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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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müssen, ohne Chamfers' Akten gesehen zu haben. Die Qual der Wahl. Ich wandte mich nach links.
    Die Böden waren so dick, dass nicht viel Geräusch hindurchdrang. Ich konnte keine Stimmen über mir hören, aber hin und wieder kam ein dumpfer Aufschlag, wenn jemand einen schweren Gegenstand fallen ließ. Ich ging schnell, ohne mir Sorgen zu machen, jemand über mir könne meine Schritte hören. Ich nieste sogar wieder und versuchte nicht, es zu unterdrücken.
    An der Tür, die mich vom Haupteingang trennte, wurde ich vorsichtig. Sie war aus solidem Metall, saß plan auf dem Boden und hatte nicht einmal ein Schlüsselloch, durch das ich hätte schauen können. Der Sperrriegel ging von außen zu, ließ sich aber auf meiner Seite zurückschieben. Ich schob mit unendlicher Sorgfalt den Riegel auf ... wartete, bis ich auf zehn gezählt hatte. Niemand brüllte oder ging auf mich los. Ich zog langsam an dem schweren Metallgriff, öffnete die Tür nur einen Spalt weit, damit ich mich umschauen konnte. Für Schnüffler war sie schlecht konstruiert, denn der Griff war in Brusthöhe und behinderte die Sicht. Ich schaute daran vorbei, so gut es ging. Die Luft schien rein zu sein. Was ich an Geräuschen hörte, schien aus dem oberen Stockwerk zu kommen.
    Ich zog die Tür weiter auf und schlüpfte hindurch, behielt sie in der Hand, um sie leise zu schließen. Das Schloss schnappte mit einem schwachen Klicken zu. Ich erstarrte. Ich hatte geglaubt, ich hätte den Riegel aufgemacht, aber offenbar schloss er sich sofort wieder, als ich den Daumen wegnahm. Jetzt war ich eingeschlossen, mit wem auch immer, der über mir warten mochte. Weil dieser exponierte Eingang ein ganz dummer Ort war, ein kompliziertes Schloss zu bearbeiten, würde ich das Beste aus der Situation machen müssen.
    In solchen Augenblicken kann man nichts Schlimmeres tun, als mit sich zu schimpfen. Wenn man einen Fehler macht, sollte man das schnell vergessen und weitermachen, sich den Verstand nicht mit Vorwürfen trüben. Weil die Tür vor der Treppe lag, wusste ich nicht, ob jemand auf der Treppe war. Ich konnte jetzt Stimmen hören, Ächzlaute und schwache Rufe: »Halt doch fest!« oder »Scheiße!«, und danach ein lautes Poltern.
    Ich schlich aus meiner Zuflucht heraus. Die Vordertür war angelehnt. Durch den Spalt konnte ich drei Autos ausmachen, aber der Blickwinkel war zu schlecht und das Licht zu trüb, als dass ich hätte sagen können, ob ich eins der Autos schon einmal gesehen hatte. Die Tür am oberen Ende der Treppe, die bei meinem früheren Besuch zu gewesen war, stand weit offen. Von unten aus konnte ich nicht viel mehr als einen Meter hineinsehen. Im Eingangsbereich schien niemand zu sein. Ich hielt mich an die Seite der Treppe und ging so leise wie möglich hinauf.
    Die letzten Stufen nahm ich auf allen vieren, und oben legte ich mich flach, um nach vorn zu schauen. Ein unbeleuchteter Laufsteg führte von der Tür zu einem hell erleuchteten, offenen Bereich darunter. Die Ächzlaute und das Gepolter kamen von dort. Außerdem hörte ich das Scheppern der Kräne. Eine Handvoll Männer bewegte sich langsam am Zugang entlang und manövrierte ein riesiges Rad.
    Der Laufsteg überspannte einen kleinen Lagerraum. Zu beiden Seiten dräuten riesige Umrisse in der Größe von Kühen. Das waren vermutlich alte Maschinen, aber das Licht aus dem Raum darunter warf hinter ihnen massige Schatten, nicht von Kühen, sondern von Ungeheuern aus dem Urschlamm, der Chicago hervorgebracht hatte. Bei der Vorstellung erschauerte ich.
    Ich wartete, bis die vier Paar Beine vor mir mit dem Transport des Rades fertig waren, dann richtete ich mich auf und rutschte auf einen Schatten in der Nähe zu. Der Umriss vor mir war eindeutig aus Metall, nicht aus Fleisch und Blut, und war von einer dicken Staubschicht überzogen. Ich hielt mir fest die Nase zu, um ein weiteres Niesen zu unterdrücken.
    Meine Augen hatten sich so an das trübe Licht gewöhnt, dass ich die großen Umrisse ausmachen konnte, aber nicht die kleinen Abfallstücke, die den Boden übersäten. Der Bereich schien seit Jahren die Müllkippe von Diamond Head zu sein. Während ich vorsichtig den Boden überquerte, stieß ich ständig gegen Rohre, Drahtstücke und andere Dinge, die ich nur erraten konnte. Schließlich brachte ich mich in eine Position, von der aus ich ein gutes Stück des erleuchteten Bereichs sehen konnte.
    Ich schaute auf den breiten Sims über der Laderampe hinunter. Der Sims führte zu einem großen

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