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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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angeht – wo bist du eigentlich Assistentin? Erzähl mir bloß nicht, unsere werte Hochschule hätte sich in einem Akt der Selbstheilung so weit reformiert, daß sie nicht mehr nur ganz junge, egal wie begabte Damen als Lehrkräfte anstellt.«
    »Nein, die doch nicht. Verdammt unwahrscheinlich. Ich bin am University College. Sehr aufregend. Wirklich, Kate, du kannst es dir nicht vorstellen.«
    Kate betrachtete sie ratlos und merkte, daß das stimmte.
    »Wirklich«, sagte Polly Spence, »was seid ihr doch für ein versnobtes Volk in den Seminaren für die Graduierten! Wir machen eine hervorragende Arbeit…«
    »Hat das University College nicht immer Fortbildungskurse veranstaltet? Diese seltsamen Kurse für Gewerkschaftler, die nur zwanzig Stunden pro Woche arbeiten, und für Hausfrauen, deren Kinder inzwischen…?«
    »Das ist hundert Jahre her. Kurse im Körbeflechten gibt es nicht mehr. Wir vergeben richtige Diplome und Abschlußzeugnisse, und unsere Studenten sind wirklich sehr intelligente Leute, die bloß keine Lust haben, Football zu spielen oder sich für Fotos in Positur zu stellen.«
    »Verzeih mir, Polly. Wie immer, wenn man über Ignoranz und Vorurteile redet, klingt das wirklich fürchterlich versnobt.«
    »Na gut. Du wirst noch von uns hören, warte nur ab. Unterdessen mußt du zu uns zum Essen kommen. Wenn ich Winthrop erzähle, daß ich dich getroffen habe, wird er darauf bestehen. Er findet dich immer so unterhaltsam.«
    »Und so up to date, nicht? Ich habe nachgelassen, Polly. Um die Wahrheit zu sagen, im Moment überlege ich mir, Bridge zu spielen oder mich vielleicht der Handlesekunst, der Astrologie und den Feinheiten übersinnlicher Wahrnehmung zuzuwenden. Einer meiner Studenten hat mir angeboten, mich mit einem Medium für elektroni-sche Hirnströme bekannt zu machen.«
    »Kein Zweifel, wir müssen uns zum Lunch im Cosmopolitan Club treffen«, sagte Polly. »Das stärkt das Selbstbewußtsein.«
    Kate stieg die Stufen zur Baldwin Hall hinauf und winkte ihr zum Abschied zu.
    »Kafka«, sagte Mark Everglade, der ihr vor ihrem Büro über den Weg lief, »wo ist dein Stachel?«
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Kate, »das ist eine Bemerkung, 14

    die in diesen Tagen auf alles und jedes paßt.«
    »Auf alles und jedes. Was halten Sie von dem Vorschlag, nächstes Jahr eine Text-Übung über die Romane von Bulwer-Lytton zu halten?«
    »Sie geruhen zu scherzen. Und was, bitte schön, ist, während ich vor Begeisterung Luftsprünge mache, eine Text-Übung?«
    »Das ist ein Kurs, bei dem man Bücher benutzt. Klar? Ich weiß, Kate, wir sind alle müde am ersten Tag im Semester, aber das hätten Sie doch eigentlich raten können. Erinnern Sie sich an Bücher? So was haben wir gelesen, bevor wir anfingen zu diskutieren, was wir lesen sollten. Die Studenten haben den ganzen Sommer damit zugebracht, unsere Vorlesungsvorschläge zu reformieren, und herausge-kommen sind dabei diese Text-Übungen.«
    »Ich habe aber Bulwer-Lytton nie gelesen. Ich habe nicht einmal über Bulwer-Lytton diskutiert, außer mit einem seltsamen Studenten, der alle sieben Jahre bei mir auftaucht, mit den nächsten tausend Seiten über die Entwicklung des historischen Romans. Ah, ›Die letzten Tage von Pompeji‹ gelten jetzt als relevant. Vielleicht stimmt’s ja.«
    »Wenn nur ein Vulkan ausbräche und uns alle mit seinem Staub bedeckte«, sagte Mark Everglade. »Wir haben, wie Sie eigentlich wissen müßten, wenn Sie jemals bei einer von all den Sitzungen in diesem Sommer zugehört hätten, alles abgeschafft, die Vorlesungen und die Seminare. Statt dessen haben wir jetzt die Text-Übungen, vorzugsweise über Texte, von denen noch nie zuvor jemand etwas gehört hat, wie etwa Bulwer-Lytton oder die Literatur afrikanischer Entwicklungsländer. Da fällt mir ein, wir brauchen jemanden, der Suaheli beherrscht. Falls Sie jemand wissen…«
    »Das geheimnisvolle Fremde«, sagte Kate. »Zweifellos gibt es haufenweise faszinierende Literatur in Suaheli. Aber ich habe gerade gestern abend mit jemandem gesprochen, der in Afrika war. Er er-zählte, daß es zum Beispiel allein in Äthiopien fünfundsiebzig verschiedene Dialekte gibt und die verschiedenen Stämme sich untereinander nur auf englisch verständigen können. Und in Nigeria werden zweihundertfünfundzwanzig Sprachen gesprochen, und auch dort ist Englisch die Sprache der Verständigung untereinander. Warum bilden wir nicht Leute aus, die Englisch-Unterricht auf Suaheli geben, statt es

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