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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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davon!«
    »Wozu auch? Es hätte dich nur beunruhigt. Aber erzähl weiter!«
    »Ihr Mann hieß Niels Severin. Er war Schauspieler. Keine Größe, aber er wirkte in vielen Filmen mit und verdiente eine Menge Geld. Leider trank er.«
    »Ein notorischer Säufer?«
    »Das wurde er wohl erst in den letzten Jahren...«
    »Dann hat das Mädchen ja etwas mitgemacht!«
    »Das kann man wohl sagen. Sie spricht nie darüber. Und man tut gut daran, in ihrer Gegenwart den Namen Severin nicht zu erwähnen. Für sie ist er nur >jener Mensch<.«
    »Und die Ehe endete mit einem Kladderadatsch?«
    »Und mit einem scheußlichen dazu. Er besaß einen Wagen. Aber der Führerschein war ihm entzogen worden, weil er angetrunken einen leichten Unfall verursacht hatte. Und dann gab es eine Premierenfeier in einem Weinhaus in Grünwald. Anita Eyssing fuhr den Wagen. Sie brachte Severin bei solchen Anlässen hin und fuhr ihn auch wieder heim. Bei jener letzten Gelegenheit betrank Severin sich sinnlos. Und auf der Heimfahrt drängte er Anita vom Steuer weg und überfuhr einen Radfahrer. Der Mann starb an der Unfallstelle. Aber Severin raste weiter, ohne sich um den Verletzten zu kümmern, und stellte sich erst am nächsten Tage der Polizei. Er behauptete, sich an keinen Unfall erinnern zu können...«
    »Und was unternahm sie?«
    »Es gelang ihr, Severin so weit zu bringen, daß er sich freiwillig stellte.«
    »Ich verstehe, als seine Frau konnte sie ihn nicht gut anzeigen, oder?«
    »Ich glaube, sie war so weit, daß sie es getan hätte, wenn er zu feige gewesen wäre, es selber zu tun.«
    »Eine scheußliche Situation!«
    »Die Zeitungen waren voll davon. Er gehörte ja sozusagen zur kleinen Prominenz. Für Anita Eyssing muß es furchtbar gewesen sein.«
    »Und weiter? Was geschah dann?«
    »Es kam zum Prozeß. Severin wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er kam knapp am Zuchthaus vorbei.«
    »Hat Lothar ihn verteidigt?«
    »Nein, Lothar hat Anita in ihrem Scheidungsprozeß vertreten und ihr bald darauf die Stellung in seiner Kanzlei angeboten.«
    »Hatte sie es denn nötig, zu arbeiten?«
    »Von Hause aus wohl nicht, aber sie brauchte eine Beschäftigung.«
    »Wie lange war sie mit Severin verheiratet?«
    »Drei Jahre lang.«
    »Seit wann ist sie den Kerl los?«
    »Seit mehr als zwei Jahren.«
    »Und wie lange hat er noch zu sitzen?«
    »Etwa noch ein halbes Jahr.«
    Er zündete sich endlich die Zigarette an, die er fünf- oder sechsmal an die Lippen geführt und wieder zurückgelegt hatte, und blies den ersten Rauch in einem langen Atemstoß gegen die Decke.
    »Wo wohnt sie eigentlich?« fragte er nach einer kleinen Weile.
    »Sie besitzt eine winzige Wohnung in Schwabing. Es ist ein sogenanntes Appartementhaus. Ich weiß nicht, ob du diese Art von Bauten kennst...«
    »Selbstverständlich, ich habe drüben Dutzende davon gebaut, kleine Wohneinheiten wie Waben in einem Bienenkorb. Sehr wörtlich übersetzt nennt man sie drüben Lokus mit Kochnische.«
    »Schau an! Hier nämlich auch...« Gerda zögerte eine kleine Weile und spielte mit dem neuen Armband, sie drehte das Handgelenk und betrachtete die Reliefplatten von allen Seiten.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte sie schließlich, »daß Anita Eyssing dich interessiert...«
    »Was für eine Frage!« gab er halb belustigt zurück. »Ich möchte den Mann sehen wollen, den sie nicht interessiert. Aber du wolltest mich ja etwas ganz anderes fragen, nicht wahr? Ob ich sie mir als meine Frau vorstellen kann...«
    »So weit wollte ich wirklich nicht vorprellen. Du hast sie ja schließlich sozusagen erst vor einer Minute zum erstenmal gesehen.«
    »Schön, also um dir die Frage zu beantworten, die du nicht gestellt hast«, grinste er, »ich finde sie hinreißend. Aber sie ist eigentlich nicht mein Typ.«
    »Typ...! Gibt es denn so etwas überhaupt? Und wenn es so etwas gibt, was wäre dann dein Typ?«
    Er warf seiner Schwester einen Blick zu, als erwarte er ihre Reaktion auf seine Antwort mit einer gewissen Spannung.
    »Deine Christine zum Beispiel...«, sagte er leichthin.
    »Um Gottes willen, Werner, du wirst doch nicht!« sagte sie entsetzt.
    »Nein, nein«, rief er lachend, »ich werde nicht! Aber du hast mir eine Frage gestellt, und ich habe sie wahrheitsgemäß beantwortet.«
    »Christine...«, murmelte Gerda und schlug die Hände zusammen.
    »Was erschüttert dich eigentlich dabei so sehr?« fragte er belustigt. »Deine Anita Eyssing ist mir allzusehr Dame, und vor Damen habe ich

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