Eine für alle
Übernachtungstasche, dazu ein zusätzliches Pistolenmagazin, und ging nach unten. Ich würde mit der Hochbahn nach O'Hare fahren und das erste Flugzeug nehmen, in dem noch ein Platz frei war.
Ich dachte daran, mich auf dem Weg hinaus an Mr. Contreras' Wohnung vorbeizuschleichen, aber das wäre dem alten Mann gegenüber wirklich unfair gewesen. Ich hätte mir keine Gedanken zu machen brauchen: Er machte die Tür auf, bevor ich den Fuß der Treppe erreicht hatte.
Er musterte mich, die Hände in den Hüften. »Sie haben sich also in den Sanitary Canal jagen lassen, was? Nachdem Sie mir eingeredet hatten, Sie wollten sich ein paar Tage verstecken. Viele Nächte wie die gestern halte ich nicht mehr aus, das ist eine Tatsache. Glauben Sie ja nicht, dass ich mich bei Ihnen entschuldige, weil ich diesen Sergeant Rawlings dazu gebracht habe, in Ihre Wohnung zurückzugehen, denn ich denke nicht daran. Wenn Sie schon niemanden in Ihre Pläne einweihen, muss ich wenigstens dafür sorgen, dass die Cops auf Sie aufpassen.«
»Danke. Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen. Ich habe zwar bis Mittag geschlafen, ohne zu wissen, dass ein Cop auf meiner Couch liegt, aber ich bin mir sicher, es lag am unterschwelligen Bewusstsein, dass ich überhaupt schlafen konnte.« Er ächzte entnervt. »Kommen Sie mir doch nicht mit Ihrem hochgestochenen Wortschatz. Ich weiß, dass Sie nur so reden, wenn Sie sauer sind, aber Sie haben wirklich keinen Grund dazu. Ich bin derjenige, der plötzlich um fünf Uhr morgens erfahren hat, dass Sie sich fast umgebracht hätten. Schon wieder.«
»Nein!«, rief ich schärfer, als ich wollte. »Ich kann im Augenblick einfach keine Vorwürfe ertragen.«
Er protestierte heftig - ich müsse lernen, Vorwürfe einzustecken, solange ich keine Rücksicht auf seine Gefühle nähme, von seiner Sorge ganz zu schweigen -, aber die Verzweiflung muss mir im Gesicht gestanden haben. Nach einer Weile hörte er damit auf und fragte, wo das Problem liege.
Ich versuchte, mich zu einem Lächeln zu zwingen. »Eine üble Nacht und zu viele Leute, die auf mir herumhacken.«
»Es wäre leichter für mich, nicht auf Ihnen herumzuhacken, wenn ich wüsste, was Sie vorhatten.«
Ich schloss einen Moment lang die Augen, als könnte ich dadurch die Welt zum Verschwinden bringen. Aber je früher ich mit meinem Bericht anfing, desto schneller hatte ich ihn hinter mir. »Ich bin bei Diamond Head eingebrochen. Dazu musste ich durch ein Fenster springen, gute drei Meter über dem Boden. Dann hing ich an einer Kupferspule an einem Kran, bin am Kranportal hinuntergekrochen, um nicht gegen die Wand geschmettert zu werden, und in den Kanal gesprungen, weil mich sonst ein Auto überfahren hätte. Ich weiß, dass Sie ein Teufelskerl sind - in meinen Augen sind Sie einfach wunderbar -, aber wenn ich Ihnen von meinen Plänen erzählt hätte, hätten Sie darauf bestanden mitzukommen. Und solchen Aktionen sind Sie einfach nicht gewachsen. Tut mir leid, aber Sie sind es wirklich nicht.«
Ihm liefen unerwartet die Augen über. Er wandte den Kopf ab, damit ich nicht sehen konnte, wie er die Tränen wegwischte. Großartig. Jetzt weinten alle, die ich kannte, unisono. Mich eingeschlossen.
»Ach, das verstehen Sie nicht, Engelchen. Mir liegt was an Ihnen - ach, zum Teufel damit, Sie wissen, dass ich Sie liebe. Ich weiß, ich habe Ruthie und meine Enkelsöhne, aber die gehören nicht so zu meinem Leben wie Sie.« Er sprach mit abgewandtem Kopf; ich musste mich anstrengen, um die Worte zu verstehen. »Ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen als Sie. Ich weiß, Sie passen gern selbst auf sich auf, aber es tut mir weh, dass ich Sie nicht beschützen kann, nicht mit Ihnen durch Fenster springen kann. Vor zwanzig Jahren - ach, was hat es schon für einen Sinn, sich zu beklagen. Eines Tages wird es Ihnen genauso gehen, dann werden Sie wissen, was ich meine. Das heißt, Sie werden es wissen, wenn Sie nicht vorher jemand umlegt.« Ich führte ihn sanft ins Wohnzimmer und setzte ihn in den senfgelben Sessel. Ich hockte mich neben ihn, die Hand auf seiner Schulter. Peppy, die seinen Kummer spürte, ließ die Welpen kurz im Stich und schnüffelte an sein en Knien. Er streichelte sie geistesabwesend. Nach ein paar ruhigen Augenblicken lächelte er mit herzzerreißender Tapferkeit.
»So, Sie hingen also an einem Portalkran, was? Wenn ich das nur hätte sehen können. Wer war dort? Weshalb mussten Sie das tun?«
Ich gab ihm einen Kurzbericht meines Abends.
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