon ausgehen, daß Emmerick und Fanshaw gemeinsame Sache gemacht haben, aber woran - eh - zum Teufel haben sie gearbeitet?«
»Gute Frage«, antwortete sie. »Wenn man bedenkt, was Viola heute morgen zugestoßen ist, müssen wir wohl davon ausgehen, daß die Sache noch nicht ausgestanden ist, auch wenn Mr. Emmerick inzwischen nicht mehr unter uns weilt. Was mir am meisten Sorgen macht, Peter, ist die Art und Weise, wie diese Betrüger hier auftauchen. Zuerst schneit Emmerick herein und gibt vor, jemand zu sein, der er in Wirklichkeit gar nicht ist. Dann stirbt Emmerick, Mr. Fanshaw erscheint auf der Bildfläche und weiß anscheinend nicht einmal, daß Emmerick tot ist. Wir schaffen es, ihn sicher hinter Schloß und Riegel zu bringen, da kommt schon wieder jemand und kidnappt Viola. Und schließlich erscheint auch noch dieser Rechtsanwalt und holt Fanshaw aus dem Gefängnis. Ich frage mich allmählich, wie das bloß enden soll!«
»Sie haben vollkommen recht, Winifred.« So, jetzt hatte er es endlich doch noch geschafft! »Ich habe Ihnen zwar erzählt, daß Fanshaw aus dem Gefängnis verschwunden ist, aber nicht, wie. Folgendes ist passiert: Als ich im Gefängnis eintraf, war Fanshaws Anwalt bei seinem Mandanten in der Zelle. Er kam heraus, und Ottermole hatte einen kleinen - eh - Wortwechsel mit ihm, woraufhin der Anwalt verschwand und Ottermole und Dorkin nachschauen gingen, ob Fanshaw vielleicht aufs - eh - kurz seine Zelle verlassen mußte. Ich war die ganze Zeit so sehr damit be-schäftigt, Emmericks Sachen durchzusehen, daß ich nicht weiter auf sie geachtet habe. Nach einer Weile schien es mir jedoch im Gefängnis verdächtig still geworden zu sein, daher beschloß ich, lieber kurz nachzusehen. Ich fand die Käfigtür offen, der Vogel war ausgeflogen, und Ottermole und Dorkin saßen zusammen auf der Pritsche. Sie waren in ein Fadenspiel vertieft und glaubten, sie würden Dame spielen.«
»Wie das?«
Peter zuckte mit den Achseln. »Da bin ich völlig überfragt. Wir haben nur herausfinden können, daß Fanshaw sie hypnotisiert hat, indem er eine Goldmünze vor ihren Nasen hin und her pendeln ließ.«
»Das ist ja unglaublich. Sind Sie ganz sicher, daß die beiden nicht nur so getan haben?«
»Daran besteht kein Zweifel. Ich kenne Fred und Budge gut genug, die beiden waren völlig weg vom Fenster. Es hat mich einige Mühe gekostet, sie wieder wach zu bekommen, und ich befürchte, sie stehen vielleicht immer noch unter dem Einfluß einer Art posthypnotischen Suggestion. So etwas halte ich durchaus für möglich. Das Opfer verhält sich tagelang unauffällig und beginnt plötzlich, auf den Händen zu laufen oder Erbsen mit dem Messer zu essen.«
»Ugh! Was für ein abscheulicher Gedanke. Meinen Sie denn, es war richtig, die beiden allein zu lassen?«
»Das habe ich ja gar nicht. Der Officer, der Nachtdienst hat, ist gekommen, und die beiden sind nach Hause gegangen. Budge Dorkin wollte den neuen Freund seiner Tante treffen, und Ottermole hatte vor, wie jeden Abend mit seinen Kindern Räuber und Gendarm zu spielen. Wir werden einfach abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Genau wie Cronkite Swope mit seinen
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