Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
der Tiger bereits ein Paar waren und nicht noch umeinander bangen mussten. Die Maus wollte sich all diesen Klischees anpassen. Dementsprechend nahm die Abendgarderobe einen hohen Stellenwert an.
Glücklicherweise konnte sie sich im Kleiderschrank ihrer Mutter bedienen, was sie auch mit großer Hingabe tat.
Der Tiger hatte mit der Kleiderwahl größere Probleme, schließlich befand sich kein passendes Kleidungsstück in seinem Besitz. Schon sein Vater, der dem Tiger sehr ähnlich war, litt bekanntermaßen unter einer „Overdressedphobie“.
Als ob sie es erwartet hätte, schnappte sich die Ratte den Tiger und kleidete ihn ein. Es war ihm unglaublich peinlich. Mindestens zehn Kleider waren ihm chancenlos zu klein. Und wer lässt sich schon gern von der Mutter seiner Geliebten einkleiden?
Über aus klischeehaft erschienen die Maus und der Tiger in der Halle, die als Austragungsort des Abschlussballs ausgewählt wurde. Die Halle war sehr kitschig geschmückt. Eine Mischung aus Hochzeits- und Weihnachtsdeko.
Einige Tiere waren bereits in der Halle und schlenderten ein bisschen über die Tanzfläche. Tatsächlich war jeder sehr schick gekleidet. Das Klischee war bedient.
Bevor das Tanzen so richtig los ging mussten die Absolventen erst einmal proben. Gefühlte 100000 Tiere folgten also den Anweisungen des Tanzlehrers. In einem Kreis angeordnet, wurden das sogenannte „Einlaufen“ und die Grundtanzschritte nochmals geübt. Durch das ungünstige Verhältnis von Tanzfläche, guten Tänzern und anderen Hindernissen artete die Übung zum Chaos aus. Die Darbietungen seiner Schüler verleiteten den Tanzlehrer nicht gerade zu großer Euphorie. Beim Anblick des Wiener Walzers hatte der Tiger sogar das Gefühl dem stolzen Tanzlehrer würden gleich die Tränen kommen. Dicke Gorilla Wassertropfen, mit denen man wohl das ein oder andere tanzende Tier ertränken könnte. Glücklicherweise hielt sich der Gorilla jedoch zurück.
Als die Übung mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen war, erschienen die Eltern der Tanzschüler. Die Eltern der Maus und des Tigers waren nicht anwesend, was aber niemanden störte. So konnten sie den besonderen Abend, ohne nervige Beobachtung erleben. Der Gorilla leitete den Abschlussball, seinem Alter nach zu schließen, tat er dies wohl schon 30 Jahre lang. Zum Einstand wurde das zuvor geübte Programm vorgeführt. Wiederum sah das Vorgeführte nicht gerade souverän aus und verursachte so das ein oder andere Gelächter bei den Eltern. Der Gorilla grinste in die Menge der angespannten Eltern. Er wollte wohl verdeutlichen, dass jeder Fehltritt Absicht war, um die angespannte Atmosphäre etwas aufzulockern. Die Maus und der Tiger waren ebenfalls fleißig am Auflockern, doch das Highlight war ohne Zweifel das Tanzpaar, bestehend aus einem schmächtigen Gepard und einer riesigen Giraffe. Letzterer führte, oder vielmehr scheuchte seine Tanzpartnerin von links nach rechts, nach vorn und wieder zurück. Seine langen Arme lenkten den Gepard als wäre er eine Marionettenpuppe. Ein irrsinniges Schauspiel, das ihn bis an seine Grenzen brachte.
Nach wenigen Minuten kam endlich das erlösende Schlusswort des Gorillas und die Tanzenden konnten wieder Platz nehmen. Das war nun also auch geschafft.
Die tanzfreie Zeit nutzten die Maus und der Tiger, um etwas zu Essen und die anderen Tiere zu beobachten. Es war sehr amüsant für das eingespielte Team, frische und angehende Paare bei ihrem unsicheren Verhalten zu beobachten. Beispielsweise tüftelte eine Gruppe junger Affen, wie sie es schaffen würden ihre Partnerinnen zusammen an einen Tisch zu locken. Diese wiederum waren von den aufdringlichen Affen nicht gerade angetan und versuchten deren Werbungen aus dem Weg zu gehen.
„Cèst la vie!“ sagte der Tiger in einem Ton, als ob er stolz auf seine französisch Kenntnisse wäre.
„On récolte ce qu'on a semé.“ antwortete die Maus und zwinkerte ihm zu.
Nach dem Essen begaben sie sich wieder auf die Tanzfläche. Das unabhängige Tanzen gefiel ihnen besonders.
„Eins, Zwei, Drei, Stopp, ehh Tipp“ dachte sich der Tiger. Immer und immer wieder schallten die Anweisungen der Gazelle in seinem Kopf.
Er konnte tanzen!
Von Disco Fox bis Cha- Cha- Cha machte ihnen durchgehend jeder Tanz Spaß. Ausgeschlossen natürlich des Wiener Walzers. Aus Protest verließen sie regelmäßig die Tanzfläche, wenn wiedermal der altertümliche Tanz an der Reihe war.
Dabei gab natürlich immer die Maus die Anweisung. Mit
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