Eine Frau zum Heiraten
energisch, dass sie als seine Vermieterin wenigstens versuchen musste, sich ihm gegenüber geschäftsmäßig zu geben, egal was sie für ihn empfand.
Irene würde ihr sicher die Leviten lesen, wenn sie erfuhr, dass er kein Abendessen bekommen hatte. Als Claire aufstand und zur Tür ging, hörte sie, wie er das Haus betrat und zweimal nieste.
Stirnrunzelnd öffnete sie die Tür. Als sie sah, dass er völlig durchnässt war, erschrak sie.
“Alex, was in aller Welt …?”
“Es ist nichts”, meinte er. “Ich hatte ein Problem mit dem Wagen und musste auf den Pannendienst warten. Ich hätte dich anrufen sollen, aber ich hatte keine Ahnung, dass es so lange dauern würde.”
Ein Problem … Ihr Herz schlug sofort schneller. “Du hattest doch keinen Unfall?”, erkundigte sie sich besorgt. “Du …”
“Nein, ich hatte keinen Unfall”, versicherte er ihr. “Es war nur eine Reifenpanne, aber leider …” Wieder nieste er ein paarmal hintereinander, während er vor Kälte zitterte. “Leider habe ich versucht, den Reifen selbst zu wechseln, und bin dabei klitschnass geworden.”
“Du bist ja völlig durchgefroren”, stellte sie fest. “Am besten gehst du gleich nach oben und nimmst eine heiße Dusche. Ich mache dir inzwischen einen Kaffee und etwas zu essen.”
Sie überlegte, ob sie ein Grippemittel im Haus hatte, denn Alex blieb auf der Treppe stehen, weil er wieder heftig niesen musste. Wenn er mit einer Erkältung davonkam, hatte er wirklich Glück.
Dann eilte sie in die Küche, um Wasser für Tee aufzusetzen und nach der Wärmflasche zu suchen, die sie für Notfälle gekauft hatte. Sally benutzte sie zum Beispiel immer, wenn sie erkältet war. Claire schaute auch im Medizinschrank nach und seufzte erleichtert auf, als sie das Grippemittel fand, auf das Sally schwor. Es war klar, wem Irene Vorwürfe machen würde, wenn Alex krank wurde.
Er war an ein ganz anderes Klima gewöhnt, wie Claire sich ins Gedächtnis rief, als sie etwas Brandy in den Kaffee tat, den sie für ihn gemacht hatte. Vielleicht war es das Beste, wenn er gleich ins Bett ging, statt noch einmal zum Essen nach unten zu kommen. Sie konnte ihm genauso gut ein Tablett nach oben bringen.
Als sie vor seinem Zimmer stand, war die Tür angelehnt. In Anbetracht der Tatsache, was das letzte Mal passiert war, als sie sein Zimmer betreten hatte, zögerte Claire jedoch und klopfte schließlich an.
“Alex?”, rief sie unsicher.
Sein heiseres “Herein” bestätigte ihre Vermutung, dass es ihm nicht gut ging.
“Ich habe dir Kaffee gemacht”, erklärte sie. “Und ich habe etwas Brandy hineingetan, damit …”
“Wunderbar”, lobte er. Er saß auf der Bettkante und trug wieder den Bademantel. Als er die Hand ausstreckte, um den Becher entgegenzunehmen, stellte sie fest, dass sein Gesicht bereits fiebrig wirkte.
“Ich glaube, du hast Fieber”, sagte sie.
“Wahrscheinlich hast du recht”, bestätigte Alex. Er fühlte sich überhaupt nicht gut. Als Kind war er sehr empfindlich gewesen und hatte daher oft schwere Atemwegsinfektionen gehabt, aber mittlerweile schien er bessere Abwehrkräfte zu haben. Jetzt allerdings hatte er wieder dieselben Symptome wie damals.
“Du solltest etwas essen”, meinte Claire. “Aber bleib lieber hier oben. Du siehst …”
“Mach dir keine Sorgen. Ich brauche nur viel Schlaf und noch mehr von deinem Kaffee, dann geht es mir besser.”
“Ich könnte dir ein Omelett machen”, erbot sie sich, doch er schüttelte den Kopf.
“Ich glaube, ich kann jetzt nichts essen. Mein Hals tut verdammt weh.”
“Ich habe ein gutes Grippemittel, das denselben Wirkstoff enthält wie Aspirin”, versuchte sie es noch einmal, woraufhin er wieder den Kopf schüttelte.
“Dagegen bin ich allergisch”, bemerkte er trocken. “Keine Angst, es ist nicht so schlimm.”
Als er den besorgten Ausdruck in ihren Augen sah, war er versucht, die Situation auszunutzen und etwas zu übertreiben. Wenn es ihm nicht so schlecht gegangen wäre, hätte er es glatt getan. Schließlich schauderte er unwillkürlich und nieste wieder. Sofort drängte Claire ihn, sich ins Bett zu legen.
“Ich kann nicht”, erklärte er.
“Du kannst nicht? Aber …”
Auf ihren verwirrten Blick hin erwiderte er: “Um mich ins Bett legen zu können, muss ich erst den Bademantel ausziehen. Und wenn ich das tue …” Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, und als ihr Blick auf seinen Ausschnitt fiel, wurde ihr plötzlich klar, was Alex damit
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