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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Howard
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erkundigte sie sich.
    Stumm schüttelte Sybil den Kopf, zahlte und ging.
    Sie wartete gerade an einer Ampel auf grünes Licht, als das Hupen eines Autos .sie aus ihren Gedanken riss, und Sekunden später hörte sie jemand ihren Namen rufen. Unwillkürlich drehte sie sich um. Drei Fahrspuren weiter entdeckte sie Daniels roten Porsche.
    Daniel wollte gerade aussteigen, da schaltete die Ampel auf Grün, und ein lautes Hupkonzert hinter ihm ertönte.
    „Warte auf mich!” rief er Sybil noch zu, bevor er sich hinters Lenkrad schwang und um die Ecke bog.
    Sybil wurde von Panik ergriffen. Kaum hatte sie grünes Licht, da rannte sie los. Sie hatte nicht bemerkt, dass Daniel in eine Einbahnstraße eingebogen war und sie so schnell also gar nicht einholen konnte. Ziellos lief sie durch die Straßen, nur darauf bedacht, noch vor Daniel ihre Haustür zu erreichen.
    Während sie in der Imbissstube gesessen hatte, hatte es angefangen zu regnen. Und nachdem der Regen kurz nachgelassen hatte, wuchs er sich langsam zu einem richtigen Dauerregen aus.
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    Sybil platschte durch die Pfützen, und ab und zu schüttelte sie heftig den Kopf, damit ihr das Wasser nicht in die Augen lief.
    Da es die ganze Zeit leicht bergauf ging, geriet sie schon bald außer Atem. Aber sie hielt durch. Ihr Pullover war völlig durchnässt, und auch die Jeans war von dem Slalomlauf durch die Pfützen klitschnass geworden, da bog sie endlich um die Ecke ihrer Straße. Atemlos vor Erschöpfung, mit weichen, zittrigen Knien, legte sie die letzten Meter bis zu ihrer Haustür zurück.
    Sybil stand vor den Stufen und fragte sich, woher sie die Kraft nehmen sollte, sie hinaufzusteigen, als hinter ihr ein Auto in die Einfahrt einbog.
    Sybil wusste, wer es war. Doch anstatt ins Haus zu gehen, stand sie wie gelähmt da und ließ resigniert den Kopf sinken. Sie war viel zu erschöpft, um etwas zu empfinden - weder Wut noch Angst, noch irgend etwas anderes.
    Sie hörte, wie Daniel die Wagentür öffnete, und ließ sich müde auf der untersten Treppenstufe nieder.
    „Warum bist du gekommen?” fragte sie leise. „Ich will dich nicht sehen. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.” Mit einer kraftlosen Handbewegung strich sie sich eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. Wie sie aussah, war ihr in diesem Moment egal.
    „Sybil”, begann Daniel, auf dessen Jackett sich dunkle Wasserflecken ausbreiteten. „Ich möchte mit dir sprechen.”
    Sie war so erschöpft, dass ihr sein gequälter Gesichtsausdruck nicht auffiel. Und auch das Schwanken in seiner Stimme nahm sie nicht wahr. „Zwischen uns gibt es nichts mehr zu besprechen”, sagte sie.
    „Lass uns wenigstens ins Haus gehen. Wir können doch nicht hier draußen bleiben”, bat er.
    „Ich gehe ins Haus, und du steigst in dein Auto. Ich will nicht mit dir reden!” Ihre Stimme klang plötzlich schrill, und Sybil war nahe daran, sich vor Erschöpfung und Enttäuschung in eine regelrechte Hysterie hineinzusteigern.
    „Sybil, du wirst krank, wenn du hier draußen sitzen bleibst. Wenn es dein Wunsch ist, lasse ich dich allein. Aber du musst mir versprechen, dass du sofort hineingehst.”
    Sie nickte und stand langsam auf. Daniel kam auf sie zu, um ihr zu helfen. Doch aus Angst vor seiner Berührung stolperte sie so eilig die Stufen hinauf, dass sie gegen die Haustür fiel. Da drehte er sich wortlos um und stieg in sein Auto.
    Mit letzter Kraft zog sich Sybil die nasse Kleidung aus, trocknete sich ab und ging ins Bett.
    Eine halbe Stunde später lag sie hustend und zitternd vor Kälte unter der Bettdecke. Sybil hatte sich eine schlimme Erkältung geholt.
    Als Sybil wieder soweit hergestellt war, dass sie ins Büro zurückgehen konnte, hatten Gloria und Steve das Projekt mit Southey vollständig übernommen.
    Es verging ein Monat, in dem Sybil jeden Kontakt mit Daniel mied. Sie hatte ihre Sekretärin Mary angewiesen, seine Anrufe nicht zu ihr durchzustellen, und zu Hause legte sie auf, sobald er sich am Telefon meldete. Nach zwei vergeblichen Versuchen, mit ihr zu sprechen, hatte er es aufgegeben.
    Währenddessen versuchte sie, ihren Kummer in der Arbeit zu vergessen. Sie schloss neue Verträge ab und überwachte die Projekte, mit denen Gloria und Steve befasst waren, bevor sie Southey übernommen hatten. Sie war fleißig wie nie zuvor - und so unglücklich wie noch nie in ihrem Leben.
    Immer wieder grübelte Sybil darüber nach, worüber Daniel wohl in jener Nacht, als sie im Regen vor ihrem Haus

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