Eine Frau geht ihren Weg
schon einmal mit der Problemanalyse zu befassen.
Sybil bat noch rasch ihre Nachbarn, für sie die Post aus dem Briefkasten zu holen, schloss sorgfältig alle Fenster und Türen überprüfte, ob sie alle elektrischen Geräte ausgeschaltet hatte, und war startbereit.
Während sie rückwärts aus ihrer Garage fuhr, konzentrierte sich Sybil zunächst nur auf den Zaun zu ihrer Rechten, so dass sie erst in letzten Moment das rote Auto bemerkte, das viel zu schnell in ihre Einfahrt einbog. Blitzschnell trat sie hart auf die Bremse. Doch zu ihrem Entsetzen ließ sich das Pedal bis auf den Boden durchtreten Sybil hörte Reifen quietschen, zog geistesgegenwärtig die Hand bremse und brachte ihren Wagen nur wenige Zentimeter vor Daniels rotem Porsche zum Stehen.
In diesem Augenblick bemerkte sie, dass das rote Warnlicht an ihrem Armaturenbrett aufleuchtete.
„Was zum Teufel machst du denn?” schrie Sybil ihn an, nachdem sie ausgestiegen war und die Tür hinter sich zugeknallt hatte.
„Was ich mache? Frag dich lieber, was du machst! Versuchst du immer, die Leute, die du nicht magst, zu überfahren?” gab er nicht minder heftig zurück, während er ebenfalls geräuschvoll die Wagentür hinter sich zuschlug.
Plötzlich wusste Sybil nicht mehr, wie sie reagieren sollte. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie ihn sehr wohl mochte, doch dann beschloss sie zu schweigen, denn für ein derartiges Geständnis war sie nicht in Stimmung.
Sie kniete sich neben ihren Wagen und spähte unter das Fahrgestell. Eine ölige Flüssigkeit tropfte aus einem Gummischlauch, und eine kleine Lache auf dem Boden verhieß nichts Gutes.
Daniel betrachtete auf der anderen Seite des Wagens ebenfalls die defekte Stelle. „Deine Bremsleitung ist undicht”, stellte er fest.
„Was du nicht sagst”, gab Sybil ärgerlich zurück. Sie stand auf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Auto. Was sollte sie jetzt nur tun?
Daniel kam um den Wagen herum und stellte sich neben sie. „Wenigstens wolltest du mich nicht absichtlich überfahren.”
Sybil zog es vor, sich dazu nicht zu äußern, sondern schaute ihn nur missbilligend an.
„Was willst du jetzt machen?” erkundigte er sich. „Bist du im Automobilclub?” Ihre stumme Aufforderung, sich zum Teufel zu scheren, ignorierte Daniel.
„Ja, ich bin im Automobilclub. Aber ich habe keine Lust, dort anzurufen und zu warten, bis jemand kommt. Ich wollte gerade nach Big Bear fahren, um für kurze Zeit Urlaub zu machen, und bin jetzt nicht in der Stimmung, mich mit übereifrigen Geschäftsführern auseinanderzusetzen. Warum rufst du mich nicht in einem halben Jahr an?”
„Nach Big Bear? Warum ausgerechnet in die Berge? Du kannst im Mai doch nicht mehr Ski laufen.”
„Ich besitze ein Blockhaus in Big Bear City.”
„Kannst du dir nicht von irgend jemandem einen Wagen leihen?”
Mit einer müden Gebärde legte Sybil die Hand an die Stirn. „Hör zu, Daniel. Es ist sehr nett von dir …”
„Sybil, ich möchte mich gern bei dir entschuldigen”, unterbrach er sie.
Sekundenlang blickte sie ihn nachdenklich an, bevor sie sagte: „Okay, ich vergebe dir. Aber jetzt lass mich … was machst du da?”
Daniel hatte durch das geöffnete Wagenfenster nach dem Zündschlüssel gegriffen und ihn abgezogen. Jetzt schloss er ihren Kofferraum auf und öffnete die Haube. Als er ihr Gepäck sah, pfiff er leise durch die Zähne. Dann ging er zu seinem Porsche, klappte den Rücksitz um, und zu Sybils Überraschung ergab sich ein ziemlich geräumiger Kofferraum, in den er mit zwei schnellen Handgriffen ihr Gepäck geladen hatte.
„Daniel, ich kann unmöglich deinen Wagen nehmen!” rief sie erschrocken.
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„Das sollst du auch nicht. Ich werde dich fahren”, erklärte er.
„Aber das ist doch lächerlich! Ich lasse mich nicht von dir herumkommandieren!” wehrte sich Sybil.
„Ich dachte, du willst nach Big Bear fahren?”
„Natürlich will ich das. Aber ich kann nicht zulassen, dass du mich hinbringst, Daniel, Big Bear ist drei Autostunden von hier entfernt Du würdest nicht vor Mitternacht zurück sein.”
„Darüber kann ich mir immer noch Sorgen machen, wenn es soweit ist. Und jetzt lass uns versuchen, deinen Wagen in die Garage zu schieben. Wenn wir es nicht schaffen, müssen wir nämlich den Abschleppdienst anrufen.”
Daniel wartete, bis sie sich hinters Lenkrad gesetzt und die Handbremse gelöst hatte. Dann schob er den Wagen mühelos in die Garage. Nachdem
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