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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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können Sie herkommen? Morgen früh?«
    Ich dachte an die Installation der Alarmanlage. »Ich habe ziemlich viel zu tun. Könnten Sie vielleicht herkommen?«
    »Morgen Vormittag kann ich nicht weg. Ich rufe Sie an. Aber sprechen Sie mit niemandem, bevor Sie von mir gehört haben.«
    »Ach, Mist, Loring. Ich baumle Ihnen zuliebe nicht ewig an einer Spule.«
    »Das verlange ich auch gar nicht von Ihnen, Warshawski. Bloß ein paar Tage. Vielleicht melde ich mich sogar noch heute Abend bei Ihnen. Geben Sie mir Ihre Nummer.«
    »Aye, aye, Skipper.« Ich salutierte dem Hörer stramm, als wir auflegten, aber das konnte Loring natürlich nicht sehen.
    Was jetzt? War er in die Sache verwickelt und versuchte, ein paar Stunden Zeit zu gewinnen, um den Fall zu vertuschen oder um mir den Schädel einzuschlagen? Wenigstens wurde Letzteres durch den Streifenwagen, den Rawlings angefordert hatte, erschwert.
    Ich musste den Impala abholen und meine Sachen bei Mrs. Polter einsammeln, ehe sie sich dafür Feuerlöscher kaufte.
    Auf dem Weg hinaus klopfte ich an Mr. Contreras' Tür. Er war wieder in der Wohnung und wirkte sehr erleichtert, als er mich sah. Ich ließ die Flut an Informationen über den Glaser an mir vorbeiziehen, bedankte mich, als die Brandung kurz stockte, und erklärte dann, warum ich ausging.
    »Ich könnte uns später ein Abendessen machen«, bot er zögernd an.
    Ich umarmte ihn kurz. »Ich habe oben etwas Huhn, das ich heute Abend zubereiten wollte. Warum darf ich nicht zur Abwechslung mal was für Sie kochen?«
    Er ging mit mir zur Tür. »Fallen Sie nicht wieder in den Kanal, Engelchen. Ich weiß, dass Sie eine Menge Wasser trinken, aber diese Brühe ist ungesund.«
    Vinnie kam ins Haus, als ich gehen wollte. Mr. Contreras und ich starrten ihn an, versuchten, ihn uns als raffinierten Gauner vorzustellen. In seinem hellgrauen Sommeranzug und mit der eng geknoteten Krawatte schien er uns aber nur ein fader Bürotyp zu sein.
    »Abend, Vinnie«, sagte ich fröhlich. »Haben Sie Anlagetipps für uns?« Er schaute mich mit steinerner Miene an. »Verkaufen Sie Ihre Eigentumswohnung, Warshawski. Mit der Gegend geht es aufwärts, da können Sie bald die Grundsteuer nicht mehr bezahlen.«
    Ich lachte, spürte aber, dass Mr. Contreras wütend wurde. Als ich hinausging, hörte ich eine Schmährede, die mit »junger Mann« anfing und weiß Gott wo enden konnte. Ich ging zur Kreuzung zwischen der Belmont Avenue und der Halsted Street, um die Hochbahn zu nehmen. Niemand schien mir zu folgen. Meine Beine taten weh, als ich die Treppe zum Bahnsteig hinaufging. Mr. Contreras hatte recht: Der Tag würde kommen, an dem ich nicht mehr in der Lage war, am Kronleuchter zu schaukeln - ich spürte den Schatten, den dieser Tag warf, jetzt schon in den Knochen.
    Die Klimaanlage in dem Zug, in den ich stieg, funktionierte nicht, und die Fenster gingen nicht auf. Die Sox hatten heute Abend ein Heimspiel. Fröhliche Fans in abgeschnittenen Jeans hatten sich der Pendlerflut angeschlossen und machten die Fahrt erstickend unbehaglich.
    Als ich an der Thirty-first Street ausstieg, war ich so froh, wieder draußen zu sein, dass ich beschloss, zu Fuß zum Impala zu gehen. Ich winkte dem Bus Nummer 31 flüchtig zu, als er von der Haltestelle abfuhr, erleichtert, dass ich nicht zu den stehenden Sardinen gehörte, die an einem so schwülen Abend hineingepfercht waren.
    Meine Nikes lagen auf dem Grund des Kanals. Die Halbschuhe, die ich angezogen hatte, boten nicht viel Halt. Auf dem halben Weg zum Auto taten mir schon die Füße weh, aber ich stapfte tapfer an den Bushaltestellen vorbei. Wieder zogen am Abendhimmel Regenwolken auf. Die ersten Tropfen fielen, als ich in die Damen Avenue kam. Ich sprintete zum Thirty-first Place, wo ich den Impala abgestellt hatte.
    Die Schlüssel waren in meiner Jeanstasche gewesen, als ich in die Brühe sprang. Der Ring sah rostig aus, aber die Zündung funktionierte ohne Stottern. Ich hatte außerdem Mrs. Polters Schlüssel gerettet. Der Knoten in der Gürtelschlaufe hatte meine Schwimmübungen von Freitagnacht überstanden.
    Als ich zu ihrem Haus in der Archer Avenue kam, fiel starker Regen. Ich rannte die wacklige Treppe hinauf, rutschte in den Halbschuhen auf dem morschen Holz aus. Ich war klatschnass, ehe ich oben war. Meine klammen Finger fummelten am Haustürschloss herum.
    Als ich es aufbekam, stand mir Mrs. Polter gegenüber. Der Flur war so dunkel, dass ich kaum etwas sehen konnte, aber das Zwielicht hinter

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