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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auf ihrem Schreibtisch.«
    Normalerweise hätte Peter nicht im Traum daran gedacht, fremde Briefe zu lesen, doch Taktgefühl war in dieser Situation wirklich fehl am Platz. »Meine Güte, Sie hat kein Blatt vor den Mund genommen. Dieser Brief würde Sopwith als Kidnapper sehr wahrscheinlich machen, wenn er ihn schon gelesen hätte.«
    »Im Grunde hätte jeder Miss Binks wegen ihres Geldes kidnappen können«, sagte Cronkite Swope. »Sie ist ja so verteufelt reich.«
    »Sie hat einen Großteil ihres Erbteils in die Station investiert«, widersprach Peter. »Das ist inzwischen allgemein bekannt. Das sollten Sie eigentlich am besten wissen, Swope, Sie haben die Artikel schließlich geschrieben.«
    »Stimmt, aber viele Leute glauben einfach nicht, was in der Zeitung steht. Außerdem denken sie vielleicht, daß sie in der Zwischenzeit noch sehr viel mehr Geld gemacht hat.«
    »Ungh«, sagte Svenson.
    Peter verstand, was er meinte. »Angenommen, Winifred hätte tatsächlich seither schon wieder mehr Geld verdient, als sie ausgegeben hat, woher hätte die Unterwelt das wissen sollen?«
    Der Präsident schnaubte.
    »Schon gut, Präsident, ich habe verstanden. Debenham könnte in Wirklichkeit weit weniger diskret sein, als er vorgibt. Sopwith ist mit größter Wahrscheinlichkeit entweder ein Gauner oder ein Dummkopf oder auch beides, wenn man sieht, wie er sich in der Sache mit Lackovites verhält. Darüber hinaus nehme ich an, daß alle Einzelheiten, die mit dem Binks-Vermögen zu tun haben, in irgendeinen verflixten Computer eingespeist werden, was bedeutet, daß jeder Hacker, der sein Handwerk versteht, sich Zugang dazu verschaffen kann.«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, daß wir in Kürze eine Lösegeldforderung auf den Tisch bekommen, falls es sich wirklich um eine stinknormale Entführung handelt. Darum muß auf jeden Fall jemand die ganze Nacht hier in der Station bleiben.«
    »Ich jedenfalls nicht«, protestierte Viola lautstark. »Ich bin nicht in der Verfassung, hier herumzuhocken und darauf zu warten, daß jemand einen Ziegelstein mit einer Nachricht durchs Fenster wirft.«  
    Peter vertrat zwar die Ansicht, daß diese melodramatischen Methoden längst der Vergangenheit angehörten, doch wenn man bedachte, daß diese Typen altmodisch genug waren, dralle junge Damen an Bäume zu fesseln, konnte man wohl tatsächlich nicht sicher sein. »Sie werden vermutlich anrufen«, versuchte er sie zu beruhigen. »Aber wir erwarten wirklich nicht von Ihnen, daß Sie hier die Stellung halten, Miss Buddley. Wen haben Sie denn herzitiert, Präsident?«
    »Bulfinch und Mink.« Beide arbeiteten schon lange als Wachmänner auf dem Campus, sie waren fähige, intelligente Männer, die bis hin zu einem Artillerieüberfall ohne mit der Wimper zu zucken mit allem fertig wurden. »Sehen Sie eine Möglichkeit, die Presse herauszuhalten, Swope?«
    »Ach herrje, Dr. Svenson. Keine Ahnung. Ich brauche mich jedenfalls im Moment nicht in der Redaktion zu melden, wir fangen erst morgen früh an zu drucken. Aber immerhin war der Krankenwagen hier und hat Calthrop abgeholt, und Calthrop hatte eine Schädelfraktur, daher befürchte ich fast, daß es längst in aller Munde ist. Ich wette, daß die Nachtschwester im Krankenhaus von Clavaton schon bei Tante Betsy Lomax angerufen hat, und was das bedeutet, brauche ich Ihnen sicher nicht zu sagen.«
    »Urr.«
    »Na ja, ich mußte den Sanitätern schließlich mitteilen, was passiert war«, unterbrach Viola Buddley. »Die haben mir alle möglichen Fragen gestellt, als sei ich diejenige gewesen, die ihn niedergeschlagen hat.«
    »Es wäre also ziemlich sinnlos, wenn der Sprengel-Anzeyger die Story zurückhalten würde«, fuhr Cronkite fort, »es sei denn, wir erhalten eine Nachricht von den Entführern, in der sie damit drohen, daß sie Miss Binks etwas Furchtbares antun, wenn wir reden. Haben die Kerle Ihnen gegenüber erwähnt, daß Sie schweigen sollen, Viola?«
    »Die haben überhaupt nichts zu mir gesagt, die haben mich nur gepackt, mir die Augen verbunden und mich an einen Bau-bau - «
    Da sie anscheinend wieder kurz vor einem hysterischen Anfall stand, war es höchste Zeit, das Gespräch abzubrechen. »Swope«, sagte Peter, »warum bringen Sie Miss Buddley nicht nach Hause?«
    »Ich kann allein fahren«, protestierte Viola. »Ich bin in Ordnung, ganz bestimmt. Ich brauche meinen Wagen sowieso morgen früh, entweder komme ich damit zur Arbeit, oder ich fahre zu meiner Mutter. Ich weiß es noch

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