Eine Eule kommt selten allein
Fotos.«
»Ein guter Vergleich, Winifred.« Jetzt hatte er es sogar ein zweites Mal geschafft! Diesmal war es schon einfacher gewesen, ihr Name war ihm wirklich sehr viel leichter von den Lippen gekommen. »Ich habe Swope bereits angerufen, aber er hat mir gesagt, daß Fanshaw leider auf keinem einzigen Bild deutlich zu erkennen ist. Entweder er ist unscharf oder hat sich gerade von der Kamera weggedreht.«
»Wie unheimlich!«
»Oder heimlich, je nachdem, wie man die Sache betrachtet. Meiner Meinung nach muß Fanshaw eine Menge Erfahrung in diesen Dingen haben, sonst hätte er nicht diese Geistesgegenwart an den Tag gelegt. Wie läuft's denn so, Calthrop?«
»Ich glaube, ich bin soweit fertig. Ich schau' das Buch zur Sicherheit nur noch mal durch.«
Der Botaniker war immer noch mit dem Pinzettieren von Seiten beschäftigt, die jedoch alle leer waren, erst auf dem letzten Blatt wurde er wieder fündig. Diesmal handelte es sich allerdings nicht um rätselhafte Symbole, sondern um die grobe Skizze einer Schale auf einem Fuß, in der sich einige runde Kritzeleien befanden, die man sehr wohl für Äpfel halten konnte.
»Da schau mal einer an«, rief Peter.
»Was sollen wir uns denn anschauen?« verlangte Helen zu wissen. »Na das hier!«
Er zeigte auf die Zeichnung, die Knapweed gerade kopiert hatte. Helen rümpfte die Nase.
»Künstlerisch nicht gerade überzeugend, wenn du mich fragst. Gehe ich recht in der Annahme, daß es sich dabei um eine wichtige Symbolik handelt?«
»Es wird dich sicher interessieren, daß Winifred, wie sie heute erst erfahren hat, die Mehrheitsbeteiligung an einer Firma namens Golden Apples hat, die einem Ehepaar namens Compote gehört und von diesem geleitet wird. Was ich besonders interessant finde, ist die Tatsache, daß ich eine ganz ähnliche Zeichnung zwischen Emmericks Papieren gefunden habe.«
»Du meinst, das läßt daraufschließen, daß Emmerick der Besitzer dieses Notizbuchs war?«
»Ich glaube nicht, daß wir zu diesem Zeitpunkt schon ganz sicher sein können, aber wenigstens ist es ein Anhaltspunkt. Gute Arbeit, Calthrop. Kann ich einen Satz Kopien haben?«
Knapweed reichte sie ihm. »Soll ich das Notizbuch wieder dort hinlegen, wo wir es gefunden haben?«
»Wenn Sie so freundlich sein wollen«, erwiderte Peter. »Am besten fassen Sie es nur mit Ihrer Pinzette an, aber das brauche ich Ihnen sicher gar nicht zu sagen.«
»Aber wenn dieser Fanshaw tatsächlich wieder auf freiem Fuß ist, was sollte ihn dann davon abhalten, herzukommen und es sich wiederzuholen ?«
»Erstens hat das Büchlein ja wahrscheinlich Emmerick gehört, wie wir aufgrund der Kritzelei annehmen dürfen, also weiß Fanshaw vielleicht gar nichts von seiner Existenz. Und falls dies nicht zutreffen sollte, geht er vielleicht zweitens davon aus, daß es sich unter Emmericks persönlichen Habseligkeiten befindet, die er bisher noch nicht durchsuchen konnte. Ottermole hat einiges aus Emmericks Zimmer im Gasthof geholt, und die Staatspolizei hat im Leichenschauhaus die restlichen Sachen aus Emmericks Taschen genommen. Und falls drittens das Notizbuch wider Erwarten doch Fanshaw gehören sollte und er dafür sogar das Risiko in Kauf nimmt, sich herzuschleichen, um es zu holen, wissen wir mit Sicherheit, daß es sich um etwas sehr Wichtiges handelt.«
»Hey, da haben Sie recht! Vielleicht sollte ich heute nacht Wache halten, für den Fall, daß er aufkreuzt.«
»Lieber Sie als ich, junger Mann. Jetzt, wo wir die Kopien haben, wäre es ja nicht mehr so schlimm, wenn Fanshaw sich das Ding zurückholen würde. Wissen Sie, ich frage mich, ob dieser angebliche Code nicht vielleicht in Wirklichkeit so etwas wie eine Kurzschrift für Ingenieure ist, die Symbole sehen genauso aus, als hätte sie ein Rohrleger ausgearbeitet. Ich werde einen unserer Jungs aus der technischen Abteilung bitten, einen Blick darauf zu werfen.«
»Sie könnten vielleicht auch versuchen herauszufinden, ob es nicht eine Art Computersprache ist«, schlug Winifred Binks vor. »Das ist heutzutage meistens so.«
»Wie wahr!«
Peters Antwort wurde von einem Gähnanfall gestört, der so stark war, daß er ihn unmöglich unterdrücken konnte. Helen reichte ihm seinen berüchtigten Tweedhut und seinen geliebten Plaidmantel, den er nach ihrer Ankunft auf einem Stuhl abgelegt hatte.
»Komm schon, Liebling, du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten. Winifred, Sie sind sicher auch todmüde. Hätten Sie nicht Lust, mitzufahren und bei uns
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