Eine (fast) perfekte Hochzeit
als einmal einen längeren Blick auf seinen gut gebauten Körper riskiert – bevor sie sich streng zur Ordnung gerufen hatte.
„Du kommst gerade rechtzeitig für den großen Auftritt, Griffin“, sagte sie spöttisch.
Mäßig interessiert sah er sie an, während er die Tür hinter sich schloss.
Widerwillig bemerkte sie, wie erleichtert ihr Vater war, Griffin zu sehen – oder Mr. Okay, wie sie ihn heimlich nannte.
Nun würde Griffin Zeuge einer weiteren dramatisch ausufernden Familienschlacht werden. Das passierte nicht zum ersten Mal. Anscheinend hatte er ein besonderes Gespür für unangenehme Situationen und tauchte stets im entscheidenden Moment auf.
„Welcher Auftritt? Ich muss zugeben, dass ich neugierig bin“, fragte er wie allzu oft amüsiert, was Eva wie immer irritierte und auch ein wenig wütend machte.
Marcus Tremont schlug mit der Hand auf den Tisch. „Meine Tochter hat beschlossen, den unmöglichsten Mann zu heiraten, den ich kenne.“
„Dad!“
Als Griffin ihr einen schnellen Blick zuwarf, spürte sie regelrecht, wie sich die angespannte Atmosphäre im Raum verstärkte.
„Wer ist denn der Glückliche?“
Als ob er es nicht wüsste, dachte Eva. Griffin und Carter waren sich schon mehrmals begegnet. Einmal hatten sie einander bei einem Empfang im Haus ihrer Eltern die Hand geschüttelt. Ein anderes Mal hatten sie sich zufällig bei einer Vernissage getroffen.
In beiden Fällen war Griffin ohne weibliche Begleitung erschienen. Davon ließ Eva sich nicht täuschen. Sie wusste genau, was für ein Typ Mann er war. Sie hatte Frauen kommen und gehen sehen. Meistens gingen sie, da Griffin es anscheinend ablehnte, zu lange mit derselben Frau auszugehen.
Stolz hob sie ihr Kinn und sah ihm direkt in die Augen. Trotz der peinlichen Vorstellung ihres Vaters gab es keinen Grund, sich zu verteidigen. Eva war sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung.
„Carter Newell“, betonte sie nachdrücklich.
Griffin kam näher. „Dann sollte ich wohl gratulieren.“
So wie er es sagte, klang es weder ehrlich noch besonders herzlich. Aber etwas anderes hatte sie von ihm auch nicht erwartet.
Er musterte sie von oben bis unten. Und obwohl Eva ein stilvolles Designerkleid trug, kam sie sich plötzlich vor, als hätte sie einen unförmigen Jogginganzug an. Ihr Blutdruck stieg, wie immer, wenn sie und Griffin gezwungen waren, miteinander zu reden. In ihren kurzen Gesprächen schwang immer etwas mit; es war ein gewisser Unterton, den sie nicht näher beschreiben konnte und den ihr Vater nicht bemerkte.
„Dein herzliches Beileid wäre wohl eher angebracht“, murrte Marcus Tremont.
Griffins Blick fiel auf ihre Hand. „Wo ist der Ring?“
Seine Worte waren ein perfektes Echo der Bemerkung ihres Vaters. Eva presste angespannt hervor: „Du bist wie mein Dad.“
„Und daran ist nichts verkehrt“, warf Marcus Tremont ein und fixierte dabei Griffin, um ihn zu einer weiteren Bemerkung zu ermuntern.
Griffins Mundwinkel zuckten, so als wäre er bereit, die Herausforderung anzunehmen, die in der Luft lag. „Du siehst aus, als ob du die Vorspeise nach mir werfen oder mich vielleicht mit der Dessertgabel aufspießen willst.“
Da war es wieder … diese indirekte, gönnerhafte Anspielung auf ihre Arbeit. Griffin kritisierte Evas Job, und das in Gegenwart ihres Vaters. Was war denn verwerflich daran, Partys zu organisieren? Stumm seufzte Eva. Offensichtlich konnte sie sich keine Minute lang mit Griffin in einem Raum aufhalten, ohne dass er sie provozierte.
Sie lächelte warnend. „Reiz mich lieber nicht.“
Zu ihrem Vater sagte Eva fröhlich: „Weißt du, du solltest glücklich sein. Schließlich ist es doch so: Je schneller ich heirate, desto schneller könntest du das Enkelkind bekommen, auf das du ständig anspielst.“
Insgeheim gab sie zu, dass der Zeitpunkt der Verlobung ein ganz klein wenig damit zu tun hatte, wie sehr sie sich nach einem Baby sehnte.
Obwohl sie sich mit vielen Männern getroffen hatte, war sie nie dem Richtigen begegnet. Eva wusste nicht, wie viel Zeit ihr noch blieb, Kinder zu bekommen. Immerhin war sie schon über dreißig. Sicher, im Augenblick konnte sie natürlich noch schwanger werden. Aber bald könnte es zu spät sein. Und die Angst, irgendwann eine kinderlose Ehe führen zu müssen, begleitete Eva jeden Tag.
Nachdem sie sich Carter anvertraut hatte, war er sofort Feuer und Flamme für die Idee gewesen. Er wollte so schnell wie möglich nach der Hochzeit eine Familie
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