Eine Frau sein ist kein Sport
wir gleich. Da sagen wir der Tochter, dass sie das Einkommen ihrer Familie grob überschätzt und brav lernen und studieren soll, um hernach in der Gehaltsklasse tätig zu sein, wo man sich mit drei Kindern Mexiko leisten kann. Dem kleinen Sohn schwindeln wir ohne mit einer Wimper zu zucken vor, dass in dem »Nest« leider kein Quartier zu haben ist, alles besetzt! So klein, wie der ist, kann er das nicht kontrollieren, und zudem könnte er ja übermorgen eh schon mit dem besten Freund total zerstritten sein, womit seine Nest-Neigung hinfällig wäre. Und der Mama legen wir die vorsorglich gesammelten Zeitungsartikel über die Verschmutzung der Nordsee vor, da vergeht ihr von selber der Wunsch, gen Norden zu reisen.
Bleibt aber immer noch »Berg« kontra »Insel«, und einer muss da unterliegen. Aber der Sieger hat es dann im Urlaub auch nicht leicht. Entweder muss der Papa den Sohn wie einen störrischen Esel über Mugeln treiben, oder der Sohn sitzt verzagt am Strand und bangt, dass den röchelnden Papa im Hotelbett der Hitzschlag trifft.
Aber – wie gesagt – so ein Familienleben ist was Schönes, und je größer die Familie, umso schöner wird es angeblich!
Auf dass es binde ...
Die Gründe dafür, warum viele Ehen scheitern, sind durch unzählige Untersuchungen eindeutig klar. Die Gründe dafür, warum noch mehr Ehen nicht scheitern und mehr oder weniger glücklichen Bestand haben, sind weniger klar, obwohl auch darüber Untersuchungen gemacht wurden. Die Frage »Warum lassen Sie sich nicht scheiden?« ist halt wesentlich schwerer zu beantworten als die Frage »Warum lassen Sie sich scheiden?«. Wereinen ihn quälenden Zustand beendet, hat sich eben darüber mehr Gedanken gemacht als jemand, der in einem für ihn gut erträglichen Zustand dahinlebt.
Trotzdem haben Psychologen bei Untersuchungen funktionierender Ehen eine auffällige Übereinstimmung gefunden: Rituale tun der Partnerschaft gut, und da ist unter Ritual alles zu verstehen, was regelmäßig wiederholt und damit zelebriert wird. Das veredelt den Ehe-Alltag, gibt Wir-Gefühl, Sicherheit und Stabilität, verbindet weit mehr als vieles andere, das landläufig als Ehe-Kitt gilt.
Natürlich muss es sich um gemeinsame Rituale handeln. Hat jeder Partner seine eigenen, wäre es eher kontraproduktiv. Der Ehemann, dessen tägliches Ritual es ist, nach Suppenverzehr drei fette Rülpser auszustoßen und diesen andächtig hinterherzulauschen, bindet die Ehefrau kaum in vermehrter Zuneigung an sich. Ebenso wenig tut dies der Ehemann, der ehelicher Pflicht »rituell« jeden zweiten Freitag um 22.10 Uhr nachkommt und die Dauer des Rituals auf fünf Minuten beschränkt.
Auch eine Ehefrau, die, komme was da wolle, nicht bereit ist, auf ihr Samstagvormittags-Ritual des Staubsaugens zu verzichten, bindet den Ehemann nicht fester an sich. Desgleichen nicht die Ehefrau, die »rituell« mit Lockenwicklern beim Frühstück sitzt und dabei dem Manne vorträgt, um wie viel mehr andere Männer verdienen.
Rituale sind gemeinsam, und dazu freudig, zu begehen! Doch sollten nun ein paar Leser wissen wollen, welchen Tätigkeiten man sich da hingeben könnte, muss ich passen. Das blieb in dem Zeitungsartikel, der über die Rituale-Erkenntnis der Psychologen informierte, unerwähnt. Vielleicht gemeinsam staubsaugen, rülpsen, Lockenwickler tragen? Bei Letzterem würden sich Ehemänner mit Glatze allerdings schwer tun! Und wie eine Ehefrau die fünf Minuten an jedem zweiten Freitag zum freudigen Ritual machen soll, ist auch ein Problem.
Aber – bittschön! – wenn’s so einfach wäre, würde ja auch keine Ehe kaputtgehen.
Guter Rat unmöglich!
Angeblich wird jede dritte Scheidung nach gemeinsamem Urlaub der Eheleute eingereicht. Ob’s wirklich so ist, kann ich nicht garantieren. Hab’s bloß gelesen. Aber falls es wirklich so sein sollte, wäre es kein Wunder. Im Urlaub sind Mann und Frau rund um die Uhr zusammen, da kommt ein Ehepartner leicht zehnmal so lange wie im Alltag in den Genuss alter Angewohnheiten und Eigenschaften des anderen, die er nicht ausstehen kann!
Und weilt das Paar im Ausland, wo sich alle TV-Programme einer Sprache befleißigen, von der Mann und Frau nur dürftige Brocken beherrschen, entfällt auch die »abendliche Schonzeit«, in der man stumm nebeneinander glotzen darf, was Zwist und Zank hintanhält.
Aber einfach gar nicht auf Urlaub zu fahren, nur um den Fortbestand der Ehe zu sichern, geht auch schlecht. Urlaub gilt heutzutage als »die
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