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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ausgebufften Verbrecher zu sehen. Außerdem hatte ich nicht vor, ihm ohne unabstreitbare Fakten gegenüberzutreten. Ich hatte es satt, mir die Finger zu verbrennen.
    Ich erklärte das Mr. Contreras. »Ich fahre nach O'Hare. Ich muss raus aus der Stadt.« »Wohin fliegen Sie? Wieder nach Pittsburgh?«
    »Ich weiß nicht. Die Cubs sind dieses Wochenende in Atlanta. Vielleicht fliege ich einfach nach Süden und versuche, eine Karte zu kriegen.«
    Es gefiel ihm nicht. Er hasste es, mich aus den Augen zu verlieren. Aber wenn ich in der Stadt geblieben wäre, hätte es vielleicht im Polizeibericht eine Leiche mehr gegeben, wahrscheinlich nicht nur eine.

36
    Das Vermächtnis
    Das Fulton County Stadium war verglichen mit dem Wrigley Field riesig, doch nicht annähernd so viele Fans kamen hin, um die Braves anzufeuern. Es war nicht schwierig, für Sonntag eine Karte zu bekommen. Die Cubs gewannen - ein Wunder für sich. Die Jungs wussten in diesem Sommer nicht so recht, wie das Spiel ging, für das sie die Trikots anzogen.
    Ich pilgerte pflichtbewusst zum Geburtshaus von Martin Luther King und trank bei Brennan einen Ramos-Gin-Fizz. Es half, dass ich Chicago zwei Nächte lang hinter mir ließ, aber ich kam nicht über den dumpfen Schmerz hinweg, den Lottys Unglück bei mir hinterließ, die Entfremdung von ihr empfand ich als Amputation eines Körperteils. Ich flog am Montagmittag nach Chicago zurück. Auf der Hochbahnfahrt in die Stadt versuchte ich, meine Gedanken wieder auf die Arbeit zu richten, die vor mir lag.
    Ich klopfte an Mr. Contreras' Tür, damit er wusste, dass ich zu Hause war. Er war draußen - bei seinen Tomaten, wie ich durch das Küchenfenster sah. Ich hatte den Glaser für Notfälle vergessen, aber mein großzügiger Nachbar hatte seine verletzten Gefühle geschluckt und den Mann hereingelassen, wie mir ein Zettel am neuen Fenster mitteilte. Ich spielte mit einem Stückchen Kitt. Die einzige mir bekannte Methode, Depressionen in Schach zu halten, ist Arbeit. Ich musste zur Bank of Lake View und versuchen herauszubekommen, warum Mrs. Frizell ihr Konto dort aufgelöst hatte. Außerdem wollte ich Ben Loring bei Paragon Steel etwas unter Druck setzen. Doch zunächst versuchte ich es bei dem Alarmdienst. Für den nächsten Morgen konnte ich eine Installation bestellen. Die Bank war schon geschlossen, aber Ben Loring saß in Lincolnwood zweifellos immer noch über den Zahlen von Paragon Steel. Ich wählte die Nummer des Konzerns und wurde zu Sukeys tiefer, schöner Stimme durchgestellt.
    »Hier ist V. I. Warshawski. Ich war am Freitagnachmittag bei Ihnen, um mit Ben Loring und seiner Runde zu sprechen.«
    »O ja, Ms. Warshawski. Ich erinnere mich deutlich.«
    »Ich habe noch eine Frage an ihn. Es geht um etwas, das ich erst nach meinem Besuch erfahren habe.«
    »Es tut mir leid, aber er hat ausdrücklich gesagt, er will nicht mit Ihnen sprechen, falls Sie anrufen.« Die klangvolle Stimme übermittelte persönliches Bedauern. Jemand hätte sie wirklich zum Probesingen für die Bühne einladen sollen.
    »Ich habe nicht vor, mich an Ihnen vorbeizumogeln. Aber könnten Sie ihm ausrichten, ich weiß jetzt, dass jemand bei Diamond Head mitten in der Nacht Kupferdrahtspulen von Paragon verlädt? Fragen Sie ihn, ob er das für einen ganz normalen Geschäftsvorgang hält.«
    Sie ließ mich in der Leitung warten. Fünf Minuten später blaffte Ben Loring mich an, wollte wissen, was für einen Scheißdreck ich da redete, für wen ich arbeitete, was zum Teufel ich wollte. »Ihnen eine Information geben. War das eine Überraschung für Sie?« »Woher wissen Sie das? Haben Sie irgendwelche Beweise?«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich habe mich an eine Ihrer Spulen geklammert, während sie an einem Kran hing. Vermutlich hat mir die Spule das Leben gerettet. Ich rufe also aus reiner Dankbarkeit an.«
    »Spielen Sie mir nicht das niedliche Dummerchen vor, Warshawski - dazu sind Sie nicht der Typ. Nennen Sie mir Einzelheiten. Und sagen Sie mir, warum Sie anrufen.« Ich vermittelte ihm knapp ein Bild dessen, was ich gesehen hatte. »Ich hab's so satt, von Leuten herumgestoßen zu werden, die was mit Diamond Head zu tun haben. Wenn nicht bald jemand mit mir redet, gebe ich meine Informationen an die Bundesbehörden weiter. Vielleicht sogar an die Presse.«
    Ich hörte ihn flüstern: »Oh, Scheiße«, aber sonst sagte er nichts. »Wir müssen reden, Warshawski. Aber ich muss vorher mit der Geschäftsleitung sprechen. Wann

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