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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Lagerraum, der meinem Blickfeld entzogen war. Dort schienen vier Männer Flaschenzüge zu benutzen, um riesige Spulen über den Rand zu befördern. Auch das war außerhalb meiner Sichtweite, aber ich vermutete, der Kran bringe die Spulen zu der Laderampe darunter, wo sie auf die Lastwagen verladen werden konnten. Aus der Größe einer Spule, die sie vorbeischoben, während ich zuschaute, schloss ich, sie könnten nicht mehr als eine in einen Lastwagen laden. Es war die Art von Last, die normalerweise auf einem Tieflader transportiert wird. Ich wusste nicht, wie sie so etwas auf einen Lastwagen verfrachten wollten, von der Befestigung ganz zu schweigen. Außerdem wusste ich nicht, was auf den Spulen sein mochte. Was wurde so verpackt? Irgendwelche Metallschlangen.
    Ich verrenkte mir den Hals, versuchte zu sehen, ob auf der Seite irgendetwas stand. »Paragon« war in so großen Buchstaben aufgestempelt, dass es mir zunächst gar nicht auffiel. Paragon. Der Stahlkonzern, dessen Controller nicht über Diamond Head sprechen wollte. Vielleicht, weil er wusste, dass die Motorenfabrik mit den Produkten von Paragon Schwarzmarktgeschäfte machte?
    Ohne Vorwarnung kam das Niesen, das ich unterdrückt hatte, mit der Heftigkeit einer Maschinengewehrsalve heraus. Ich hoffte, der Lärm des Flaschenzugs würde mich übertönen, aber zwei der Männer waren offenbar eben auf der anderen Seite des Eingangsbereichs. Sie riefen den anderen etwas mit lauten Stimmen zu. Eine kurze Auseinandersetzung: Hatten sie etwas gehört, oder bildeten sie sich das nur ein?
    Ich ging hinter einer riesigen Metallplatte in Deckung. Die Vogel-Strauß-Methode. Wenn ich sie nicht sah, würden sie mich auch nicht bemerken. »Ach, Herrgott noch mal, Gleason. Wer sollte schon hier sein?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass der Boss angerufen und mich vor einer Detektivin gewarnt hat, die hier herumschnüffelt. Und ihm hat jemand geflüstert, dass sie heute Nacht hier in der Gegend ist.«
    Der erste Sprecher lachte laut auf. »Eine Detektivin. Ich weiß nicht, wer der größere Trottel ist - du oder Chamfers. Wenn's dich glücklich macht, können wir uns mal umschauen - soll ich dir das Händchen halten?« Die letzten Worte kamen mit einem hässlichen Hohngelächter heraus.
    »Ist mir doch scheißegal. Ruf du doch den Boss an und sag ihm, du warst zu feige, nach Schnüfflern Ausschau zu halten.«
    Ich schob die Hand ins Jackett, wo die Smith & Wesson war. Ein Taschenlampenstrahl in Industriestärke zerriss die Finsternis im Lagerraum. Schritte näherten sich, zogen sich zurück, wirbelten den Staub auf, der meine Nase unerträglich reizte. Ich hielt den Atem an, während es mir fast die Ohren zerriss. Ich unterdrückte das Niesen, aber die Bewegung riss mich auf die Fersen zurück; meine Hand mit der Pistole darin kratzte gegen die Metallplatte.
    Der Strahl der Taschenlampe stach wie ein langer Finger auf mich ein. Die Haut auf meinen Wangen juckte, und ich bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Ich beobachtete den Boden, wartete ab, bis die Füße zu erkennen gaben, wo der Angriff zu erwarten war. Sie kamen von links. Ich stürzte nach rechts, in den Ladebereich.
    Zunächst blendete mich das helle Licht, und ich konnte nichts erkennen. Der Lärm war so laut, dass er die Rufe der Männer hinter mir übertönte. Ich rutschte um die Spule von Paragon herum und wäre fast mit zwei weiteren Männern zusammengestoßen. Sie hielten am Rand der Rampe eine weitere Spule im Gleichgewicht und schauten nicht auf, damit beschäftigt, eine Schlinge um die Spule zu legen. Als ich auf der Rampe herumhampelte und die Lage einschätzte, fiel mir das Etikett auf der Spule auf: KUPFERDRAHT. INDUSTRIEQUALITÄT.
    »Haltet sie auf, verdammt noch mal!«
    Die Männer, die mich verfolgt hatten, holten mich ein. Die zwei vor mir waren damit fertig, die Last zu verschnüren, und gaben dem Kranführer auf der anderen Seite des Raums ein Zeichen. Sie drehten sich langsam um, überrascht, glaubten nicht, dass wirklich jemand im Raum dahinter gewesen sein konnte. »Moment mal«, sagte einer von ihnen ruhig.
    Eine Hand packte mich von hinten an der Jacke. In einem Reflex trat ich mit dem Fuß zu und gewann eine Sekunde, in der ich mich losreißen konnte. Ich zielte mit der Smith & Wesson auf die beiden anderen vor mir. Einer streckte den Arm aus, während ein Mann hinter mir mich wieder packte. »So, Schätzchen, gib uns mal die Waffe und hör mit den Spielchen auf.«
    Ich schoss, und die beiden

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