Eine Frau zum Heiraten
Lagerhaus errichtet worden war – und zwar neben dem Haus des vorherigen Besitzers des Grundstücks –, war der Ort schnell gewachsen. Alex hatte zwar gewusst, dass das Lagerhaus inmitten einer Wohngegend stand, aber erst sein Gesprächspartner führte ihm vor Augen, was das bedeutete.
Er sagte ihm, dass er einen Kunden habe – einen bekannten ortsansässigen Bauunternehmer –, der vermutlich sehr daran interessiert sei, das Grundstück zu erwerben, falls es je zum Verkauf stünde. Nachdem er gegangen war, stellte Alex einige Nachforschungen an, die diese Informationen bestätigten. Falls sie also das Grundstück verkauften und ihr Lager woanders errichteten, würden sie damit sogar noch einen Gewinn erzielen.
Daher hatte er spontan beschlossen, zu dem neuen Industriegebiet hinauszufahren. Mit einer Reifenpanne hatte er allerdings nicht gerechnet.
Nun goss es also in Strömen, aber das ließ sich nicht ändern. Er musste aussteigen und den Reifen wechseln. Also zog er seine Anzugjacke aus und machte sich an die Arbeit.
Kurze Zeit später hatte er den Ersatzreifen aus dem Kofferraum genommen und den Wagenheber angesetzt. Mittlerweile war er bis auf die Haut durchnässt, und das Haar klebte ihm am Kopf.
Da die Straße, die zu dem Industriegebiet führte, unbefestigt war und immer matschiger wurde, nahm Alex auch die Matte aus dem Kofferraum, um sich daraufzuknien. Dann begann er den Wagen aufzubocken.
Eine halbe Stunde später gab er schließlich auf. Er war nicht nur klitschnass, sondern auch durchgeschwitzt, weil er sich vergeblich damit abgemüht hatte, die Radmuttern zu lösen. Deshalb nahm er sein Handy aus dem Wagen und wählte die Nummer des Autoverleihs.
Anderthalb Stunden später sah Alex endlich die Scheinwerfer des Pannendienstes im Regen. Da er den Motor nicht die ganze Zeit hatte laufen lassen, aus Angst, das Benzin könne ihm ausgehen, war er völlig durchgefroren, als er kurz darauf aus dem Wagen stieg, um den Mechaniker zu begrüßen. Dabei nieste er ein paarmal.
“Passen Sie bloß auf”, meinte der Mechaniker fröhlich, während er die widerspenstigen Muttern mit einem Schmiermittel einsprühte und wartete, bis es eingewirkt war. “Klingt so, als hätten Sie sich bös erkältet.”
Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis der Mechaniker den Reifen gewechselt hatte, denn die Muttern ließen sich nach wie vor kaum lösen.
Nachdem er sich bei dem Mechaniker bedankt hatte, stieg Alex wieder in den Wagen und ließ den Motor an.
Unsicher blickte Claire zur Küchenuhr. Wo steckte Alex? Sie war davon ausgegangen, dass er zum Abendessen zurück sein würde, aber jetzt war es bereits nach neun und das Essen längst kalt.
Zuerst hatte sie mit dem Gedanken gespielt, in der Firma anzurufen, doch dann hatte sie sich ins Gedächtnis gerufen, dass er nur ihr Untermieter war – und mehr sollte zwischen ihnen schließlich auch nicht sein.
Es war ihr nicht leichtgefallen, die innere Stimme zu ignorieren, die sie als Lügnerin bezeichnet hatte, aber irgendwie hatte sie es geschafft. Sein Nichterscheinen war für sie ein Beweis dafür, dass Alex ganz sicher nicht fortsetzen wollte, was am Nachmittag zwischen ihnen passiert war.
Er hatte sie davor gewarnt, vor ihm wegzulaufen, aber vielleicht hatte er sich genau wie sie vom Zauber des Moments gefangen nehmen lassen und alle Vernunft vergessen.
Hannah war bei ihr gewesen, um ihr wie versprochen ein Buch über alte englische Rosengärten vorbeizubringen. Claire beschloss sich einen Tee zu machen und sich dann ins Wohnzimmer zu setzen, um in dem Buch zu blättern. Sie hatte es sich gerade gemütlich gemacht, als sie durch das Fenster die Scheinwerfer von Alex’ Wagen sah. Sie biss sich auf die Lippe, denn sie wusste nicht, ob sie sitzen bleiben oder aufstehen sollte, um ihn zu begrüßen.
Da sie seine Vermieterin war, musste sie ihn wohl wenigstens fragen, ob er noch etwas essen wollte. Allerdings war sie nicht sicher, wo sie die Grenze ziehen sollte, was ihr Verhältnis zueinander betraf. Schließlich wollte sie nicht aufdringlich sein.
Außerdem war es Zeit, Felicity wieder zu füttern, und wenn sie sich zurückzog, dachte Alex vielleicht …
Was?, fragte sie sich grimmig. Dass sie Angst vor ihm habe oder verlegen sei? Damit hätte er den Nagel auf den Kopf getroffen, denn genau das war der Fall. Und sie empfand noch viel mehr. Als sie sich daran erinnerte, wie Alex sie geküsst hatte, wurde ihr ganz heiß.
Claire schluckte mühsam und sagte sich
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