Eine Frage Der Groesse
gesündesten Nachkommen zur Welt bringen kann – wofür in Landstrichen, wo man nur schwer an Nahrung gelangt, mollige Frauen die besten Voraussetzungen bieten.
In Richtung Schlankheit geht der Trend vor allem, wenn vermehrt Frauen ins Arbeitsleben einsteigen: beispielsweise in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts und von den sechziger Jahren an bis heute. Als in den Dreißigern die USA von der großen Depression gebeutelt wurden und immer weniger Essen auf dem Tisch landete, war das ein Grund dafür, dass ein besonders kurviger, vollbusiger Frauentyp als überaus beliebt galt. Sehr schlanke Frauen mit wirklich vollen Brüsten gibt es zwar auch, aber sie sind äußerst selten. Je mehr sich die Industriegesellschaft aber zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelte und je mehr Frauen infolgedessen ins Berufsleben strömten, als umso attraktiver erschien der leicht androgyne Frauentyp, der sich außer durch Schlankheit auch durch kurze Haare und eher Hosen als Röcke auszeichnete: Signale für Weiblichkeit wurden immer weiter zurückgedrängt.
Und das geschah nicht ohne Grund: In einem Experiment, das in den achtziger Jahren durchgeführt wurde, sprachen Studenten vollbusigen Frauen fachliche Kompetenz ab und unterstellten ihnen mangelnde sexuelle Zurückhaltung. Auch Frauen bewerten kurvige Frauen als sexy und schlanke als kompetent. Als der Sozialpsychologe Brett Silverstein Fotos von Models in Frauenzeitschriften untersuchte, stellte er fest: Je mehr Frauen zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Karriere aus waren, desto flachbrüstiger und schlanker waren die erfolgreichsten Models.
Andere Psychologen konnten diese Ergebnisse bestätigen. War die wirtschaftliche Lage von einer Rezession geprägt, wurden eher ältere, größere und schwerere Frauen zum Playmate des Jahres gewählt. Ging es der Gesellschaft finanziell gut, waren die Favoritinnen jünger, kleiner und leichter.
Bemerkenswert bei solchen Untersuchungen ist aber auch, dass die in Herrenmagazinen wie dem Playboy gezeigten Damen nie so superschlank waren wie die Models, die in Frauenzeitschriften erschienen. Die wirklich spindeldürren Ladys schrecken Männer eher ab und finden sich stattdessen in Magazinen, die von Frauen gekauft werden und damit diesen Look unterstützen. Die Rhetorik vom »patriarchalen Schlankheitsterror« ist damit schlicht Unsinn. Als aber der amerikanische Männerforscher Warren Farrell für die US-Frauenzeitschrift Glamour herausfand, dass Männer vor allem von leicht übergewichtigen Frauen erotisch angezogen wurden und die Befragten berichteten, gerade die attraktivsten Frauen hätten sich als die schlechtesten Geliebten herausgestellt, wurde der gesamte Artikel auf Weisung der Glamour -Redaktion fallengelassen.
Damit kann man aber die Tatsachen nicht einfach beiseitewischen. Experimente von Psychologen zeigen immer wieder, dass die meisten Frauen schlanker sind, als Männer sie haben wollen. Frauen ist das aber in keiner Weise klar. Bezeichnenderweise ergab eine Befragung von mehreren Hundert Jugendlichen, dass die weiblichen Versuchspersonen glaubten, die männlichen würden schlankere Frauen bevorzugen – was aber der tatsächlichen Einstellung der Männer überhaupt nicht entsprach.
In einem anderen Experiment legte das Forscherteam um den Psychologieprofessor Paul Rozin weiblichen und männlichen Versuchsteilnehmern neun Bilder von Frauen vor, die von sehr dünn bis sehr dick rangierten. Nun wurden die weiblichen Versuchsteilnehmer gebeten auszuwählen, welche Figur ihrer eigenen Idealvorstellung entsprach und von welcher sie annahmen, dass sie das männliche Schönheitsideal erfüllte. Für beide Kategorien wählten Frauen eine überdurchschnittlich schlanke Figur aus. Männer hingegen kürten das Bild von der Durchschnittsfigur zu ihrem Ideal.
In einem weiteren in Psychologie-Seminaren gerne verwendeten Versuch sollen die Probanden angeben, welche Frau sie aus drei Reihen gezeichneter Frauen vorziehen würden. Die Frauen sahen alle identisch aus, nur ist die oberste Reihe unter-, die mittlere normal- und die unterste übergewichtig. Männer entschieden sich weit überwiegend für eine Frau aus der zweiten Reihe – Frauen hingegen für die in der obersten Reihe.
Wenn Frauen die männlichen Wünsche hier immer wieder derart falsch einschätzen, liegt das zum Teil aber auch an uns Männern selbst. Darauf deutet zumindest ein weiteres Experiment hin, das die Psychologin Erica Miller von der Universität New
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