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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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worauf? Warum sollten wir Ihnen überhaupt glauben? Woher wissen wir, ob Miss Binks noch am Leben ist? Ist sie bei Ihnen? Lassen Sie mich mit ihr sprechen.«
    Er bekam keine Antwort, doch die Verbindung war nicht abgebrochen. Peter wartete. Endlich vernahm er zu seiner großen Erleichterung Winifreds Stimme. »Hallo? Ist da jemand?«
    »Ich bin's, Peter, Winifred.« Jetzt wußte er ganz sicher, daß auch er merkwürdig klang. »Geht es Ihnen gut?«
    »Im großen und ganzen ja. Aber meine Entführer haben mich beauftragt, Ihnen mitzuteilen, daß sie kurzen Prozeß mit mir machen, falls ihre Anordnungen nicht genau befolgt werden. Während ich jetzt spreche, bohrt mir ein Mensch, der große Ähnlichkeit mit meinem Onkel Horatio hat - oder vielleicht auch mit meiner Tante Annie, das Geschlecht kann ich nicht genau ausmachen -, eine ziemlich eindrucksvolle Schußwaffe in die Rippen.« »Mein Gott!«
    »Machen Sie sich bitte keine unnötigen Sorgen, Peter. Ich habe den Eindruck, daß ich lebend sehr viel wertvoller bin als tot. Falls sie mich zu brutal behandeln, werde ich einfach dafür sorgen, daß man mich erschießt, und auf diese Weise ihre Pläne -«
    Die Verbindung wurde plötzlich unterbrochen. Erstaunlicherweise huschte ein Lächeln über Peters Gesicht, als er den Hörer auflegte. »Präsident, gibt es hier irgendwo Schleppkähne?«
    »Huh?«
    »Ich glaube, wir haben endlich einen Anhaltspunkt. Sagen Ihnen die Namen Horatio und Annie etwas?«
    »Jessas, Shandy, was für eine tolle Frau! Heiliges Kanonenrohr, und ob die mir was sagen! Kapitän Horatio Bulwinkle und Schleppkahn Annie Brennan. Binks kann nur den Clavaclammer gemeint haben. Im südlichen Marschland. Da gibt es einen neuen Jachthafen, Wasseraufbereitungsanlage, irgendwas in der Art. Schleppkähne, Lastkähne, Schwimmbagger. Nichts wie los!«
    »Wir haben die strikte Order, nichts zu unternehmen.«
    »Huh!«
    »Ganz Ihrer Meinung, aber wir müssen sehr vorsichtig sein.« »Muß unbedingt Sieglinde anrufen.«
    Svenson griff nach dem Telefon, doch Peter hielt ihn zurück. »Einen Moment, zuerst schauen wir mal nach.«
    Peter war ein geschickter Handwerker. Innerhalb von Sekunden hatte er mit Hilfe seines treuen Taschenmessers die Sprechmuschel auseinandergenommen und gefunden, was er suchte. »Meine Vermutung war richtig. Sehen Sie das kleine Ding hier?«
    »Herr des Himmels, die haben uns angezapft. Nehmen Sie das verdammte Ding sofort raus.«
    »Nein, lieber nicht. Rufen Sie Sieglinde ruhig an, aber sprechen Sie Schwedisch. Bitten Sie Sieglinde, sich mit Helen in Verbindung zu setzen und ihr zu sagen, die Jagd sei angeblasen.«
    »Angeblasen?«
    »Wir werden bald mehr wissen, hoffe ich. Sagen Sie ihr, falls jemand anruft und nach Ihnen fragt, soll sie sagen, Sie seien auf dem Heimweg, und unbedingt nach der Nummer des Anrufers fragen, damit Sie zurückrufen können. Der Anrufer wird daraufhin einfach auflegen. Sie soll Helen ausrichten, sie soll genau dasselbe tun. Wir müssen verdammt vorsichtig sein, schließlich darf Winifred nichts passieren.« »Huh!«
    »Hmja, da haben Sie natürlich völlig recht. Momentan hat sie Oberwasser, wollen wir nur hoffen, daß es so bleibt.«
    Inzwischen hatte Peter das Telefon wieder zusammengebaut. »So, das hätten wir, Präsident. Bestellen Sie Sieglinde viele Grüße von mir, und sorgen Sie dafür, daß sie auf jeden Fall Helen anruft.«
    Peter zog sich aus dem Empfangsbereich zurück, während Thorkjeld Svenson seinen Anruf tätigte. Er tat dies nicht etwa aus Diskretion, weil er das Gespräch nicht mithören wollte - er hätte sowieso nichts verstanden, denn die einzigen schwedischen
    Worte, die er kannte, waren Skol und Smörgasbord. Er wollte lediglich sehen, wie sich das Wetter entwickelt hatte.
    Ihm fielen die Metaphern seines Großvaters ein, die immer sehr anschaulich und erdverbunden gewesen waren. Bei ihm hatte es beispielsweise immer >Mistgabeln und Kuhfladen< geregnet, und Peter mußte zugeben, daß die augenblickliche Wetterlage mit diesem Bild ziemlich treffend beschrieben war. Auch wenn er sich das Gegenteil wünschte.
    Um seine Fahrtüchtigkeit machte er sich wenig Sorgen, die Schokolade hatte für einen neuen Energieschub gesorgt. Sein Wagen war in Topzustand und während des kurzen Aufenthalts bei Charlie Ross wieder bis obenhin vollgetankt worden. Clavaton war nicht weit entfernt, die Straßen waren gut, obwohl man natürlich nie wissen konnte, ob sie nicht irgendwo unterspült waren. Er war

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