Eine Frau geht ihren Weg
eins der vielen Museen und gingen danach durch den kleinen Park, der hinter dem alten Gebäude lag.
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„Daniel, kannst du mir jetzt nicht endlich verraten, weswegen du mich herbestellt hast?”
drängte Sybil ungeduldig, die befürchtete, dass er das nächste Museum ansteuern würde. „Du kannst mich doch nicht durch die ganze Stadt schleppen, nur weil du mir aus irgendeinem Grund nicht verraten willst, was du mir zu sagen hast.” Doch Daniel ging einfach weiter und tat so, als hätte er ihre Worte nicht gehört. Unter einem Baum mit dicken Blütenknospen blieb er plötzlich stehen, zog sie unvermittelt in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Flüchtig wunderte sich Sybil darüber, wie erregend und einzigartig seine Küsse waren und darüber, wie sehr sie sich voneinander unterschieden durch immer neue erotische Varianten.
Sein erster Kuss hatte in ihrem Innern ein verzehrendes Feuer der Begierde entfacht, während Daniel gestern abend mit seiner einfühlsamen Zärtlichkeit ihre Empfindungen ansprach, die über bloßes Verlangen hinausgingen. Jetzt erfüllte ein Kuss sie mit einer angenehmen Wärme und vermittelte ihr das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Sanft löste sich Daniel von Sybil, die aus ihrem tranceähnlichen Zustand langsam in die Wirklichkeit zurückkehrte. Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte Sybil ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich von Daniel zu einer geschwungenen Steinbank führen „Sybil”, brach er endlich das Schweigen. „Wann hast du deine Firma gegründet?”
Sybil neigte den Kopf, wie sie das meistens tat, wenn sie einer Sache auf den Grund kommen wollte. „Vor drei Jahren. Warum fragst du?”
„Weil ich wissen möchte, wieviel Erfahrung du im Geschäftsleben sammeln konntest.”
„Was soll das heißen? Willst du damit etwa andeuten, wir seien Amateure? Pagel Associates genießt einen ausgezeichneten Ruf in San Diego.”
„Ich spreche nicht von dem Ruf deiner Firma …” „Befürchtest du, wir könnten unsere Termine nicht einhalten?” fragte Sybil aufgebracht. „Da schufte ich wie eine Verrückte, damit die Terminfrage nicht zu einem Problem wird, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich von meiner Arbeit abzuhalten.”
„Sybil, beruhige dich doch bitte. Ich spreche doch gar nicht von Terminen.” Daniel fasste sie bei den Schultern. „Was ich dir zu erklären versuche, ist, dass geschäftliche Entscheidungen ohne Rücksichtnahme auf persönliche Beziehungen gefällt werden müssen. Verstehst du das?”
„Aber natürlich. Das ist doch…” Sie hielt inne und erkundigte sich dann misstrauisch: „Welche Entscheidung?”
„Sybil”, sagte Daniel und sah ihr tief in die Augen, als wolle er sie von seiner Unschuld überzeugen. „Southey hat beschlossen, das Projekt mit Pagel zurückzustellen.” Sybil versteifte sich in innerer Abwehr, und instinktiv verstärkte er den Druck seiner Hände auf ihren Schultern.
„Warum wollt ihr das Projekt verschieben? Es besteht schließlich ein Vertrag zwischen unseren beiden Firmen.”
„Es ist im Moment am besten so, glaube mir”, versicherte ihr Daniel mit eindringlicher Stimme und nahm seine Hände von ihren Schultern.
„Was willst du denn damit schon wieder sagen?” fragte sie ärgerlich. „Am Freitag hast du mich dazu gebracht, das Projekt persönlich zu übernehmen, und jetzt willst du es zurückstellen.
Warum sagst du nicht gleich, dass es abgeblasen wurde?”
„Das Projekt wurde nicht abgeblasen. Die Arbeit muss nach wie vor getan werden - nur etwas später.”
Sybil wollte gerade aufbrausen, hielt aber inne, als ihr mit einemmal auffiel, wie nervös er war.
„Daniel, du verschweigst mir doch etwas?” Gibt es irgendein Problem, das mit unserer Firma zu tun hat?”
Erschrocken blickte Daniel sie an. Sie hatte fast das Gefühl, dass ihr plötzlicher Stimmungsumschwung ihn aus dem Konzept gebracht hatte.
„Nein”, sagte er schließlich. „Pagel hat damit nichts zu tun, es ist eine rein interne Angelegenheit. Sobald wir unser Problem gelöst haben, wird das Projekt mit Pagel wieder aufgenommen. Das verspreche ich dir.”
Log er sie an? Sie konnte es beim besten Willen nicht sagen. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, und sie fragte sich, wie sie sich jemals hatte einbilden können, ihn zu kennen. Er kam ihr im Moment so fremd und unzugänglich vor wie eine entlegene Insel im Meer. Wie sehr unterschied er sich auf einmal von dem Mann, dem sie gestern
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