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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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aufgeschlossen und extrovertiert.

PORNOGRAPHIE
     

Inwiefern reagieren Männer anders als Frauen auf Pornos – und warum?
     
    Sharon Moalem bringt die unterschiedliche Reaktion von Männern und Frauen auf pornographische Filme in seinem Buch »How Sex Works« am besten auf den Punkt. Dort heißt es: »Wenn ich Ihnen erzählen würde, dass eines der beiden Geschlechter viel mehr Zeit damit verbringt, sich die Gesichter statt der Genitalien anzuschauen, während das andere von einer viel größeren Bandbreite sexueller Bilder erregt wird, einschließlich Affen, die es miteinander treiben, dann würden Sie vermutlich annehmen, dass es sich bei dem erstgenannten Geschlecht um Frauen und bei dem zweiten um Männer handelt. Und damit lägen Sie falsch.«
    Insbesondere als Folge der feministischen Ideologie gibt es kaum ein Thema, über das dermaßen viele männerfeindliche Vorurteile bestehen wie über Pornographie. Man muss hier erst einmal einen gewaltigen Berg an populären Irrtümern beiseiteräumen. Gut, an Klopper wie »Pornos sind die Theorie, Vergewaltigung ist die Praxis« glauben mittlerweile wohl nur noch die radikalsten Hardlinerinnen. Andere Klischees allerdings haben sich erstaunlich hartnäckig gehalten.
    Die erste Tatsache, die in vielen Diskussionen auffällig häufig unerwähnt bleibt, ist die, dass Frauen von Pornos ebenso stark erregt werden wie Männer. Das ergaben Experimente immer wieder, zuletzt im Jahr 2007 in einer Studie an der McGill-Universität im kanadischen Montreal. Hier durften sich weibliche wie männliche Probanden erotische Filme anschauen, während Wärmebilder ihrer Genitalien aufgenommen wurden, mit denen man eine stärkere Durchblutung sichtbar machen konnte. Das Ergebnis: Frauen wie Männer erreichten den Höhepunkt der Erregung nach zehn Minuten, und es zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern.
    Ebenfalls im Jahr 2007 arbeiteten Kim Wallen und Heather Rupp vom Kinsey-Institut für Sexualforschung an einer weiteren Untersuchung, bei der gleichzeitig die Hirnaktivität von Pornoschauern und die Bewegungen ihrer Augen gemessen wurden. Auf diese Weise wollte man zum einen feststellen, welche Elemente der pornographischen Bilder die Versuchspersonen am längsten betrachteten, und zum anderen herausfinden, welcher Anblick welche Hirnaktivität auslöste.
    Hierbei zeigte sich: Die Männer betrachteten die Gesichter viel länger als die weiblichen Zuschauer und beide schauten etwa gleich lang auf die Genitalien. Das klingt verblüffend, sollte aber keine so große Überraschung sein. Denn auch in alltäglichen Begegnungen blicken Männer einer unbekannten Frau entgegen aller Vorurteile zuerst ins Gesicht – um genau zu sein: in die Augen – und keinesfalls auf die Brüste. Der Busen tritt erst an zweite Stelle, und nur etwa sieben Prozent der Männer interessieren sich vorrangig für Po und Beine.
    Wenn Frauen sich pornographische Filme anschauen, das ergaben die erwähnten Untersuchungen zweifelsfrei, dann schauen sie als Erstes auf die Genitalien. Auch betrachteten sie Aufnahmen vom Sexakt zwischen Mann und Frau länger. Vermutlich gibt es nicht zuletzt deshalb so viele Klischees über lüsterne Männerblicke, weil viele Frauen eigene Verhaltensweisen, die sie sich nicht eingestehen wollen, stattdessen auf die Vertreter des anderen Geschlechts projizieren.
    Zwar hatte man in früheren Untersuchungen herausgefunden, dass das Gehirn von Männern aktiver ist als das von Frauen, wenn die Betreffenden sich pornographische Filme ansehen. Allerdings spielt sich sehr viel von dieser verstärkten Aktivität im sogenannten Mandelkern ab – jenem Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist. Die stärkere Hirnaktivität bei Männern dürfte also eine Folge davon sein, dass diese sich länger den Gesichtern der Akteure widmen, als es die Frauen tun.
    Dass Männer bei Pornos wählerischer sind als Frauen, ergab eine Reihe von Studien, die die Professorin Meredith Chivers am Zentrum für Sucht und geistige Gesundheit im kanadischen Toronto durchführte. Auch hier wurde die verstärkte Blutzufuhr in den Genitalien gemessen. Dabei zeigten sich die Frauen sofort erregt, sobald sie sexuelle Szenen sahen – egal ob Mann oder Frau, schwul oder hetero. Männer hingegen reagierten nur auf spezifische Reize – jene, die ihrer eigenen erotischen Ausrichtung entsprachen. So wurden Heteromänner beispielsweise nicht von den

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