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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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haben sie bis jetzt auch noch nicht zurückgerufen. Viola führt sich auf wie ein verschrecktes Kaninchen, und Knapweed hockt herum und brütet vor sich hin, so daß ich mittlerweile große Lust verspüre, mich in meine Höhle im Wald zurückzuziehen. Ich werde die Compotes noch einmal anrufen, und zwar jetzt sofort. Würden Sie mich bitte einen Moment entschuldigen?«
    »Aber selbstverständlich.«
    Peter hütete sich, ihr anzubieten, den Anruf für sie zu erledigen, da Winifred sehr wohl selbst in der Lage war, ihre Angelegenheiten zu regeln. Es war interessant, sie dabei zu beobachten.
    »Hallo«, sagte sie gerade, »mein Name ist Winifred Binks. Ich würde gern auf der Stelle entweder mit Mr. oder Mrs. Compote sprechen. Ich habe heute schon mehrfach angerufen, könnten Sie mir also erklären, warum sie immer noch nicht zurückgerufen haben? Sie sind die ganze Zeit draußen in der Fabrik gewesen? Und es gibt keine Möglichkeit, sie dort zu erreichen? Dann schlage ich vor, Sie gehen in die Fabrik und suchen sie. Bitte veranlassen Sie, daß einer der beiden mich umgehend anruft, es ist wirklich äußerst dringend. Meine Telefonnummer kennen Sie ja, ich habe sie Ihnen heute morgen bereits durchgegeben.«
    Für alle Fälle gab Winifred sie ein weiteres Mal durch. Sie hatte zu gute Manieren, um den Hörer auf die Gabel zu knallen, doch es fehlte nicht viel daran.
    »Peter, ich kann die Compotes einfach nicht verstehen. Man könnte fast meinen, sie würden versuchen, mir aus dem Weg zu gehen, aber warum sollten sie das? Es sei denn, es hat sich eine Katastrophe ereignet, vielleicht hat der Sturm gestern ihre Soja-bohnen ruiniert oder was weiß ich. Aber warum hat dieses schnippische kleine Biest nicht genug Grips im Kopf, mich aufzuklären?«
    »Weil ihr dazu wahrscheinlich der nötige Grips fehlt, wäre die naheliegendste Erklärung.«
    »Dann werde ich dafür sorgen, daß man sie hinauswirft und jemand einstellt, der seine Arbeit besser erledigt als sie. Falls mich die Compotes bis heute abend nicht angerufen haben, werde ich Knapweed bitten, mich hinzufahren. Vermutlich ist es ein wenig zu weit, um mit dem Fahrrad hinzuradeln. Viola, bitte rufen Sie Mr. Sopwith an, und finden Sie heraus, was mit den Lackovites-Aktien passiert ist. Ich habe nicht das Bedürfnis, selbst mit ihm zu sprechen, ich will bloß, daß sich der Mensch auf die Hinterbeine setzt und tut, was man ihm aufträgt.«
    Viola richtete ihr aus, Mr. Sopwith telefoniere gerade und werde zurückrufen, sobald er frei sei. Winifred atmete mehrmals tief durch, woraufhin das Feuer in ihren Augen zu einem Glimmern erstarb. »Wie ich sehe, ist Timothy Arnes nicht mitgekommen, Peter. Heute scheint wirklich nicht mein Tag zu sein. Was genau will er denn unbedingt mit mir besprechen?«
    Genaugenommen konnte man eigentlich nicht sagen, daß Tim das dringende Bedürfnis nach einem Gespräch mit Winifred geäußert hatte, doch Peter schien es wenig ratsam, ihr dies ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt mitzuteilen. Er war froh genug, das Thema wechseln und sich über Weißeschen auslassen zu können, und sie war offenbar erleichtert, endlich über etwas anderes als ihre Finanzen reden zu dürfen. Doch auch sie mußte zugeben, daß es viel zu naß war, um draußen nach möglichen Pflanzstellen Ausschau zu halten. Statt dessen holte sie eine große topographische Landkarte, die ihr Großvater einst von seinem Grundbesitz hatte anfertigen lassen, als er allen Ernstes mit dem Gedanken spielte, anstelle von Schulbussen Lamakarawanen einzusetzen, und sie verbrachten eine angenehme Stunde damit, die Karte genauestens in Augenschein zu nehmen.
    Winifred kannte jeden Zentimeter des riesigen Geländes und praktisch alles, was darauf wuchs, und sie wußte genau, wo sich welcher Baum befand. Die Entscheidung, was unangetastet bleiben und was im Interesse höherer Ziele entfernt werden sollte, wollte sie jedoch lieber Experten überlassen, behauptete sie jedenfalls.
    »Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, daß wir uns auch über die Wildblumen Gedanken machen müssen, Peter. Wir sollten überlegen, welche gefährdeten Arten wir hier erfolgreich anpflanzen können. Außerdem glaube ich, daß wir uns darum kümmern sollten, daß die wilden Himbeeren und Brombeeren ertragreicher werden, ohne Kulturpflanzen aus ihnen zu machen. Mag sein, daß ich allzu optimistisch bin, aber halten Sie es nicht auch für möglich, daß Dr. Svensons Tochter und ihr Ehemann uns bei der Bewältigung dieses

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