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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Wagens sie blendeten. Winifred Binks erhob sich und kam zur Tür. Knapweed folgte ihr auf dem Fuße, den Hammer kampfbereit in der Hand.

Kapitel 10

    Na so was, Peter! Haben Sie denn für heute immer noch nicht genug von uns? Und Helen und Jane sind auch mitgekommen! Was für eine nette Überraschung. Schön, euch zu sehen, ich hoffe nur, es ist kein Pflichtbesuch. Sie können den Hammer ruhig wieder weglegen, Knapweed, die Shandys werden uns sicher nicht angreifen. Knapweed und ich haben eine Art Hausfriedensbruch begangen, Peter, auch wenn ich nicht weiß, als was genau man es bezeichnen sollte. Vielleicht als vorsätzlichen Einbruch und bewußtes Eindringen. Wir wußten, daß wir das Auto eigentlich der Polizei überlassen sollten, doch die kamen und kamen nicht. Schließlich konnten wir es nicht mehr aushalten, haben uns Plastiktüten über die Hände gestülpt, um keine Fingerabdrücke zu zerstören, und uns selbst an die Suche gemacht. Und raten Sie mal, was wir hinter dem Fahrersitz gefunden haben? Ein kleines schwarzes Notizbuch! Es scheint in einer Art Geheimschrift verfaßt zu sein, aber vielleicht liegt das auch nur an unserer Unkenntnis. Möchten Sie es mal sehen?«
    »Da fragen Sie noch?« sagte Peter. »Vielleicht ist es genau das, worauf wir die ganze Zeit gehofft haben. Haben Sie beim Umblättern der Seiten die - eh - Tüten anbehalten?«
    »Das war gar nicht nötig. Knapweed hatte die glorreiche Idee, sie mit der Pinzette umzudrehen, die er immer für das Ordnen seiner botanischen Prachtstücke benutzt.
    Ich kann damit nicht umgehen, aber er benutzt sie wie ein Chirurg sein Operationsbesteck.«
    Der junge Stipendiat errötete. »Reine Gewohnheitssache. Labkraut kann verteufelt aggressiv sein. Aber wenn man es erst mal genauer kennt, ist es eigentlich ganz angenehm im Umgang. Tag, Kätzchen.«
    Jane, die sich die ganze Zeit an Knapweeds linkem Hosenbein gerieben hatte, nahm die Begrüßung zum Anlaß, an dem freundlichen Bein hochzuklettern. Der junge Mann stellte den Hammer ab, pflückte die Katze von seiner Jeans und nahm sie vorsichtig auf den Arm. »Jane? So heißt du also? Halt mal einen Moment still, ja? Ich würde gern deine Schnurrhaare zählen.«
    »Grundgütiger, Helen, er ist einer von uns!« rief Peter. »Ich sollte Ihnen vielleicht erklären, Calthrop, daß meine Frau und ich ebenfalls die Gewohnheit haben, alles zu zählen. Jane hat haargenau - Entschuldigung, Calthrop, ich möchte Ihnen den Spaß nicht verderben, es selbst herauszufinden.«
    »Deine Zählung ist wahrscheinlich sowieso nicht mehr auf dem aktuellen Stand, Darling«, meinte Helen vorsichtig. »Gestern habe ich beim Aufräumen ein einsames Schnurrhaar auf dem Wohnzimmersofa gefunden. Ich weiß gar nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, Mrs. Lomax macht wirklich immer - warum reden wir eigentlich die ganze Zeit über Janes Schnurrhaare? Laß uns lieber einen Blick in das Notizbuch werfen.«
    »Versuchen Sie ruhig Ihr Glück«, sagte Miss Binks. »Wir sind nämlich mit unserem Latein am Ende, und Sie sind schließlich eine Expertin, was Schriften betrifft.* Hier, setzen Sie sich. Ist das Licht hell genug?«
    »Das Licht genügt vollkommen, aber das hilft mir leider auch nicht weiter. Knapweed, würden Sie bitte die Seiten für mich umblättern? Peter, was hältst du davon? Kurzschrift ist es jedenfalls nicht, oder wenigstens kein System, das mir bekannt ist. Auch keine griechische, arabische oder hebräische Schrift, kein Sanskrit und kein Kyrillisch, kein demotisches Ägyptisch, und Hieroglyphen sind es ganz bestimmt auch keine. Ich denke, wir können ruhig auf das bewährte Verfahren der relativen Häufigkeit für Anfänger zurückgreifen. Ich wünschte nur, ich hätte den fünften Band der Encyclopaedia Britannica mitgebracht.«
    »Woher hätten Sie wissen sollen, daß Sie ihn brauchen würden?« erkundigte sich ihre Gastgeberin. »Was sollen wir denn jetzt Ihrer Meinung nach tun?«
    »Ich glaube, wir sollten das Notizbuch dahin zurücklegen, wo Sie es gefunden haben«, meinte Helen. »Aber vorher kopieren wir es erst mal Seite für Seite durch. Selbstverständlich mit Hilfe von Mr. Calthrops Pinzette, damit wir keine Fingerabdrücke zerstören. Tut mir schrecklich leid, daß ich Sie so ans Arbeiten bringe, Mr. Calthrop.«
    »Meine Güte, das macht doch nichts, aber warum nennen Sie mich nicht Knapweed? Das tun alle anderen auch. Jedenfalls alle, die überhaupt mit mir reden. Meinen Sie, es wäre

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