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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Helen, daß Winifred während der letzten paar Monate eine Menge Informationen zu verdauen hatte. Sie hat keine Übung im Umgang mit den geschäftlichen Problemen. Vielleicht hat sie nicht alles verstanden, was man ihr erzählt hat, vielleicht wollte sie auch einfach nichts mehr hören, bis das Haus endlich fertig und die Station in Bau war. Jetzt, wo sie nicht mehr arm wie eine Kirchenmaus in den Wäldern umherstreift, sondern in Geld schwimmt, ist sie auf einem ganz ande-ren Dampfer.«
    »Und schon beginnt die helfende Hand, das Messer zu wetzen. Du gehst immer so nonchalant mit Metaphern um, Peter. Aber ich weiß, was du meinst, sie sollte sich schnellstens mit ihren Anwälten zusammensetzen und herauszufinden versuchen, wo der Hase wirklich läuft.«  
    »Keine Sorge, Liebste, ist alles schon arrangiert. Der Präsident trifft sich noch in dieser Woche höchstpersönlich mit Debenham, dem Vermögensverwalter, und einem Haufen Buchhalter. Sie werden Winifreds Angelegenheiten auf Herz und Nieren prüfen, während sie sich die Zeit damit vertreibt, mit den Pfadfindern Eicheln auszuwaschen.«
    »Oh. Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wo war ich stehengeblieben? Ach so, das müßte ein R sein. Rauh - Fuß, was könnte das wohl bedeuten?«
    »Möglicherweise Rauhfußkauz, denke ich. Das nächste Wort wäre dann >langohrig<. Säge, Schleier - Sägekauz, Schleiereule, das müssen Emmericks Stichworte für die Eulenzählung sein! Er hat einfach ein paar Namen aufgeschrieben, um Fachwissen vorzutäuschen, konnte aber die Arten nicht auseinanderhalten und hat sich daher komplett lächerlich gemacht.«
    »Wie du meinst, Liebling. Was ist ein Bleibweg?«
    »Auf dem Weg bleiben, vermute ich. Das ist eine Regel, die wir jedem eintrichtern. Wir wollen nicht, daß Leute vom Weg abkommen und sich verlaufen, vor allem deswegen nicht, weil sie dann immer anfangen zu rufen und die Eulen vertreiben. So ungefähr die einzige Regel, die Emmerick befolgt hat. Doch genau das scheinen seine Mörder auch erwartet zu haben. Sie wußten genau, daß der arme Kerl früher oder später genau unter ihnen aufkreuzen würde, also haben sie ihr verfluchtes Netz ausgebreitet und gewartet. Verflixt noch mal, Helen, je mehr passiert, desto weniger Sinn ergibt alles. Hast du vor, die Karamelbonbons für eine besondere Gelegenheit aufzuheben?«
    »Du brauchst dich nur zu gedulden, bis sie fest sind.« Helen nahm ein Küchenmesser und machte einen Probeschnitt. »Ich glaube, man kann sie schon essen. So, das ist für dich, Liebster. Nimm Tim auch ein Stück mit. Ich gehe noch schnell die restlichen Notizen durch und sage dir Bescheid, wenn ich etwas Wichtiges finden sollte.«
    Was jedoch nicht der Fall war. Die restlichen Seiten waren nur ein Sammelsurium von Begriffen, die Helen als technische Fachausdrücke identifizierte und die zweifellos dem Zweck gedient hatten, Emmerick als Ingenieur glaubhaft erscheinen zu lassen. Morgen würde sie einen Kollegen aus der technischen Abteilung aufsuchen und sich die genauen Bedeutungen erklären lassen. Besonders wichtig sahen sie nicht aus, aber man konnte schließlich nie wissen. Sie schnitt die Karamelmasse in kleine Stücke, belud einen kleinen Teller damit und trug ihn ins Wohnzimmer. Sie hatte sich gerade in die Zeitung vertieft, als gegen fünf Uhr Tims Schwiegertochter anrief.
    »Kommt Dad bald zum Abendessen nach Hause? Es ist so scheußlich draußen, daß Roy ihn lieber abholen möchte, damit er nicht allein zu gehen braucht. Aber sagen Sie ihm bitte nichts davon.«
    »Warum kommt ihr nicht einfach her und eßt mit uns zu Abend? Dann könnt ihr anschließend alle zusammen zurückgehen, und er kommt gar nicht auf den Gedanken, ihr könntet ihn bemuttern.«
    Es war genug Schmorbraten zum Aufwärmen übrig. Mit einem Paket tiefgefrorener Erbsen konnte sie eine schöne Beilage kreieren und danach die Pfannkuchen aufwärmen, die sie am Nachmittag vergessen hatte zum Tee zu servieren, und das Ganze >Crepe ä la Shandy< nennen. Zum Nachtisch konnten sie die restlichen Ka-ramelbonbons essen.
    Laurie erkundigte sich, ob Helens Einladung wirklich ernst gemeint sei und ob sie vielleicht etwas mitbringen könne? Helen sagte, selbstverständlich sei die Einladung ernst gemeint, und wie wäre es mit einem Salat? Laurie sagte, das sei kein Problem für sie. Womit sie anscheinend nicht übertrieben hatte, da sie bereits eine halbe Stunde später gemeinsam mit Tims Sohn Royall im wahrsten Sinne des Wortes ins Haus

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