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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auf den Boden der Normalität zurückbringen, ihr die Möglichkeit geben, sich zusammenzunehmen. Als sie den Anruf durchgestellt hatte, war sie tatsächlich ruhig genug, Peters Vorschlag nachzukommen, sich ein wenig frisch zu machen und ihr Haar wieder in Ordnung zu bringen, auch wenn Peter letzteres im stillen für verlorene Liebesmüh hielt.
    Während Viola sich frisch machte, kommandierte Svenson zwei College-Wachmänner zur Forschungsstation ab. Peter fragte sich gerade, was sie wohl als nächstes unternehmen sollten, als ein Streifenwagen der Lumpkintoner Polizei vorfuhr. Zwei uniformierte Beamte kamen herein, inspizierten interessiert die Blutspuren, die Knapweed in der Eingangshalle hinterlassen hatte, stellten diverse überflüssige Fragen, machten einige nutzlose Notizen, schnüffelten ein wenig herum, bedauerten, daß es keine besseren Spuren gab, sprachen Viola ihr Mitgefühl aus, als sie schließlich aus dem Badezimmer heraus kam, erstaunlicherweise sogar noch ein wenig zerzauster als vorher, ließen sich von Cronkite Swope ablichten und verabschiedeten sich wieder.
    Sie versprachen zwar, eine Suchmeldung durchzugeben, obwohl sie sich keine allzu großen Hoffnungen auf Erfolg machten, da Viola ihnen weder eine Beschreibung des Fluchtwagens, des Fahrers oder eines anderen Beteiligten mit Ausnahme von Winifred Binks geliefert habe; und letztere befand sich zweifellos entweder in eine Decke eingewickelt unter dem Rücksitz oder im Kofferraum eines geschlossenen Lieferwagens. Ihrer Meinung nach konnte es nur ein Lieferwagen gewesen sein, ansonsten höchstens eine Art Kombi.
    »Das Schlimme ist, daß diese Schwachköpfe sogar recht haben«, stöhnte Peter, als das Duo wieder abgefahren war, zweifellos mit dem befriedigenden Gefühl, alle Pflichten erledigt zu haben. »Heiliges Donnerwetter, es muß doch irgendwo einen Anhaltspunkt geben!«
    Die Polizisten hatten auf dem Parkplatz nur aufgewühlten Kies und unter dem von Viola als Tatbaum identifizierten schlanken Ahorn nur ein Stück Seil gefunden, genau wie Viola gesagt hatte. Das Seil paßte zu dem Beweisstück, mit dem man sie bei ihrer letzten Entführung gefesselt hatte, doch das hatte nicht allzuviel zu bedeuten. Es stammte von einer ganz normalen Wäscheleine und konnte in jedem Haushaltswarengeschäft erstanden und in jedem Garten entwendet worden sein. Peter fragte sich nur, wo das Tuch hingekommen war.
    »Oh, jetzt erinnere ich mich wieder«, sägte Viola. »Ich hab' es mit ins Haus genommen. Es war nur mein Stirnband, ich hatte es um den Kopf geschlungen, und die haben es mir dann über die Augen gezogen. Als ich dann gesehen habe, wie Knapweed in seinem Blut lag, hab' ich versucht, ihn zu - eh - ich glaube, ich habe mir die Hände daran abgewischt.«
    »Beruhigen Sie sich, Miss Buddley, ist ja gut. Haben Sie Ihr Stirnband danach in den Mülleimer geworfen?«
    »Weiß ich nicht. Soll ich nachsehen?«
    »Nein, lassen Sie nur. Ich möchte wirklich nicht sexistisch sein, aber könnten wir Sie überreden, uns etwas Kaffee zu machen? Präsident Svenson und ich haben noch nicht zu Abend gegessen.«
    »Aber natürlich. Es macht mir wirklich nichts aus. Aber wir haben nur Kaffee aus Zichorien und Löwenzahn. Die Spezialmischung von Professor Binks.«
    »Schon in Ordnung.«
    Peter ließ sich auf alle viere nieder und begann, den robusten Bodenbelag im Empfangsraum zu untersuchen. Nach dem gestrigen Regen war er zwar voller Schmutz und Steinchen, doch das Material ließ leider keine klaren Fußspuren erkennen. Auch Cronkite kroch inzwischen auf dem Boden herum, doch sie fanden beide nur einige trockene Blätter einer Labkraut-Untergruppe in der Nähe des großen Tisches und einen billigen Wegwerfkuli unter Professor Binks' Schreibtisch.
    »Winifred muß ihn fallen gelassen haben, als man sie gepackt hat«, sagte Peter. »Sie ist viel zu ordentlich, um ihn hier einfach herumliegen zu lassen.«
    »Vielleicht gehört er einem der Kidnapper?« schlug Cronkite vor.
    Thorkjeld Svenson knurrte verneinend. »Serienmodell. College-Ausstattung. Haben zweihundert Stück gekauft. Sonderangebot. Spare in der Zeit, so hast du in der Not.«
    »Hmja.« Peter hatte in der Zwischenzeit Winifreds Schreibtischschubladen untersucht. »Ich kann keinen anderen Kuli finden, also ist es ziemlich wahrscheinlich, daß sie diesen hier benutzt hat. Miss Buddley, Sie haben vorhin am Telefon erwähnt, daß Miss Binks gerade dabei war, einen Brief an Sopwith zu schreiben.« »Der liegt noch

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