Eine Eule kommt selten allein
Pfannkuchenteig auf der Anrichte wartete nur darauf, gebacken zu werden. Knapweeds Kopien waren überall verteilt.
»Schon etwas herausgefunden, werte Mrs. Holmes?«
»Leider nicht.« Helen sammelte die Seiten ein, legte sie auf ein Schneidebrett und stellte zur Sicherheit noch eine Dose Katzenfutter darauf. »Ich habe Winifred schon angerufen. Die Pfadfinder kommen nun doch nicht, daher wird sie mit Knapweed zusammen ihr Wohnzimmer tapezieren. Sie hat es die ganze Zeit auf einen Regentag verschoben, und einen verregneteren Tag als heute wird sie schwerlich finden. Sie war schon draußen und hat die Regenmesser kontrolliert, sie zeigten schon anderthalb Zentimeter an. Die beiden hatten auch noch kein Glück mit Emmericks Code. Ich mußte ihr gestehen, daß es uns auch nicht besser gegangen ist. Vielleicht funktioniert mein Verstand besser, wenn ich etwas im Magen habe.«
»Durchaus möglich, mein Herz. Möchtest du, daß ich die Pfannkuchen backe?«
»Nicht, wenn du beabsichtigst, sie in die Luft zu werfen und mit der Pfanne aufzufangen. Du weißt ja, was beim letzten Mal passiert ist.«
»Undank ist der Welt Lohn! Wer hat denn drei Jahre lang gejammert, daß die Decke endlich renoviert werden sollte? Und wer hat schließlich den letzten Anstoß gegeben?«
»Ich gebe ja zu, daß du den letzten Anstoß gegeben hast, aber was war mit dem Herd? Ich habe Mrs. Lomax noch nie so aufgebracht gesehen. Und das war, nachdem wir bereits das meiste von den Kochplatten gekratzt hatten. Schau doch bitte nach, ob die Sonntagszeitung schon gekommen ist, wenn du so darauf brennst, dich nützlich zu machen. Ich hoffe, der Zeitungsjunge hat sie nicht wieder einfach auf die Treppe geknallt und ist weitergeflitzt, wie er es sonst immer macht.«
»Falls er das getan hat, haben wir inzwischen sicher Pappmache«, meinte Peter ahnungsvoll. »Meine Güte, was für ein Hundewetter ! Jane, nimm die Nase aus der Pfanne! Komm lieber mit und hilf Papi bei seinem Kampf gegen die bösen Elemente.«
Jane war anderer Meinung und zeigte ihm ziemlich deutlich, daß ihre vorrangige Aufgabe in der Beaufsichtigung der Würstchen bestand, darum ging Peter allein. Der Schaden war weniger schlimm als erwartet, da die Bostoner Zeitung so dick in Anzeigenteile und Werbebeilagen eingewickelt war, weil jemand die Seiten falsch an- geordnet hatte, daß der Teil mit den relativ mageren Nachrichten und Leitartikeln nur zur Hälfte durchnäßt war. Zu seiner großen Verwunderung entdeckte er außerdem eine weit dünnere und noch dazu knochentrockene Zeitung, die in einer Plastikhülle steckte und an der Eingangstür lehnte.
Auf der ersten Seite der letzteren Publikation prangte ein exklusives, hochaktuelles Foto, auf dem zwei gepflegte, gutaussehende Männer in Uniformen der Staatspolizei eine Leiche über einen Waldweg transportierten. Ein weiteres Bild zeigte Polizeichef Ottermole, dank Edna Maes liebevoller Pflege sogar noch besser und gepflegter aussehend als seine Kollegen, bei der Festnahme eines mittelgroßen Mannes, der sein Gesicht von der Kamera abgewandt hatte. Peter warf die nasse Zeitung in den Schirmständer und trug die trockene zurück in die Küche.
»Sieh mal, Helen, der Gemeinde- und Sprengel-Anzeyger hat es endlich geschafft, eine Sonntags-Sonderausgabe zu drucken! Ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit! Ottermoles Bild prangt auf der Titelseite.«
»Wann tut es das nicht? Mein Gott, Edna Mae hat bald keinen Platz mehr an ihren Wänden. Bist du auch irgendwo zu sehen?«
»Jessas, hoffentlich nicht. Swope sollte es inzwischen besser wissen.«
»Das halte ich aber für äußerst unfair. Wir haben schließlich auch Wände!«
»Warum hängst du dann nicht das hübsche Bild auf, wo ich auf der Landwirtschaftsausstellung den siebenundzwanzig Pfund schweren Balaclava-Protz in Augenschein nehme, den der alte Kauz aus Outer Clavaton hergeschleppt hat?«
»Ja, richtig, wo du mit dem Rücken zur Kamera stehst und einen Riß hinten in der Hose hast.«
»Aber bloß einen winzig kleinen. Ich saß zufällig bei den Viehgehegen auf einem gesplitterten Holzgatter, an dem ein gelangweiltes Rind herumgeknabbert hatte. Aber du mußt zugeben, daß die Rübe sehr gut getroffen ist.«
»Womit du allerdings recht hast. Bist du so lieb und drehst die Würstchen für mich um? Aber bitte, ohne Theater.« Helen legte zwei weitere Pfannkuchen auf den Stapel, den sie zum Warmhalten in den Backofen geschoben hatte, und gab neuen Teig in die Pfanne.
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