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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Findest du nicht, daß diese Zeit für solche Absichten reichlich kurz bemessen ist?«
    »Wie lange hast du für deinen Lothar gebraucht?« fragte er mit einem jungenhaften Grinsen, das ihr sein Gesicht anziehend und vertraut machte. Sie lachte und preßte seinen Arm in einer zärtlichen Aufwallung fester an sich.

    Anita Eyssing sah die beiden kommen und öffnete die Tür des Wagens, um Gerda Dyrenhoffs Bruder Werner Gisevius zu begrüßen. Sein Blick, im Bruchteil einer Sekunde von unten nach oben gleitend, nahm ein paar elegante Wildlederpumps, zwei schöngeformte schlanke Beine in nahtlosen Nylons, eine schlanke Figur mit sehr reizvollen Kurven und schließlich ein Gesicht von so faszinierender Schönheit wahr, daß ihm für einen Moment der Atem stockte. Er verzögerte unwillkürlich den Schritt, ehe er näher trat und ihr die Hand entgegenstreckte.
    Anita Eyssing hatte Zeit genug gehabt, mit dem reichlich befremdenden Eindruck fertig zu werden, den Werner Gisevius äußerlich machte. Bei rascher Gegenüberstellung wäre sie wahrscheinlich leicht zurückgeprallt. Diese Masse Mann in blauvioletten Karos hatte etwas Bestürzendes an sich.
    »Das also ist mein Bruder Werner... Ich habe ihn wahrhaftig kaum wiedererkannt. Und das ist Frau Anita Eyssing.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Frau Eyssing...«
    Gerda beobachtete leicht amüsiert, wie sich Werners Haltung plötzlich veränderte. Es war, als stelle er sich dem Fotografen mit seiner besten Seite vor die Kamera.
    »Haben Sie eine gute Reise gehabt, Herr Gisevius?«
    »Nur bis Lissabon — den europäischen März hatte ich etwas frühlingshafter in Erinnerung.«
    »Du wirst dir einen Schnupfen holen, Brüderchen, wenn du noch lange hier herumstehst«, warnte Gerda.
    Anita Eyssing deutete mit der Hand auf den Steuersitz:
    »Wollen Sie sich mir anvertrauen, Herr Gisevius, oder ziehen Sie es vor, selber zu fahren?«
    »Ihnen natürlich!« sagte er mit einer aus Venezuela importierten Geste, die hier unter dem grauen Himmel und in dem kühlen Licht ein wenig zu schwungvoll wirkte.
    Anita Eyssing setzte sich ans Steuer. Werner Gisevius verstaute den Nylonkoffer und die längliche Leinentasche hinter den Rücksitzen und ließ sich neben seiner Schwester im Fond des Wagens nieder. Dabei beobachtete er die Handgriffe, mit denen Anita Eyssing die Handbremse löste und den Wagen startfertig machte. Gerda deutete seine Aufmerksamkeit falsch.
    »Du kannst dich Frau Eyssing unbesorgt anvertrauen. Sogar Dyrenhoff meckert nicht, wenn er neben ihr sitzt. Und das will wirklich etwas heißen!«
    Werner versuchte, Anita Eyssings Blick im Rückspiegel zu begegnen, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, den Wagen vom Parkplatz auf die Straße zu steuern. Für einen Augenblick versenkte er sich in den Anblick ihres kurzgeschnittenen Haares, das die kleinen rosig schimmernden Ohrmuscheln freiließ, aber dann spürte er Gerdas Blick von der Seite und schaute sich im Wagen um. Er wippte in der Polsterung und klopfte mit Kennergriffen die Bespannung der Seitenwände ab.
    »Ganz nettes Wägelchen...«, murmelte er anerkennend, aber auch nicht übermäßig respektvoll.
    »Wägelchen!« rief Gerda fast empört. Sie hatten es auf der Stufenleiter des Erfolges innerhalb von acht Jahren vom Volkswagen über einen Eineinhalb-Liter-Opel bis zum neuesten Modell eines Kapitän gebracht — und den nannte er ein Wägelchen!
    »Was fährst du denn drüben?«
    Er sah sie unsicher an, als spüre er, unversehens in ein Fettnäpfchen getreten zu sein, aber er konnte es nicht entdecken.
    »Einen vorjährigen Chrysler und einen neuen Cadillac«, sagte er schlicht, als sei es eine Selbstverständlichkeit, zwei Straßenkreuzer zu besitzen.
    »Zwei Autos?« fragte Gerda mit emporgezogenen Brauen, »gleich zwei von diesen Riesenschiffen?«
    »Ach, weißt du«, entschuldigte er sich, »man braucht unbedingt zwei Fahrzeuge, falls eines in Reparatur ist. Das Klima bekommt den Motoren nicht, und außerdem wird zu rasch gefahren und zu scharf gebremst.« Er beugte sich vor und lauschte auf die Arbeit des Motors. »Sehr ordentlich. Solch einen Apparat kaufe ich mir in den nächsten Tagen. Ich möchte ein wenig in Deutschland herumgondeln. Nicht rein zum Vergnügen. Ich habe auch geschäftlich einiges zu erledigen.«
    »Und für sechs oder acht Wochen willst du dir einen Wagen anschaffen?« fragte Gerda kopfschüttelnd; »was sagen Sie dazu, Anita?«
    »Wozu? Entschuldigen Sie, aber ich weiß nicht, worum

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