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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
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jüngerer Sohn beendete gerade sein Studium in Oxford. So war sie in England geblieben, statt in ihr Heimatland zurückzukehren, weil sie in der Nähe ihrer Angehörigen leben wollte.
    Sie hatte Clémentine de Bantôme von Kindesbeinen an gekannt und sie immer bedauert, weil sie verstoßen worden war. »Schließlich ist dein Mann von bester Herkunft«, hatte sie einmal empört gesagt. »Er gehört zu einer sehr vornehmen Familie, und obwohl er kein Geld hat, ist er ein Mann, von dem du dein Herz, sobald du es ihm geschenkt hattest, nicht zurückverlangen konntest.«
    »Das ist wahr«, hatte Clémentine Lang gelächelt. »Ich liebe Gerald, und ich bin die glücklichste Frau der Welt. Aber manchmal, Yvonne, sehne ich mich danach, französische Stimmen zu hören, französische Gerichte zu essen und den Fluß zu sehen, der so blau ist wie der Himmel darüber und sich seinen Weg durch Weinberge bahnt und tiefe Schluchten.«
    Madame de Goucourt hatte gelacht. »Ich verstehe, wie es dir geht«, sagte sie, »aber du hast deinen Mann und die zwei lieben Kinder.«
    »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich es je bereut habe, mit ihm durchgebrannt zu sein?« fragte Clémentine. »Es war der glücklichste Tag in meinem ganzen Leben! Aber ich kann dem Herzog von Saumac nie verzeihen, was er Gerald angetan hat.«
    »Das kann ich verstehen«, antwortete Madame de Goucourt. »Es war grausam und böse, aber er war ja wohl ein höchst sonderbarer Mann.«
    Jetzt hatte Madame de Goucourt den Eindruck, daß es nicht Canéda war, die da in ihrem kleinen Wohnzimmer saß und ihr Fragen stellte, sondern Clémentine.
    »Erzählen Sie mir etwas über den Herzog von Saumac, Madame«, bat Canéda.
    »Mon Dieu! Wie kommst du denn darauf, meine Kleine? Ich dachte, du seist gekommen, um mir über deine Erfolge in der Gesellschaft zu berichten. Jedermann spricht über dich, und wie schön, intelligent und charmant du bist. Was Harry betrifft, so sind die Damen ganz verrückt nach ihm.«
    »Ich weiß«, antwortete Canéda, »und es ist sehr aufregend für uns beide, nachdem wir so lange ein so stilles Leben geführt haben. Aber bitte, Madame, beantworten Sie meine Frage nach dem Herzog von Saumac.«
    »Was möchtest du denn wissen?«
    »Erzählen Sie mir etwas über den, der so grausam zu Papa war.«
    »Ach, der ist tot, und ich denke, daß er nicht von vielen betrauert wurde. Du weißt wohl, daß er deine Mutter heiraten wollte, weil er mit seinen fast sechzig Jahren plante, eine neue Familie zu gründen, für den Fall, daß seinem Erben etwas zustoßen sollte.«
    »Und ist diesem Erben etwas zugestoßen?« fragte Canéda.
    »Nein. Er ist der jetzige Herzog von Saumac. Laß mich überlegen – er muß zwei- oder dreiunddreißig Jahre alt sein.«
    »Und bei bester Gesundheit, nehme ich an«, meinte Canéda ein wenig bitter.
    »Ja«, antwortete Madame de Goucourt. »Aber seine Frau wurde wahnsinnig, bald nachdem sie geheiratet hatten. Er war damals noch sehr jung.«
    »Sie wurde wahnsinnig?« Canéda sagte es mehr zu sich selbst, und es lag eine gewisse Befriedigung in ihrer Stimme.
    »Die Krankheit wurde natürlich geheimgehalten, wie das in Frankreich üblich ist«, sagte Madame de Goucourt, »aber es muß sehr bitter für den alten Herzog gewesen sein zu erkennen, daß seine Schwiegertochter höchstwahrscheinlich keine Kinder bekommen würde, und sei es auch nur eines, wie er selbst es immerhin hatte.«
    »Nun, es freut mich, daß er unglücklich war«, sagte Canéda.
    »Der jetzige Herzog ist ein merkwürdiger Mann«, fuhr Madame de Goucourt fort.
    »Inwiefern?« fragte Canéda.
    »Nun, er leidet offensichtlich sehr unter dem Zustand seiner Frau und hat sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen, um die ganze Zeit in seinem Schloß an der Loire zu verbringen. Er besitzt dort eine Reitbahn, auf der Pferde für die französische Kavallerie zugeritten werden.«
    »Eine Reitbahn?« rief Canéda aus.
    »Er ist, glaube ich, inzwischen in dieser Gegend Frankreichs recht berühmt«, sagte Madame de Goucourt. »Als ich das letzte Mal mit General Bourgueil zusammentraf, hat er mir erzählt, was für ausgezeichnete Pferde seine Offiziere von dem Herzog erwerben konnten.«
    Canéda schwieg einen Augenblick. Dann zog sie den Brief, den Harry von den Bantômes bekommen hatte, aus der Tasche und reichte ihn Madame de Goucourt. »Lesen Sie ihn«, sagte sie.
    Madame de Goucourt las ihn, unterstützt von einer eleganten Lorgnette, sorgfältig. Als

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