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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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dem Wald gesprungen ist, mich von hinten gepackt hat und mir mit einem Tuch die Augen verbunden hat. Dann wurde ich gegen einen der Ahornbäume am Parkplatz gedrückt und gefesselt.«
    »War das derselbe Mann, der Sie gestern auch gefesselt hat?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich konnte doch nichts sehen! Ich hab' geschrien und um mich getreten und versucht, mich loszureißen, aber es hat alles nichts genutzt. Ich glaube, diesmal waren es mehrere Personen. Sie sind in die Station gelaufen, ich konnte hören, wie der Kies unter ihren Füßen knirschte, und Miss Binks schrie: >Was fällt Ihnen ein?< Es war das erste Mal, daß ich Miss Binks habe schreien hören. Dann hab' ich gehört, wie man sie zum Parkplatz gezerrt hat.«
    »Was genau haben Sie gehört?« erkundigte sich Peter.
    »Ich habe gehört, wie Professor Binks Geräusche gemacht hat. Es klang wie >mpf, mpf, mpf <, als ob ihr jemand den Mund zugehalten hätte. Und ich habe gehört, wie der Kies nach allen Seiten gespritzt ist. Sie hat sich bestimmt nicht ohne Gegenwehr mitnehmen lassen, soviel ist klar.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Sie sagten gerade, es waren mehrere Personen. Wie viele genau?«
    »Wenigstens drei, würde ich sagen. Zwei für die Drecksarbeit und einer, der den Wagen gefahren hat. Er muß irgendwo in der Nähe gewartet haben, ich habe gehört, wie er vorgefahren ist, als sie mit ihr nach draußen kamen. Dann haben sie noch eine Weile geflucht und Krach gemacht, während sie versucht haben, sie in den Wagen zu drücken.«
    »Sie haben sie nicht verletzt?«
    »Ich glaube nicht. Ich hab' gehört, wie jemand gesagt hat: >Sei vorsichtig, wir wollen doch unsere kostbare Fracht nicht beschädigen^ Dann haben sie die Türen zugeschlagen und sind wie der Teufel davongebraust. Der Kies, den sie aufgewirbelt haben, ist mir gegen die Beine geflogen, so nah sind sie gewesen. Es hat nicht weh getan, weil ich meine Stiefel anhatte, aber ich hab' eine Höllenangst ausgestanden.«  
    »Ungh«, sagte Dr. Svenson. »Und dann?«
    »Als sie weg waren, hab' ich versucht, mich loszumachen. Ich vermute, sie hatten nicht genug Zeit, mich ordentlich zu fesseln, jedenfalls habe ich es nach einiger Zeit geschafft, die Fesseln ein bißchen zu lockern, und danach war alles ganz leicht. Ich war stinkwütend auf Knapweed, weil er nicht rauskam, um mir zu helfen, also bin ich ins Haus gestürmt, um ihn zurechtzustauchen, und da hab' ich ihn auf dem Boden liegend gefunden, ganz voll Blut. Ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen, aber ich wußte, daß ich unbedingt Hilfe holen mußte, also hab' ich Sie angerufen. Und dann ist Cronkite gekommen und hat mir Tee zu trinken gegeben - ich glaube, das ist alles, mehr weiß ich auch nicht.«
    »Haben Sie die Polizei von Lumpkinton denn nicht benachrichtigt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Vielleicht bin ich doch ohnmächtig geworden. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, dauernd an irgendwelche blöden Bäume gebunden zu werden!«
    »Ich habe die Polizei sofort benachrichtigt, nachdem ich den Krankenwagen gerufen habe«, sagte Cronkite. »Sie haben behauptet, es hätte niemand angerufen, aber Sie kennen sie ja. Sie sagten, die Hälfte der Jungs hätte sich zum Abendessen abgemeldet, und sie würden jemanden schicken, wenn sie wieder zurück wären. Bescheuert, nicht?«
    »Urrgh!« sagte Svenson. »Welcher Baum war es?«
    »Der, um den das Seil hängt«, fauchte Viola, »was macht das schon für einen Unterschied? Für den Rest meines Lebens hab' ich wirklich genug von Bäumen, ich will nur noch weg aus Balaclava County und nie mehr zurückkommen. Ich kündige, und zwar auf der Stelle.«
    »Geht nicht. Gibt sonst niemanden, der hier aufpaßt. Werde Ihnen einen Wachmann besorgen. Kündigen Sie, wenn Binks wieder hier ist.«
    »Und wie lange wird das dauern? Sie wissen doch nicht mal, wer sie gekidnappt hat, wohin man sie gebracht hat oder was die Kerle mit ihr vorhaben. Sehen Sie doch, was mit Knapweed passiert ist! Die beiden könnten genausogut tot sein!«
    »Bah. Verbinden Sie mich mit dem College. Apparat fünf.«
    Viola machte Anstalten zu protestieren, überlegte es sich jedoch anders und gehorchte. Was Peter nicht sonderlich überraschte, denn er wußte genau, was der Präsident vorhatte. Viola war gerade im Begriff, sich wieder in einen hysterischen Anfall hineinzusteigern, Grund genug hatte sie schließlich dazu. Sie mit einer kleineren Aufgabe abzulenken würde sie wieder

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