Eine Eule kommt selten allein
Problems helfen könnten?«
»Bestimmt sogar. Birgit und Hjalmar brennen nur darauf, für die Station zu arbeiten, obwohl ich bezweifle, daß sie so spät im Jahr noch viel ausrichten können. Was meinen Sie, Calthrop?«
»Die Rosaceae gehören nicht zu meinem Spezialgebiet«, knurrte der Botaniker.
»Was in aller Welt ist dem denn über die Leber gelaufen?« fragte Viola.
»Darüber brauchen Sie sich nun wirklich keine Sorgen zu machen«, fauchte Winifred. »Viel lieber würde ich wissen, was Mr. Sopwith über die Leber gelaufen ist. Sie sagten doch, er wolle zurückrufen.«
»Ich weiß. Vielleicht wartet er darauf, daß die New Yorker Börse schließt.«
»Oder daß die Börse in Tokio öffnet. Ich für meinen Teil habe heute genug gewartet. Versuchen Sie Ihr Glück noch mal.«
Viola versuchte. Mr. Sopwith hatte gerade das Büro verlassen.
»Dann rufen Sie jetzt Mr. Debenham an. Ich will wissen, wie man es anstellt, seinen Vermögensverwalter zu feuern.«
Mr. Debenham war mitten im Gespräch mit einem Mandanten und wollte so schnell wie möglich zurückrufen. Peter schaute auf die Uhr und beschloß, daß er die große Explosion lieber nicht miterleben wollte.
»Ich - eh - muß Sie jetzt leider verlassen, Winifred. Die Studentenversammlung fängt gleich an. Rufen Sie mich doch nach sechs zu Hause an, falls noch irgend etwas passieren sollte, über das Sie gern reden möchten.«
»Vielen Dank, Peter. Ich glaube, ich werde auf Ihr Angebot zurückkommen, selbst wenn ich wahrscheinlich bloß über Bankangestellte und Anwälte schimpfen werde, ganz zu schweigen von den Compotes. Das Verhalten dieser Leute ist mir einfach unbegreiflich.«
»Eh - Sie glauben nicht zufällig, daß die Compotes Ihnen vielleicht aus dem Weg gehen, weil sie befürchten, Sie wollten ihnen irgendeine unangenehme Mitteilung machen?«
»Wie kann ich die Leute denn beruhigen, wenn sie nicht mit mir reden wollen?«
»Da haben Sie allerdings recht.«
Peter blickte zuerst hinüber zu Knapweed, der mit finsterer Miene am Tisch hockte und getrocknetes Labkraut sortierte, dann zu Viola, die nervös hinter ihrem Schreibtisch thronte. Zur Begrüßung hatte sie ihm zwar ein flüchtiges Lächeln geschenkt, danach hatte sie sich jedoch sofort wieder hinter ihrem Computer ver-schanzt und mit hektischen, ängstlichen Bewegungen die Tastatur bearbeitet, als fürchte sie, die Tasten könnten ihr jeden Moment in die Finger beißen.
»Wissen Sie was, Winifred«, sagte er, »wenn Sie bis heute abend nichts von den Compotes gehört haben, sagen Sie mir einfach Bescheid. Dann komme ich morgen früh vorbei und fahre Sie hin.«
»O Peter, das kann ich wirklich nicht annehmen. Sie haben doch Unterricht-«
»Nur im Labor. Das kann meine Assistentin übernehmen, sie freut sich bestimmt über ein wenig Unterrichtspraxis. Falls sich die Compotes melden sollten, fahren wir trotzdem. Sagen Sie ihnen einfach, wir wären gegen halb elf bei ihnen. Ich hole Sie um neun ab, das müßte Zeit genug sein. Die Firma befindet sich in Briscoe, etwa zwanzig Meilen hinter Clavaton, ich habe die Entfernung schon auf meiner Straßenkarte nachgesehen.«
»Das ist wirklich reizend von Ihnen, Peter. Sind Sie sicher, daß Präsident Svenson nichts dagegen hat?«
»Warum sollte er? Es ist doch sozusagen eine interne Angelegenheit, die auch das College betrifft. Also dann, bis morgen.«
Peter hatte sogar noch zehn Minuten Zeit, als er in Balaclava ankam, stellte den Wagen ab, marschierte den Hügel zum Campus hoch, machte diversen Studenten die Hölle heiß und ging nach Hause.
Heute würde es kein romantisches Abendessen mit Helen geben. Sie war Gastreferentin bei der Clavaton Historical Society und kam sicher nicht vor zehn zurück. Peter spielte mit der Idee, ein paar Rühreier in die Pfanne zu schlagen, hielt es jedoch für klüger, lieber ein wenig auszuspannen, bevor er sich auf den Weg zur Fakultätsmensa machte. Er fütterte Jane, mixte sich einen Scotch mit Soda und machte es sich mit der Abendzeitung gemütlich, bis Dr. Svenson auftauchte, um sich einen Bericht über den Fortlauf der Ereignisse geben zu lassen.
»Legen Sie los, Shandy.«
»Die Staatspolizei versucht, etwas über Emmerick herauszubekommen, nichts Neues von Fanshaw, und Goodheart übernimmt morgen früh meinen Unterricht. Ich fahre mit Winifred Binks zu Golden Apples.«
»Warum?«
»Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, um mit den Compotes Kontakt aufzunehmen. Auf Winifreds Anrufe
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